The Last Man on Earth

The Last Man on Earth

(„The Last Man on Earth“, directed by Ubaldo Ragona and Sidney Salkow, 1964)

The Last Man on EarthViele literarische Vorlagen wurden in der über hundert Jahre währenden Filmgeschichte aufgegriffen. In manchen Fällen gibt es sogar zahlreiche Verfilmungen für ein und dieselbe Geschichte. Bisher viermal verfilmt wurde beispielsweise der Roman Ich bin Legende (orig. I am Legend) von Richard Matheson aus dem Jahre 1954. Während die letzte Verfilmung unter dem gleichnamigen Titel mit Will Smith ziemliche Bekanntheit genießt, kennen vermutlich die wenigsten Menschen „The Omega Man“ von 1971 mit Charlton Heston in der Hauptrolle.  Zumindest Erwähnung finden sollte dann auch noch das B-Movie „I Am Omega“ von 2007. Hier soll es nun jedoch um die erste Verfilmung gehen: The Last Man on Earth aus dem Jahr 1964.

„Another day to live through. Better get started.“

Seit drei Jahren stellen sich die Tage für Dr. Robert Morgan (Vincent Price) gleich dar. Vom Wecker am frühen Morgen in seinem verbarrikadierten Haus geweckt, packt er seine Tasche mit Holzpflöcken, nimmt in die andere Hand einen Hammer und fährt mit dem Auto in die Stadt. Die Stadt ist am hellen Tage wie ausgestorben, lediglich einige Leichen liegen am Straßenrand. Ursache dafür ist eine Seuche, welche die Erde heimgesucht hat. Die Opfer sterben, kehren jedoch, zu vampirartigen Kreaturen verwandelt, zurück. Lediglich Morgan scheint immun zu sein und sieht seine Aufgabe nun darin, die Stadt systematisch von den Vampiren zu säubern, indem er Tag für Tag einige von ihnen mit seinen Pflöcken endgültig tötet. Ursprünglich war er als Forscher an den erfolglosen Versuchen die Seuche zu stoppen beteiligt. Damals hatte er allen Pessimismus und alle Vampirgeschichten zurück gewiesen. Nachdem er jedoch seine Familie und den Rest der Menschheit verloren hat, sieht er sich als den letzten Menschen auf Erden. Schließlich wurden seine Rufe per Funk, die er noch immer jeden Tag durchführt, noch nie beantwortet.
Eines Tages sieht Robert Morgan jedoch eine Frau, Ruth (Franca Bettoia), bei Tageslicht über eine Wiese laufen und holt sie mit zu sich nach Hause: Er ist offenbar doch nicht alleine. Außerdem findet er heraus, dass er Antikörper gegen die Krankheit in seinem Blut hat. Ein Impfstoff und sogar eine Therapie scheinen möglich. Trotz dieser Entdeckung wenden sich die Geschehnisse nun gegen ihn, denn nun wird Morgan selbst zum Gejagten.
„The Last Man on Earth“ von den Regisseuren Ubaldo Ragona und Sidney Salkow ist ein überaus interessanter Film. Zunächst ist da natürlich die Handlung selbst. Vorweg: Das Ende der Geschichte ist in keinster Weise mit dem Ende von Francis Lawrences „I Am Legend“ zu vergleichen. Diese erste Verfilmung orientiert sich trotz Abweichungen ziemlich eng an der Romanvorlage von Richard Matheson, der sogar am Drehbuch beteiligt war, sich unzufrieden über das Ergebnis jedoch nur unter einem Pseudonym in den Credits hat nennen lassen. Der Plot ist klassisch: Der Protagonist ist der letzte Mensch auf der Erde. Und noch schlimmer, er ist umgeben von bösartigen Kreaturen, die ihm an die Haut wollen. Dabei gelingt es dem Film durch eine ausführliche Rückblende auf die ersten Tage der Epidemie den Charakterwandel von Robert Morgan eindrücklich darzustellen. Steht am Anfang der optimistische Forscher, der Frau und Kind hat, bleibt am Ende nur noch der einsame Vampirjäger, der wohl eher aus Rache und Verzweiflung Tag für Tag die schlafenden Vampire tötet. Obwohl es eigentlich keine Hoffnung mehr gibt und er sich auch nicht mehr mit Forschungen aufhält – was Will Smith im Gegensatz dazu tut! -, führt er wie Don Quijote seinen Kampf mit Pflock und Hammer weiter. Doch dann gewinnt die Story wieder an Spannung, denn er scheint doch nicht der einzige Überlebende zu sein und es gelingt ihm sogar die infizierte Ruth zu heilen. Ein Happy End ist Morgan dennoch nicht vergönnt und überhaupt ist das Ende der Handlung ziemlich überraschend, es stellt alle Verhältnisse regelrecht auf den Kopf. Diese Handlung und der Wandel des Protagonisten, den der Horrorfilm-affine Vincent Price wirklich gut darzustellen vermag, machen den Film schon zu einem Klassiker.
Daneben lässt sich „The Last Man on Earth“ jedoch auch filmgeschichtlich betrachten, was ich jedoch auf die Bemerkung reduzieren möchte, dass der Altmeister George A. Romero den Film als Vorbild angibt. Und tatsächlich, die Vampire von „The Last Man on Earth“ und die Zombies von „Night of the Living Dead“ könnte man auswechseln ohne es zu merken. Auch Altmeister fallen also nicht vom Himmel!
In den 86 Minuten schafft es die in Schwarz-Weiß gedrehte italienisch/us-amerikanische Produktion zu unterhalten, was auch auf Personen zutreffen sollte, die „I Am Legend“ gesehen haben. Gewöhnungsbedürftig ist für manche dann womöglich aber die Filmmusik der 60er Jahre, die u.a. mit einem extrem hohen Frauenchor aufwartet, was aber andererseits schon wieder so gruselig ist, dass es der Atmosphäre zugute kommt. Ich bezweifle aber, dass dies ursprünglich so beabsichtigt war. Außerdem fällt mir der ziemliche Sexismus im Film auf, der sich aber wohl auch mit der Entstehungszeit erklären lässt, in der Frauen kaum mehr durften als kreischen, weinen und gut aussehen. Gehandelt hat der Mann. Wen das jedoch zumindest im Film nicht stört, sollte sich „The Last Man on Earth“ durchaus ansehen, zumal der Streifen beim Internet Archive legal und kostenlos zum Download bereit steht.



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