Der dritte Mann The Third Man

Der dritte Mann

Kritik Lorenz Mutschlechner

Der dritte Mann
„Der dritte Mann“ // Deutschland-Start: 6. Januar 1950 (Kino)

Zugegeben: Ich war nur neugierig wegen der DVD-Aufschrift „Orson Welles„. Der Marketing-Trick von Arthaus hat bei mir also funktioniert. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um einen Kultfilm von Carol Reed. Nach eher langatmigen 105 Minuten Laufzeit, habe ich gemischte Gefühle was den Streifen angeht. Einerseits sind wirklich interessante Ansätze zu sehen, vor allem was gewisse Kameraeinstellungen und Bilder angeht, andererseits finde ich die Story aber persönlich ein bisschen zu lahm.

Sie handelt von Holly Martins (Joseph Cotton), einem amerikanischen Schriftsteller, der in der Nachkriegszeit nach Wien kommt, um dort einen alten Bekannten, Harry Lime (Orson Welles), zu besuchen. Als er in der von den Siegermächten besetzten österreichischen Hauptstadt ankommt, erfährt er aber alsbald, dass sein guter Freund gerade verstorben ist. Ein tragischer Verkehrsunfall war ihm zum Verhängnis geworden. Nachdem Holly sich genauer erkundigt, erfährt er vom britischen Major Calloway (Trevor Howard), dass Harry ein gesuchter Schwarzhändler war und ihn deshalb niemand vermissen wird. Der berühmte Autor will dies jedoch nicht glauben und beginnt seine eigene Recherche über den mysteriösen Tod seines Freundes. Er macht Harry Limes Ex-Freundin Anna Schmidt (Alida Valli) ausfindig und gemeinsam erfahren sie durch einen Portier (Paul Hörbinger), dass Harry nicht sofort tot gewesen ist, sondern ihn drei Männer, nicht zwei wie der offizielle Bericht behauptet, weggebracht hätten. Somit beginnt die Jagd nach dem unbekannten dritten Mann…

Die authentischen Aufnahmen in Wien geben dem Film einen gewissen Touch. Auch die Stadtbewohner, die wienerisch sprechen und Orte wie der Prater oder der Zentralfriedhof lassen ein tolles Flair aufkommen. Die Verfolgungsjagd im Wiener-Kanalisationssystem wurde dabei wunderbar inszeniert und wenn man das Produktionsjahr beachtet, ist es bemerkenswert, welche Atmosphäre der Schwarz-Weiß-Film schafft. Das eher kritische Bild, das die Besatzungsmächte und die Nachkriegssituation der einfachen Bürger skizziert, spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Auf jeden Fall ein sehenswertes Stück Filmgeschichte, wobei der Streifen aber wie gesagt, zeitweise langweilig wirkte.



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