300
© 2007 Warner Bros.

300

Kritik

Wir schreiben das Jahr 480 vor Christus und die riesige persische Armee hat einen sehr erfolgreichen Eroberungszug hinter sich, als sich die das Heer von König Xerxes aufmacht gen Griechenland. In Sparta wird König Leonidas I. (Gerard Butler) von einem Boten des persischen Königs zur sofortigen Kapitulation gezwungen, jedoch zeigt sich dieser wenig beeindruckt von der Drohung, ermordet den Boten und die wenigen Begleiter und versucht sein Volk davon zu überzeugen, dass es nun an der Zeit sei, den Persern die Stirn zu bieten. Während Königin Gorgo (Lena Headey) sowie seine Soldaten ganz der Meinung ihres Königs sind, verweigert das heilige Orakel wie auch der Senat seine Zustimmung für den in ihren Augen selbstmörderischen Plan Leonidas’. Unwillig noch länger auf eine Reaktion zu warten, nimmt Leonidas die Dinge selbst in die Hand, versammelt 300 der besten Krieger um sich und macht sich auf zu den Thermopylen, einem Gebirge, in welchem die Überzahl der Perser wenig ausrichten kann, müssen sie doch in geringer Stückzahl zu den Griechen vordringen.

Während der Senat Spartas außer sich ist vor Wut und Gorgo mithilfe eines loyalen Senatsmitglieds versucht die hohen Männer doch davon zu überzeugen, die gesamte Armee Spartas zur Unterstützung ihres Königs auszusenden, rücken die ersten Vorboten der persischen Armee vor. Jedoch geht Leonidas’ Rechnung auf, den egal, wie groß die Armee auch sein mag, ihre Soldaten müssen sich durch die Enge des Gebirges kämpfen, wo sie von Leonidas’ Männern, ihren Schwertern, Schilden und Speeren erwartet werden. Fast schon wagt es der König Spartas zu hoffen gegen Xerxes Heerscharen eine Chance zu haben, jedoch unterschätzt er, wie weit der Einfluss des persischen Königs geht.

Über Körper und Krieg

Nach seiner Neuinterpretation von George Romeros Dawn Of The Dead übernahm Zack Snyder die Regie bei der Adaption der Graphic Novel aus der Feder Frank Millers (Sin City) und dessen damaliger Frau Lynn Varley. Abermals zeigte sich Snyder mit 300 als großer Ästhet, der vor allem die Textur der Vorlage in die Form wie auch das Narrativ des Filmes einzuweben, was er seit 300 in fast jedem seiner Projekte versucht, mal mit ganz guten Ergebnissen, aber bisweilen auch auf Kosten des Inhalts, welcher recht dünn ausfällt, gerade bei Projekten wie Sucker Punch. In seiner stilistischen Treue zur Vorlage sowie einiger Freiheiten, die sich Snyder nimmt, gelingt aber dennoch eine Comicverfilmung, die gerade wegen ihrer Überzeichnung, der Betonung des Körperlichen und der Textur der Welt, in der die Geschichte spielt, positiv auffällt und wohl zu besten Werken Zack Snyders zählt.

Immer wieder kehrt Snyder, wie auch die Vorlage, zu dem Verständnis des Körpers als Waffe und als Ausdruck des Widerstandes, der Stärke und der Schwäche zurück. Das Stählen des Körpers wie auch des Geistes, die wiederholten Einstellungen, welche die Körper in übertriebenem Maße ästhetisieren sowie Details wie die „Rüstung“ der Spartaner, welche vor allem ihre muskulöse Physis zur Schau stellt, haben Snyders Film in vielen Feuilletons in die Nähe der Werke Leni Riefenstahls gebracht. Diese Lesart, mag sie auch in Teilen durchaus zustimmen, ignoriert allerdings die Comic-Wurzeln von 300, eine Tradition, die schon immer den Körper nicht nur ästhetisierte, sondern sich zudem in vielfacher Hinsicht bis heute als Fortsetzung der großen Heldensagen sieht.

Eine Heldensage

Hinzu kommt der narrative Rahmen, wird doch die Geschichte Leonidas’ aus der Sicht eines seiner treuesten Soldaten nach der entscheidenden Schlacht bei den Thermopylen berichtet. In der Tradition der Mündlichkeit und aus dieser Perspektive ergibt nicht nur die Ästhetik Sinn, sondern zudem das Konzept des Helden, zu welchem Leonidas wie auch seine Männer gemacht werden. Ähnlich den großen Helden griechischer Sagen oder eben moderner Superhelden stellen sie sich einer Überzahl von Feinden entgegen mit der überzeugendsten Waffe, nämlich ihrem Körper, der als Symbol nicht nur für ihren Kampfgeist, sondern auch ihre Ideale wie Freiheit steht.

Naturgemäß kommt dies nicht mit einer gehörigen Portion Pathos aus, die sich nicht nur in den Bildern, sondern auch der Musikuntermalung Tyler Bates’widerspiegelt. Auf formaler Ebene sieht man dies in den zahlreichen, in Zeitlupe aufgenommenen Kampfchoreografien sowie dem Wechsel von Totalen und Nahaufnahmen, welche die groß angelegte Heldensage als prächtiges Schlachtengemälde zeigen sowie die Comic-Vorlage in Gedächtnis rufen.

Credits

OT: „300“
Land: USA
Jahr: 2007
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Zack Snyder, Kurt Johnstad, Michael B. Gordon
Vorlage: Frank Miller
Musik: Tyler Bates
Kamera: Larry Fong
Besetzung: Gerard Butler, Lena Headey, David Wenham, Dominic West, Rodrigo Santoro, Michael Fassbender, Vincent Regan

Bilder

Trailer

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300 ist ein sehr unterhaltsamer, ästhetisch äußerst interessanter Beitrag zum Thema Comicverfilmung. Regisseur Zack Snyder verbindet die Struktur der Vorlage mit moderner Technik und macht daraus eine moderne Heldensage, wie schon die Graphic Novel eine ist.
7
von 10