„Why so serious?“
Lange habe ich gewartet, um endlich diese Worte aus dem verkrüppelten Mund des Jokers zu hören. und leider klang es total beschissen. Warum? Weil ich leider nicht die Möglichkeit hatte, den Film im Original-Ton zu sehen und mich mit der deutschen Synchronisierung zufrieden geben musste. Vielleicht nicht unbedingt die geschickteste Art, eine Rezension über den wohl genialsten Film des Jahres 2008 zu beginnen, aber ich wollte es sofort loswerden. Von jetzt an werde ich die eigentlich recht großzügigen 150 Minuten Laufzeit nur noch loben. „Eigentlich großzügig“ deshalb, weil ich nie davon genug bekommen könnte: Christopher Nolan zeigt allen, wie man einen klassischen Superhero-Charakter auf die große Leinwand umsetzt. War ich bereits von seinem ersten Streich mehr als angetan und schwärmte ich erst neulich von The Prestige, so fehlen mir jetzt irgendwie die richtigen Worte, um ein Lob auszusprechen.
Obwohl ich im Grunde eher zu den Helden aus dem Hause Marvel tendiere, begleitet mich der dunkle Ritter von DC Comics nun schon mein ganzes Leben lang. Neben den Comics habe ich schon als Kind die Serie aus den 60ern verfolgt die von den Comicfans zerrissen wurde, ich habe die Filme von Tim Burton und Joel Schumacher gesehen, etliche animierte Versionen der Fledermaus gesehen, ja ich bin sogar in den Genuss gekommen, die erste TV-Serie aus den 40ern zu sehen und jetzt durfte ich diese neue, kopernikanische Wende im Kino mitverfolgen.
Nachdem mit Batman Begins die Grundsteine gelegt wurden, ist nun die Bahn frei für den Joker (Heath Ledger), einem nicht näher bekannten Psychopathen, der anscheinend ohne jeglichen Plan vorgeht und Chaos und Zerstörung verbreitet. Überall wo der geschminkte Freak auftaucht, hinterlässt er einen Haufen von Toten und Spuren der Verwüstung. Detective Jim Gordon (Gary Oldman) und seine Spezialeinheit werden durch einen spektakulären Bankraub auf den Plan gerufen. Der neue Supervillain von Gotham scheint es auf die Mafia-Banken abgesehen zu haben. Beim organisierten Verbrechen läuten also erstmal die Alarmglocken und es wird versucht zu verhandeln, doch vergeblich, denn der geschminkte Mann scheint nicht rational zu handeln. Anstatt mehr Geld oder Sonstiges von materiellen Wert zu fordern, will der Joker nur eines und zwar, dass Batman (Christian Bale) sich öffentlich demaskiert. Nur so sollen die sinnlosen Morde aufhören, die ganz Gotham in Angst und Schrecken versetzen. Während Batman aka Bruce Wayne mit Hilfe von Lucius Fox (Morgan Freeman) und seinem Butler Alfred (Michael Caine) vergeblich versucht, den Joker zu schnappen, gelingt es dem neuen Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart), einen beachtlichen Coup gegen die Mafia zu landen. Batman erkennt schnell, dass der neue Held in Gotham eindeutig Harvey Dent ist und versucht dies zu nutzen, um gemeinsam mit Dent und Jim Gordon den Joker zur Strecke zu bringen. Dabei wird es ihnen nicht unbedingt leicht gemacht, denn der Supervillian kennt keine Gnade und scheint überhaupt nicht logisch zu handeln. Er schlägt genau da zu wo es niemand erwartet und geht scheint überhaupt keinen konkreten Plan zu verfolgen. Als ob dies nicht genug wäre, kommt auch noch Bruces Ex-Freundin Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal) in Spiel, die jetzt mit Harvey Dent liiert ist und somit einen Schwachpunkt in der neuen Koalition darstellt. Als Dent und Rachel gekidnappt werden, Jim Gordon angeblich erschossen wird und die Bevölkerung von Batman verlangt der Forderung vom Joker nachzukommen und die Maske abzulegen, wird es ganz, ganz düster über Gotham City. Wie soll der sichtlich angeschlagene dunkle Ritter diesmal seinen kriminellen Gegenpart besiegen?
Als Comic-Freak wurde ich heuer schon mit Iron Man angenehm überrascht und hoffe, dass die positive Serie mit Der unglaubliche Hulk mit Edward Norton anhält, der demnächst geguckt wird. The Dark Knight pickt interessante Teile von Frank Millers Comic-Vorlage heraus und verpackt sie mit wahnsinnig tollen Bildern und einem mehr als genialen Heath Ledger als Psychopath. Vermutlich werden es die meisten schon wissen und dennoch möchte ich nochmals den tragischen Tod von Ledger erwähnen, der während den Dreharbeiten verstorben ist. Ein verdammt guter Schauspieler, der leider viel zu jung von uns ging, rest in peace.
