Und weiter geht es mit dem französischem Kino aus der SZ-Cinemathek. Diesmal ein 90 Minuten kurzer Streifen von Claude Sautet. Der Film beginnt sofort mit einem Autounfall, in dem der Hauptdarsteller Pierre Bérard (Michel Piccoli) verwickelt ist. Während er mit seinem silbergrauen Alfa Romeo in einen Lastwagen rast und schließlich von der Straße abkommt, lässt er sein Leben in Kurzform Revue passieren. In diesem äußerst kritischen Moment seines Daseins sieht er plötzlich viel, viel klarer und wird sich so einiges bewusst. Da ist zum Beispiel Hélène (Romy Schneider), seine derzeitige Freundin. In seinen Flashbacks wird ihm klar, dass er sie zu unrecht so kaltherzig behandelt hat. Er hatte bereits einen Abschiedsbrief für sie verfasst, aber jetzt wo er regungslos am Boden liegt, ist sein wichtigster Gedanken, die Nachricht zu zerreißen. Seine Erinnerungen werden noch weiter zurückgespult und man erlebt beispielsweise, wie er Hélène kennengelernt hat. Pierre erinnert sich außerdem an seinen Sohn Bertrand (Gérard Lartigau) und seine Ex-Frau Catherine (Lea Massari), von der er nie ganz loslassen konnte. Dem Architekten wird plötzlich klar, dass er nie richtig begriffen hat was wichtig im Leben ist.
Ein wirklich innovativ geschnittener Streifen für diese Zeit. Er beginnt im Prinzip mit dem Anfang vom Ende und spult dann die Zeit wortwörtlich erst einmal zurück. Der Mix zwischen Jetztzeit und Flashbacks ist gelungen umgesetzt und erzielt die erwünschte Wirkung. Der Autounfall ist übrigens beeindruckend und auch realistisch inszeniert. Michel Piccoli spielt seine Rolle superb und die Zigarette, die er in jeder Szene lässig im Mundwinkel hat, kann man sich im Nachhinein gar nicht mehr wegdenken. Selbst als der Unfall in Slowmotion gezeigt wird, hat der Mann seine Kippe fest zwischen den Zähnen. Auch Romy Schneider macht ihre Sache gut. Übrigens sehr interessant, dass in den französischen Filmen der 60-70er die Frauenrollen mehr als nur hübsche Komparsen sind. Da könnte sich Hollywood mal eine gewaltige Scheibe abschneiden. Zu erwähnen ist noch der gute Soundtrack vom damals erst zwanzigjährigen Philippe Sarde. Alles im allen ein gelungener Film, der mit seiner knappen Laufzeit keine Zeit für Langeweile aufkommen lässt, aber am Ende auch alles sagt, was er zu sagen hat. Ob der dem gleichnamigen Buch von Paul Guimard, auf dem er basiert treu ist, kann ich leider nicht beantworten.
OT: „Les choses de la vie“
Land: Frankreich
Jahr: 1970
Regie: Claude Sautet
Drehbuch: Sandro Continenza, Jean-Loup Dabadie, Claude Sautet, Paul Guimard
Vorlage: Paul Guimard
Musik: Philippe Sarde
Kamera: Jean Boffety
Besetzung: Michel Piccoli, Romy Schneider
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