Der Film von Terry George basiert auf einer wahren Geschichte, nämlich der von Paul Rusesabagina (im Film gespielt von Don Cheadle). Der Schauplatz ist Ruanda im Jahre 1994. Zwei Bevölkerungsgruppen, die Hutu und die Tutsi, befinden sich in einer Art Bürgerkrieg. Der komplexe und irgendwie sinnlos wirkende Konflikt ist in der Geschichte des Landes tief verwurzelt und geht noch auf die Kolonialzeiten zurück, als Franzosen und Belgier das Land plünderten. Angetrieben von blinden Hass und der Propaganda aus dem Radio beginnen die Hutus, welche die Bevölkerungsmehrheit stellen, mit der wahllosen Ermordung der Tutsi-Minderheit. Auf den Straßen stapeln sich die Leichen, Angst beherrscht den Alltag. Ein Ende des Konfliktes ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil: Es scheint niemanden zu interessieren, was in Zentralafrika passiert.
Die westliche Welt, die sich ansonsten immer als der Bewahrer des Weltfriedens versteht, verschließt die Augen und die UN will das Wort „Völkermord“ lieber nicht in den Mund nehmen. Die paar stationierten Blauhelme unter dem Befehl von Colonel Oliver (Nick Nolte) scheinen machtlos zu sein und die restlichen ausländischen Truppen von Italien, Frankreich und Belgien ziehen sich langsam aus dem Land zurück und überlassen es seinem Schicksal. In diesem Chaos, in dem jeder ein potenzielles Opfer ist, unterhält Paul Rusesabagina als Manager das „Diplomate“, ein Luxushotel in Kigali, dessen belgische Besitzer (u.a. Jean Reno) weit, weit weg im sicheren Europa sitzen. Er selbst ist Hutu, seine Frau allerdings Tutsi. Er erlebt also am eigenen Leib die Verfolgung der Minderheit und die Brutalität der Milizen, die sogar mit Macheten gegen die Zivilbevölkerung vorgehen. Da sich im Hotel vor allem ausländische Reporter und Beobachter tummeln, ist es Paul möglich, gute Kontakte zur Politik und Führungselite zu unterhalten, um so seine Familie zu schützen. Doch als mit zunehmender Brutalität nach und nach die Ausländer aus Ruanda ausgeflogen werden, bleibt ein leeres, bedrohtes Gebäude zurück, das Paul zu einer Art Flüchtlingslager für Tutsi umwandelt.
Die Sache verkompliziert sich allerdings schnell, da die Hutu-Milizen mitkriegen, dass sich im Hotel Tutsi verbergen. Paul versucht sich mit seinem nicht ungeschickten Verhandlungstaktiken über Wasser zu halten und die Leute zu beschützen bis endlich Hilfe kommt, doch es scheint so als hätte die Welt Ruanda einfach vergessen. Die Gewalt nimmt abermals zu, bald ist das Land ein einziges Schlachtfeld, doch von einer internationalen Eingriffstruppe ist weit und breit nichts in Sicht…
Ein sicherlich interessanter und wichtiger Film, auch wenn das Einzelschicksal von Paul Rusesabagina mir persönlich dann doch zu sehr in den Mittelpunkt gerückt und mit pathetischen Momenten ausgeschmückt wird. Keine Frage, dem Mann gebührt großer Respekt, allerdings scheint der Film vor allem gegen Ende den eigentlichen Konflikt etwas unter dem Teppich zu kehren. Bevor der Abspann erscheint, bekommt der Zuschauer zwar noch ein paar geschichtliche Infos, allerdings hätte man auch durchaus etwas mehr auf den tragischen Teil eingehen können und eventuell sogar mit Bildern das Publikum schockieren, denn schließlich war das kein Spiel, sondern ein regelrechtes Abschlachten von Menschen.
Vielleicht störte mich auch nur die heroische wie dramatische, musikalische Untermalung, die dann schlussendlich doch verrät, dass es sich hier um einen Film für das große Publikum handelt, die dringend ein Happy End brauchen, um am nächsten Morgen wieder alles vergessen zu können. Vielleicht gehe ich etwas zu hart ins Gericht mit den Steifen aber, andererseits sollte in 120 Minuten Laufzeit schon ein bisschen mehr geboten werden. Die Performance von Don Cheadle fand ich allerdings sehr gut, er wirkte wirklich sehr authentisch. Wenn man die Gelegenheit hat, sollte man sie nicht auslassen, wer sich über den Konflikt informieren möchte, sollte allerdings lieber gute Literatur zu Rate ziehen.
OT: „Hotel Rwanda“
Land: UK, Südafrika, Italien, USA
Jahr: 2004
Regie: Terry George
Drehbuch: Keir Pearson, Terry George
Musik: Afro Celt Sound System, Rupert Gregson-Williams, Andrea Guerra
Kamera: Robert Fraisse
Besetzung: Don Cheadle, Sophie Okonedo, Joaquin Phoenix, Nick Nolte
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2005 | Bester Hauptdarsteller | Don Cheadle | Nominierung |
Beste Nebendarstellerin | Sophie Okonedo | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | Keir Pearson, Terry George | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 2005 | Bestes Original-Drehbuch | Keir Pearson, Terry George | Nominierung |
Europäischer Filmpreis | 2005 | Beste Musik | Rupert Gregson-Williams, Andrea Guerra | Sieg |
Golden Globes | 2005 | Bester Film – Drama | Nominierung | |
Bester Hauptdarsteller – Drama | Don Cheadle | Nominierung | ||
Bestes Lied | Wyclef Jean, Jerry ‚Wonder‘ Duplessis, Andrea Guerra | Nominierung |
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