Erwähnenswert auch die Musik von James Newton Howard und Hans Zimmer (den ich in letzter Zeit immer des Öfteren lobe fällt mir gerade auf), die für Atmosphäre und natürlich auch für genug heroische bzw. pathetische Momente sorgt. Um nochmals auf die Comic-Vorlage zurückzukommen, so fand ich besonders interessant, wie Nolan die Batman-Imitatoren (aus The Dark Knight Returns) und den Super-Satelliten Brother Eye, der maßgeblich am letzten DC-Großevent beteiligt war – in Szene gesetzt hat. Der Charakter des Jokers wurde wie schon erwähnt brillant, ja furchteinflößend umgesetzt. Es wird klar, dass wir es hier nicht mit einem typischen Supervillian zu tun haben, sondern mit einem total durchgeknallten Killer, der keinen sonderlichen Hintergrund aufweist, warum er tut, was er tut. Es ist nicht etwa seine verdorbene Kindheit oder es wurde nicht seine Ehefrau umgebracht, nein, er hat einfach nur Spaß am Töten. Er findet es lustig, für Chaos und Schrecken zu sorgen, er fühlt sich als das natürliche, ja das notwendige Yang (Joker) zum Yin (Batman). Er betrachtet sich nicht als Mörder oder Psychopath, sondern findet ganz im Gegenteil, dass er einer der wenigen Menschen ist, der kapiert, um was es im Spiel namens Leben geht. Das Erschreckende für mich war, dass das Kino-Publikum voll auf seinen Trip eingestiegen ist. Während die restlichen Besucher des Öfteren ausgiebig lachten, lief es mir teilweise eiskalt über den Rücken, auch wenn gewisse Szenen tatsächlich zum Schreien komisch sind. Der Psycho will uns also zeigen, dass ein kleiner Joker wohl in uns allen steckt. Auch wenn Batman und der Streifen selbst im Prinzip genau dies dementieren, rutscht mein Herz schon nur beim Gedanken sofort in die Hosen und mein Mund wird ganz trocken. Vielleicht bin ich schon zu viel durch die diversen Comic-Interpretationen vorbelastet, aber der Joker, ein kaltblütiger Killer der schlechtesten Sorte, der in höchsten Maße Menschen verachtend ist, ist für mich eindeutig nichts zum Lachen. Das „Why so serious?“ nimmt also ganz andere Dimensionen an und spontan fällt mir der Song Vicarious von Tool zum heutigen Publikum ein:
Cause I need to watch things die
From a distance
Vicariously, I
Live while the whole world dies
You all need it too – don’t lie.Why can’t we just admit it?
Why can’t we just admit,
We won’t give pause until the blood is flowin‘
Neither the brave nor bold
Will write us a story. So,
We won’t give pause until the blood is flowin‘
Was soll ich noch groß sagen? Der Film ist ein Muss, Comicfan hin oder her. Anschauen, jede Sekunde genießen, nachdenken und falls das Gesehene gefällt würde ich empfehlen den nächsten Schritt zu wagen und ins Batman-Comic-Universum einzusteigen. Are you ready?
OT: „The Dark Knight“
Land: UK, USA
Jahr: 2008
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan
Musik: Hans Zimmer, James Newton Howard
Kamera: Wally Pfister
Besetzung: Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Gary Oldman, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Morgan Freeman
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2009 | Bester Nebendarsteller | Heath Ledger | Sieg |
Beste Kamera | Wally Pfister | Nominierung | ||
Bester Ton | Lora Hirschberg, Gary A. Rizzo, Ed Novick | Nominierung | ||
Bester Tonschnitt | Richard King | Sieg | ||
Bester Schnitt | Lee Smith | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Nathan Crowley, Peter Lando | Nominierung | ||
Bestes Make-up | John Caglione Jr., Conor O’Sullivan | Nominierung | ||
Beste Spezialeffekte | Nick Davis, Chris Corbould, Tim Webber, Paul J. Franklin | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 2009 | Bester Nebendarsteller | Heath Ledger | Sieg |
Beste Musik | Hans Zimmer, James Newton Howard | Nominierung | ||
Beste Kamera | Wally Pfister | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Lee Smith | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Nathan Crowley, Peter Lando | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Lindy Hemming | Nominierung | ||
Bester Ton | Lora Hirschberg, Richard King, Ed Novick, Gary A. Rizzo | Nominierung | ||
Beste Spezialeffekte | Chris Corbould, Nick Davis, Paul J. Franklin, Tim Webber | Nominierung | ||
Bestes Make-up und Haare | Peter Robb-King | Nominierung | ||
Golden Globes | 2009 | Bester Nebendarsteller | Heath Ledger | Sieg |
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