Der Plot dieses wunderbar inszenierten Independent-Streifens ist schnell erklärt: Der weltberühmte Stardirigent Daniel Dareus (Michael Nyqvist) kehrt nach Schweden an den Ort seiner Geburt zurück. Das stresserfüllte Leben und die energische Art und Weise, mit der er seinen Beruf ausübt, haben seinen Körper so geschwächt, dass er während eines Konzertes einen Herzinfarkt erlitten hat. Die Dirigentenlaufbahn hinter sich lassend will er nun seine Wurzeln finden und seinem Lebensmotto „Eine Musik zu erschaffen, die anderen Menschen das Herz öffnen kann“ eine neue Sinnhaftigkeit geben. Die Anfangs recht harmlose Idee, den örtlichen Kirchenchor zu mehr Professionalität zu verhelfen, erweist sich bald als eines der gefährlichsten Abenteuer seines Lebens. Der Romantiker steht aber noch einer größeren Herausforderung gegenüber, nämlich der bezaubernden Lena (Frida Hallgren) seine Liebe zu gestehen. Für Spannung ist garantiert …
Die Stärke des Films steckt in den zwischenmenschlichen Beziehungen und in der anfangs recht platten, aber dann immer ausgefeilteren Darstellung der Charaktere. Damit meine ich weniger die beiden Hauptrollen, Daniel und Lena, denen eine gewisse Makellosigkeit anhaftet, die von einer romantisch verklärten Aura umgeben wird, sondern die dunklen Typen und auch die „Durchschnittsmenschen“. Von denen hat das öde Kaff nämlich (fast schon prototypisch) einige zu bieten: den verklemmten, machthungrigen Dorfpfarrer, den primitiven, brutalen Alkoholiker, deren in unterschiedlicher Art und Weise unterdrückten und misshandelten Frauen, den geistig behinderten Tore, den listigen, redseligen Geschäftsmann, die rachsüchtige alte Jungfrau und viele mehr.
Regisseur Kay Pollak, ein im Kinogenre kaum erfahrener Mathematiker, legt hier eine ganz andere Sicht des sozialen Interagierens nahe wie z.B. Lars von Trier (Dogville, Dancer In The Dark) oder Larry Clark (Kids, Ken Park). Es geht ihm definitiv darum die Fragen: „Was ist Realität?“ (unterschiedliche Wahrnehmung) und „Was ist menschlich?“ (Verantwortung, Schuld), nicht nur in den Raum zu werfen, sondern auch die (richtigen) Antworten parat zu haben. Ob diese nun gefallen oder nicht, ist Einstellungssache, ich jedoch fand mich in vielen Szenen bestätigt und ermutigt und das obwohl der Film alle Tiefs eines skandinavischen Dramas zu bieten hat. Die Stimmung ist durchaus bedrückend, manche Szenen absolut niederschmetternd, andere bis über die Schmerzgrenze herzzerreißend. Einfach echtes Kino!
Die Schnitttechniken und die Kameraführung fand ich überraschend gut, schade, dass er bei der Oscarverleihung (bester fremdsprachiger Film 2005) leer ausgegangen ist. Abschließend bleibt noch zu sagen, dass die 132 Minuten etwas zu lang für die schwere Kost sind, aber die Musikparts und fröhlicheren Stellen die Story durchaus auflockern. Absolut empfehlenswert!
OT: „Så som i himmelen“
Land: Schweden
Jahr: 2004
Regie: Kay Pollak
Drehbuch: Kay Pollak, Anders Nyberg, Ola Olsson, Carin Pollak, Margaretha Pollak
Musik: Stefan Nilsson
Kamera: Harald Gunnar Paalgard
Besetzung: Michael Nyqvist, Frida Hallgren
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2005 | Bester fremdsprachiger Film | Nominierung | |
Europäischer Filmpreis | 2005 | Beste Regie | Kay Pollak | Nominierung |
Beste Musik | Stefan Nilsson | Nominierung |
Berlinale 2005
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