(„OXV: The Manual“ directed by Darren Paul Fisher, 2014)
Marie (Eleanor Wyld) ist einer dieser Menschen, denen im Leben alles zufliegt: Der Zug fährt ein, wenn sie den Bahnsteig betritt, sie findet immer den richtigen Geldbetrag auf der Straße, jeder will mit ihr befreundet sein. Ein Zufall ist das nicht, denn sie gehört den Auserwählten mit einer sehr hohen Frequenz, und diese bestimmt, wieviel Glück man im Leben haben wird. Allein deshalb schon haben die Schwärmereien von Zak (Daniel Fraser) für das Wunderkind kaum Aussicht auf Erfolg: Seine Frequenz ist niedrig, sogar im negativen Bereich, eine Anomalie der Natur, der geborene Pechvogel. Doch trotz der Rückschläge und der minimalen Erfolgsaussichten, aufgeben will der junge Mann nicht: Er will mit Marie zusammen sein, selbst wenn er dafür die Naturgesetze ändern muss.
Schon seit Jahrhunderten tobt der philosophische Streit zwischen den Anhängern des freien Willens und denen, für die das nur eine Illusion ist, jede Handlung und jedes Ereignis die Folge von Gesetzmäßigkeiten – selbst wenn wir diese nicht verstehen. Auch in Frequencies steht dieser Grundsatzstreit im Fokus, verpackt wird dieser jedoch in eine Romanze, die sich der Mittel des Science Fiction bedient. Klingt ungewöhnlich? Ist es auch, und allein damit schon deutlich interessanter als die meisten Genrekollegen, die sich der Frage widmen, ob der Junge nun das Mädchen bekommt oder nicht.
Von Anfang an geht Regisseur und Drehbuchautor Darren Paul Fisher hier ganz eigene Wege, zeigt dass man auch mit minimalem Budget eine packende Sci-Fi-Geschichte erzählen kann, wenn die Ideen da sind. So trägt jeder Schüler des Colleges, an dem die Frequenzen ermittelt werden, den Vornamen eines berühmten Wissenschaftlers, Marie und Zak können nur eine Minute miteinander verbringen, ohne dass ein Unglück geschieht. Und auch die Korrelation zwischen Glück und Empathie – wer Glück im Leben hat, empfindet automatisch weniger für andere Menschen – ist ein interessanter, geradezu existenzieller Gedanke. Und doch ist Frequencies eben keine trockene Philosophiestunde, sondern gerade zu Beginn eher melancholisch-märchenhaft, auch dank seiner wunderschönen Musik. Und reichlich skurril.
Wirklich viel erklärt wird jedoch nicht. Schon das Prinzip der Frequenzen wird dem Zuschauer relativ kommentarlos vorgesetzt, ohne wahnsinnig ins Detail zu gehen. Und auch wenn Fisher immer mal wieder die Perspektive wechselt, um einzelne Szenen noch einmal etwas anders zu erzählen und so relativ geschickt tiefer in die Geschichte eintaucht, alle Fragen werden nicht beantwortet. Im Gegenteil: Während der Abspann über den Fernseher ruckelt, hat man das Gefühl, eher weniger zu wissen als zuvor. Das dürfte nicht wenige frustrieren, vielleicht hätte man zum Schluss doch nicht ganz so viele Elemente und Wendungen hineinpacken müssen, wenn diese ohnehin sang- und klanglos fallengelassen werden.
Doch auch wenn der sehr gute Eindruck des Beginns nicht den ganzen Film über anhält, immerhin ist man aber um einige wertvolle Denkansätze reicher. Und um eine Romanze, die einem mit ihrem geborenen Verlierer deutlich mehr zu Herzen geht als so manche, die dem wahren Leben nachempfunden sein soll. Für Freunde etwas anderer Science-Fiction-Geschichten, denen es mehr auf die Geschichte als auf tolle Effekte ankommt – die gibt es hier praktisch gar nicht –, und philosophische Interessierte ist Frequencies daher ein Geheimtipp, dem man zumindest eine Chance geben sollte.
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