(„Navajo Joe“ directed by Sergio Corbucci, 1966)
Was heute unvorstellbar erscheint, war früher ganz normal. So stellte es auch für Sergio Corbucci keine Seltenheit dar, mehrere Filme in einem Jahr zu produzieren. Aus dem exakt selben Jahr nämlich wie sein wohl berühmtestes Werk Django, stammt auch dieser Streifen der es bis dato noch immer nicht auf ein deutsches DVD-Release geschafft hat. Schade eigentlich, denn der Film ist wie ich finde durchaus sehenswert.
Die ca. 90 Minuten lange Story konzentriert sich auf ein kleines Städtchen namens Esperanza. Die heruntergekommene Stadt soll mit einer halben Million Dollar wirtschaftlich wieder auf Vordermann gebracht werden. Das Geld das von der Zentralregierung gesponsert wird, soll mit einem Zug in das abgelegene Nest gebracht werden. Ausgerechnet in dieser Gegend treibt aber der gefürchtete Bandit Duncan (Aldo Sambrell) und sein kleiner Bruder Jeffrey (Lucio Rosato) ihr Unwesen. Mit ihrer beachtlichen Bande treiben sie eine unerbittliche Jagd nach Indianern. Da die Outlaws jedoch kein Geld mehr für die erbeuteten Scalps erhalten, kommt es ihnen sehr gelegen, dass sie der hiesige Arzt (Pierre Cressoy) mit der eintreffenden Zugladung vertraut macht. Da Doc Chester die Kombination für den Tresorschrank an Board des Zuges kennt, schließt er mit den Räubern einen Pakt: Duncan und seine Jungs sollen sich um den Zugüberfall kümmern, er wird dann später in Ruhe den Safe öffnen.
Dummerweise befindet sich in der Gegend auch noch einer der letzen überlebenden Indianer, Navajo Joe (Burt Reynolds). Er führt einen ganz persönlichen Rachefeldzug gegen Duncan, da er miterleben musste wie sein Stamm von dessen Mannen massakriert wurde. Obwohl es anfangs ganz danach aussieht als ob Joe tatsächlich die Oberhand gewinnen könnte, wendet sich das Blatt sehr schnell und er wird gefangen genommen. Darüber freut sich Duncan fast noch mehr als über das erbeutete Geld, schließlich – so verrät er im Zuge eines Dialoges – stamme er von einem weißen Vater und einer „Rothaut“ ab, wuchs als Bastard auf und wurde durch Gewalt geprägt, die er am eigenen Leibe erfahren musste. Deshalb hasse er nun alles und jeden und ginge einer kriminellen Karriere nach.
Bestimmt nicht die genialste Erklärung die uns da Sergio Corbucci liefert, aber wie so oft in diesem Genre herrscht ein allzu deutliches Schwarz-Weiß-Denken vor, dem Zuschauer wird sehr schnell suggeriert wer gut und wer böse ist. Ebenfalls typisch für einen Spaghetti-Western ist die (schwache) Kritik an Rassismus und politische Missstände. Allerdings geht das nicht so weit, dass man darüber ewig fachsimpeln könnte, denn im Prinzip geht es hier nur um eines: Action, tolle Landschaftsaufnahmen und einer netten Story die das ganze zusammenhält.
Unüblich ist bei Corbucci ist hingegen wieder mal das Ende, das zwar mit einem obligatorischen Showdown begangen wird, aber im Prinzip kein Happy End darstellt. Begleitet wird das Geschehen von einem sehr gelungenen Ennio Morricone-Score. Der Soundtrack schafft es mit nur zwei-drei Themes und einer tollen Mundharmonika-Einlage vollends zu begeistern. Kein Wunder also, dass der nervenaufreibende Track A Silhoutte Of Doom von Quentin Tarantino in seinem Kill Bill recycelt wurde. Kleine Anmerkung am Rande: in den Credits versteckt sich Morricone diesmal hinter dem Pseudonym Leo Nichols.
Ich finde der Film steht dem mit Lob überschütteten Django um nicht viel nach. Wo er schwächelt ist die Performance der großteils, doch sehr stümperhaften Schauspieler. Auch Burt Reynolds wirkt irgendwie nicht sonderlich gut und erfüllt gerade noch so seine Aufgabe.
Als Fan des Genres sollte man den Streifen also jedenfalls gesehen haben, alle anderen sollten vielleicht zuerst zu einem bekannteren Werk greifen.
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