Zwar gelingt es dem Geheimagenten James Bond (Pierce Brosnan) zur Zeit des Kalten Krieges eine sowjetische Chemiewaffenfabrik in Archangelsk zu vernichten. Doch der Preis ist hoch, sein Partner Alec Trevelyan (Sean Bean) wird bei der Mission von Oberst Arkady Grigorowitsch Ourumow (Gottfried John) gefangengenommen und erschossen. Jahre später bekommt es der britische Spion erneut mit dem Russen zu tun, als der gemeinsam mit der Pilotin Xenia Sergejewna Onatopp (Famke Janssen) das russische Waffensystem GoldenEye stiehlt. Dabei wird fast das komplette Team ausgelöscht, nur Natalya Simonova (Izabella Scorupco) und Boris Grischenko (Alan Cumming) aus der Programmierabteilung überleben. Nun liegt es an Bond, die zerstörerische Waffe zurückzubekommen und den Frieden zu sichern …
Er ist wieder da
Vor der Kamera gelingt James Bond ein Kunststück nach dem anderen, aus den schwierigsten Situationen kann er sich spielend leicht befreien. Umso problematischer waren oft die Entstehungsgeschichten der einzelnen Filme. Nicht nur dass es regelmäßig zu Rechtsstreitigkeiten kam, wenn mehrere Parteien vom Kuchen haben wollten. Auch bei den Neubesetzungen, wenn der jeweils aktuelle Bond-Darsteller aufhörte, gab es Schwierigkeiten ohne Ende. Vor allem, wenn die neue Figur einen eigenen Weg einschlagen wollte. Das bekamen sowohl George Lazenby in Im Geheimdienst Ihrer Majestät und Timoty Dalton in Der Hauch des Todes bzw. Lizenz zum Töten zu spüren. Dennoch sollte Letzterer auch in einem dritten Film den britischen Agenten spielen, doch aufgrund erneuter Rechtsprobleme verzögerte sich das alles so lang, dass er doch ausstieg. Und so gab es in GoldenEye mit Pierce Brosnan einen komplett neuen Bond. Allerdings einen, der mit dem Franchise vorher schon in Verbindung stand.
Genauer war der Ire schon 1987 Wunschkandidat gewesen, was aber damals an einem Knebelvertrag von der TV-Serie Remington Steele scheiterte. Dass er viele Jahre später doch noch zuschlagen durfte, war für ihn wie auch die Reihe ein Gewinn. Kommerziell machten die Filme nach den zuvor enttäuschenden Ergebnissen einen gewaltigen Sprung nach vorne. Und das obwohl sich in der Wartezeit – die sechsjährige Pause war die mit Abstand längste in der Reihe – vieles getan hatte. Vor allem das Ende des Kalten Kriegs war eine gewisse Herausforderung, diente zuvor doch die Sowjetunion oft als Feindbild. In GoldenEye sind Spuren davon zwar nach wie vor zu finden. Aber es geht um etwas anderes. So darf der Gegenspieler, der erst relativ spät verraten wird, in einer Mischung aus Gier und persönlichen Gründen seine Ziele verfolgen. Letztere sind mit einer ungewohnten Kritik an der westlichen Welt verbunden, die hier nicht allein Weltenretter sein darf.
Starke Action, starkes Ensemble
Überhaupt gibt sich der Film nachdenklicher, als man es aus früheren Filmen gewohnt ist. Vor allem eine Szene, in der Judi Dench erstmals MI6-Oberhaupt M spielt, ist legendär geworden. Nicht nur, dass hier auf einmal eine Frau das Sagen hat. Sie darf zudem Bond entgegenpfeffern, dass er ein frauenfeindlicher Dinosaurier ist, ein Relikt vergangener Tage – womit sie nicht wenigen aus der Seele gesprochen haben dürfte. Tatsächlich orientiert sich der neue Agent an dem alten, darf Frauenverführer sein, ein Macho mit flotten Sprüchen. Es schimmert aber auch der persönliche Bezug durch, gerade zum Ende hin. Schließlich muss sich der Protagonist in GoldenEye mit einer Art Spiegelbild herumschlagen, was dem Finale deutlich mehr Wucht verleiht.
An den Actionszenen kann man eh nicht viel aussetzen. Da gibt es eine Reihe spannender Passagen, sei es der Einstieg, diverse Verfolgungsjagden, gerade der Abschnitt, in denen Bond in einen Panzer steigt, sorgte für gute Unterhaltung. Insgesamt ist GoldenEye dann auch ein starker Teil, wird von Fans oft zu den besten des gesamten Franchises gezählt – im Gegensatz zu den anderen Filmen mit Brosnan, die eher weniger wohlwollend aufgenommen wurden. Bemerkenswert ist dabei, dass Regisseur Martin Campbell wie auch Jahre später in Casino Royal den Geheimagenten auf eine Weise wiederbelebte, die nah am Ursprung bleibt und doch versucht, mit der Zeit zu gehen. Dabei kann er sich auf ein überwiegend starkes Ensemble verlassen, gerade auch die Gegenseite überzeugt dieses Mal. Dass die Geschichte recht überzogen ist, gerade auch im Vergleich zu den stärker geerdeten Vorgängern mit Dalton, stört nicht weiter. Letztendlich waren die Filme fast immer Eskapismus am Rand des Schwachsinns. Solange dieser aber so unterhaltsam wie hier ausfällt, ist die Welt in Ordnung – bis zum nächsten Film.
OT: „GoldenEye“
Land: UK, USA
Jahr: 1995
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Michael France, Jeffrey Caine, Bruce Feirstein
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Éric Serra
Kamera: Phil Meheux
Besetzung: Pierce Brosnan, Sean Bean, Izabella Scorupco, Gottfried John, Famke Janssen, Alan Cumming
Zwei Jahre nach dem Film kam mit GoldenEye 007 noch eine Adaption für das Nintendo 64 heraus. Waren vorherige Spiele um den Geheimagenten oft eine ziemliche Enttäuschung, schlug dieses ein wie eine Bombe und genießt bis heute Kultstatus.
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