(„Revolver“ directed by Guy Ritchie, 2005)
Da ich mir die Wartezeit auf Guy Ritchies RocknRolla verkürzen wollte, dachte ich mir es wäre angebracht erstmals Revolver nachzuholen. Mir waren bisher seitens Kritik nur negative Eindrücke bekannt und auch von den Fans seiner ersten (sehr erfolgreichen) beiden Filme Bube, Dame, König, grAs und Snatch – Schweine und Diamanten, hörte man eher schlechte Worte. Nun, ich selbst kann den Film weder in den Himmel loben, aber auch nicht als unterste Schublade bezeichnen. Was bei mir übrig bleibt ist ein bitterer Nachgeschmack, aber beginnen wir am Anfang:
Jake Green (Jason Statham) ist ein geschickter Spieler und Betrüger. Nachdem er deshalb in den Knast musste, hat er seine Spezialität nicht verlernt sondern ganz im Gegenteil verfeinert. Er befand sich zwar sieben Jahre in Einzelhaft, doch er entdeckt bald, dass seine beiden Zellennachbarn über geschriebene Notizen in den Leihbüchern kommunizieren. Er erfährt somit, dass er zwischen einen Schachmeister und einen genialen Betrüger inhaftiert wurde Durch die Krizteleien in den Büchern lernt er sehr schnell aber vor allem sehr viel. Als er wieder in die zivile Gesellschaft integriert werden soll und nach Hause kommt, merkt er dass er komplett ausgeraubt wurde. Anstatt seines Geldes findet er nur einen Zettel mit einer Notiz wieder. Er macht sich also gleich seinen neuen Kenntnissen zu nutze und will dem Untergrundboss Macha (Ray Liotta) ausnehmen, der angeblich an seiner Misere Schuld ist. Ihn kannte Jake bereits vor seinen Gefängnisjahren, denn für ihn hatte er ja damals Dicht gehalten. Nachdem ihm der Coup gelingt, dreht Macha fast durch und engagiert den besten Profkiller am Markt (Mark Strong) um Jake beseitigen zu lassen. Letzterer ist aber in der Zwischenzeit in die Klauen von zwei schrägen Kredithaien, Avi (André Benjamin) und Zack (Vincent Pastore), geraten.
Der Film verstrickt sich von nun an und wird zunehmend komplexer, was dem Zuschauer hohe Aufmerksamkeit abverlangt und mir das weiterzählen der Story unheimlich erschwert. Die Akteure merken jedenfalls bald, dass sie vor ihrem eigenen Ego Angst haben und beginnen an ihren Handlungen zu zweifeln. Es fällt schwer Traum, Wahrheit und Wahnvorstellung voneinander zu trennen. Guy Ritchie spielt hier nicht nur mit diversen Wahrnehmungsebenen sondern auch mit Zeitsprüngen, Illusionen und Täuschungen. Ganz recht, der Film ist quasi selbst eine riesengroße Täuschung und lässt den Zuschauer ständig dumm aus der Wäsche schauen. Gerade als man meint etwas verstanden zu haben, wird man schnell eines besseren belehrt.
Grob gesagt handelt der Film von Betrug, Täuschung, Schach und auch wenn ich mich hier vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne, dem Teufel. Vor allem am Ende, wenn die ganzen studierten Doktoren und Psychologen in Interviews zu Wort kommen, merkt man überhaupt auf was Ritchie hinaus wollte: der Satan ist in uns und versucht uns ständig zu täuschen und zu hintergehen. Es gibt keine wahren Feinde sondern nur unser proijziertes Ego als Feindbild. Unsere Ängste und Sorgen werden reflektiert und versuchen unser Handeln zu bestimmten oder wenigstens dieses zu beeinflussen.
Die Figuren im Film fallen allesamt dieser inneren Stimme zum Opfer und scheitern schlussendlich. Somit erhält auch Jake Green’s Monolog gleich zu Beginn eine wichtige Bedeutung:
One thing I’ve learned in the last seven years: in every game and con there’s always an opponent, and there’s always a victim. The trick is to know when you’re the latter, so you can become the former.
Vielleicht nicht jedermanns Sache was da Guy Ritchie auf die Leinwand gebracht hat und als Fan seiner Gangster-Streifen war ich Anfangs auch etwas enttäuscht. Dennoch finde ich verdient sein Versuch Respekt und schließlich sollten genau diejenigen die Ritchie als britischen Quentin Tarantino-Abklatsch bezeichnen erstaunt über die Kehrtwende des Regisseurs sein. Bisher noch nicht gesehen (und auch nicht in Planung) habe ich Swept Away mit seiner mittlerweile Ex-Ehefrau Madonna, der wohl als Ausrutscher in seiner doch sehr jungen Karriere angesehen wird.
Besonders negativ bei Revolver fand ich allerdings die Performance von Ray Liotta, der nur noch wie ein ausgelaugtes Hollywood-Wrack wirkt der sich auf die alten Tage noch schnell ein bisschen Kohle verdienen möchte. Auch die Musik von Nathaniel Mechaly fand ich hier im Gegensatz zu den anderen Ritchie-Streifen nicht so bissig sondern sehr langweilig. Statham (The Transporter) ist hingegen wie immer cool und spielt solide, mehr aber auch nicht.
Für mich persönlich waren die 115 Minuten Laufzeit in gewisser Hinsicht schlussendlich doch eine Bereicherung, aber ich denke Guy sollte lieber anderen diese Art von Filmen überlassen. Die Trailer und Previews von RocknRolla lassen darauf hoffen, dass bald wieder was richtig Gutes aus ol‘ Britain überschwappen wird.
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