(„Salt“ directed by Phillip Noyce, 2010)
Nachdem sich Phillip Noyce ja bereits in den 90er Jahren durch seine Romanadaptionen von Tom Clancy mit der Spionage- und/oder Kalte Krieg-Thematik auseinandergesetzt hatte, wagte er sich mit seinem aktuellen Kinofilm Salt sozusagen an einem Revival eines mittlerweile doch sehr vernachlässigten Genres, das ebenso neu entdeckte Bond-Franchise mal außen vor gelassen.
Nach gut zwanzig Jahren ist es nun aber nicht mehr Harrison Ford der die Patriotismuskeule schwingen darf, sondern seine Nachfolgerin heißt Angelina Jolie, die dem Regisseur spätestens seit Der Knochenjäger bestens bekannt sein dürfte. Das Drehbuch vertraute man hingegen Kurt Wimmer (Equilibrium) an, was ja nicht immer automatisch nur Gutes bedeuten muss (Ultraviolet).
Der Film verliert kaum Zeit mit Erklärungen oder womöglich irgendwelchen Charakterstudien, nach kurzem Smalltalk zwischen den beiden Protagonisten und CIA-Agenten Evelyn Salt (Angelina Jolie) und Ted Winter (Liev Schreiber), startet Salt sehr furios durch und spielt seine (Action)karten aus. Nachdem ein russischer Überläufer (Daniel Olbrychski) von Evelyn Salt verhört wird, gibt dieser Wissen über einen geplanten Anschlag auf seinen eigenen Präsidenten preis. Bei einem USA Besuch soll ein noch aus Sowjetzeiten stammender Schläfer zuschlagen um damit das weltpolitische Gefüge ins wanken zu bringen. Der Clou an der Sache: der Deserteur identifiziert Agentin Salt als angeblichen Doppelspion und designierten Präsidentenmörder, was bei der Agency natürlich für ein heilloses Durcheinander sorgt.
Mit dem Vorwand sie müsse ihren geliebten Mann (August Diehl) beschützen und diesen warnen, widersetzt sich Salt dem Befehl vorerst in Gewahrsam genommen zu werden und flüchtet auf relativ spektakuläre Weise aus dem Regierungsgebäude. Zur Überraschung ihrer Vorgesetzten und auch der Zuschauer scheinen ihre weiteren Taten aber lediglich ihre Arbeit für die Russen zu bestätigen anstatt zu dementieren.
Das folgende Katz- und Mausspiel soll den Zuschauer in die Irre führen und wohl auch etwas Neues bieten, was allerdings nicht so recht gelingen will, denn wer Hollywood kennt, der weiß auch, dass der obligatorische Twist nur eine Frage der Zeit ist. Nichts desto trotz unterhält Salt über die gesamte Spielzeit, die mit ihren ca. 90 Minuten erst gar nicht die Chance erhält auszuarten oder gar langweilig zu werden. Dass Jolie die Heldin markieren kann weiß man, auch wenn die Tomb Raider Verfilmungen nicht gerade an erster Stelle ihres Portfolios stehen werden. Sie spielt ihren Part, der wohl am ehesten an die eiskalte Killerin aus Wanted erinnert, ohne große Makel und hat mit Liev Schreiber einen soliden und routinierten Partner an ihrer Seite.
Die Ideenfabrik in Hollywood muss aber tatsächlich aus den letzten Löchern schnaufen, holte man mit dem Kalten Krieg, ein heutzutage doch sehr befremdend wirkendes Thema aus der untersten Schublade hervor. Autor und Regisseur gelingt es aber zum Glück doch noch genügend spannenden Stoff zusammenzuwürfeln und die Story – wenn man beide Augen ganz fest zudrückt – irgendwo glaubhaft erscheinen zu lassen.
Durchaus taugliches Popcornkino das, traurig aber wahr, mitunter zum Besten gehört was das diesjährige Sommerloch zu bieten hat. Der Schluss lässt logischerweise dann noch die Türen für ein mögliches Sequel offen das, wenn man eine ähnliche Qualität beibehält, durchaus interessant sein könnte.
Da mein werter Kollege die Zusammenfassung hinsichtlich der Handlung bereits bestens ausformuliert hat, möchte ich mich dieser anschließen und lediglich mein eigenes Empfinden in diese Rezension einfließen lassen. Was Filme mit Angelina Jolie angeht, bin ich eigentlich sehr skeptisch, denn wer Filme wie Mr. & Mrs. Smith nicht ablehnt, ist bestimmt für JEDEN Quatsch zu haben. Doch glücklicherweise hat mich die Unentschlossenheit meines Kollegen sehr neugierig gemacht, denn normalerweise herrscht Klarheit bei ihm. Also musste der Film dann doch noch gesichtet werden.
Die Story lässt keine Zeit zur Pause, wenn man meint die Situation beruhigt sich, geht es gerade erst so richtig los. Eine Explosion jagt die nächste, genau wie es bei den Agenten der Fall ist. Viel Verwirrung soll aufkommen, doch Salt bietet so eine klare Übersicht, dass es dem Zuschauer ein Leichtes ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und zwar auf die fein auswendig gelernten Kampfchoreographien, sowie die kalkulierte Zerstörungswut Salts. Doch auch wenn alles zu strukturiert wirkt, dieser Streifen hat etwas, das ihn von anderen Agentenfilmen unterscheidet, er verzichtet auf überflüssige Längen, um die einzelnen Charakter zu erklären und dem Betrachter näher zu bringen. Es geht einfach immer weiter, die Minuten verstreichen wie im Fluge und der Film unterhält, wenn auch auf mittelmäßigem Niveau, bestens. Nur hin und wieder blitzt ein Hauch der oberflächlichen Erklärung auf, um den Zuschauer nicht ganz blöd da stehen zu lassen. Ein großer Pluspunkt und das Argument schlechthin, Salt zumindest einmal in der Videothek auszuleihen oder im Free TV zu beäugen.
Fazit: Einmal ansehen, angetan nicken und überrascht sein, wie schnell der Film mit samt seiner recht unwichtigen Details wieder aus dem Hirn verschwunden sein wird. Doch positiv überrascht bin ich immer noch, denn für den Moment ist Salt wirklich nicht das Schlechteste.
Salt ist seit 6. Dezember auf Blu Ray und DVD erhältlich
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