(„Stay“ directed by Marc Foster, 2005)
Bisher nur immer viel darüber gehört und gelesen und als ich 2008 den zuletzt erschienenen Bond-Streifen sah, war es mir gar nicht so bewusst, dass es sich ausgerechnet um diesen Regisseur handelt. Keine Sorge aber, denn Marc Forster scheint sich in düsteren Gefilden wesentlicher wohler zu fühlen als im Auftrag Ihrer Majestät zu arbeiten.
Nach knappen 100 Minuten Wahnsinn muss ich allerdings eingestehen, dass ich nicht so Recht weiß was nun Real und was Fiktion war. Das Ganze verhält sich ähnlich wie in „Mulholland Drive„, wo der Zuschauer ebenfalls ständig in die Irre geführt wird, aber beginnen wir mit dem was man wohl die Story nennen könnte:
Ein junger Kunststudent, Henry Letham (Ryan Gosling) wird angeblich von Depressionen verfolgt. Deshalb befindet er sich in Behandlung bei Dr. Beth Levy (Janeane Garofalo), die den Jugendlichen aber bald an einen Kollegen, Dr. Sam Foster (Ewan McGregor), weiterreicht. Dieser zeigt brennendes Interesse an Henry und es scheint so als ob sich letzterer sich nun auch leichter öffnet als zuvor mit Beth. Als er Sam verrät, dass er wie sein großes Vorbild Tristan Réveur – ein fiktiver Künstler im Film – an seinem 21 Geburtstag per Selbstmord abtreten möchte, beginnt ein Spiel gegen die Zeit.
Auf Sam Foster hat das Ganze auch einen ganz persönlichen Impact, da seine derzeitige Freundin, Laila (Naomi Watts), ebenfalls suizidgefährdet ist. Sie ist, wie es der Zufall will, ebenfalls Künstlerin und hatte sich vor nicht allzu langer Zeit die Pulsadern mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt. Sam konnte sie retten und gibt ihr seitdem Beistand als Seelenklempner und Lebensgefährte.
Auf der Suche nach einem Mittel um Henry von seinen Plänen abzuhalten verwirrt sich Sam selbst immer tiefer in ein Labyrinth aus Träumen und Erscheinungen: er sieht Menschen die eigentlich tot sein sollten, er wird nicht mit Sam sondern mit Henry angesprochen und wenn er glaubt etwas verstanden zu haben, wacht er schweißgebadet in seinem Bett auf.
Der Zuschauer jagt ähnlich wie der Psychiater Hirngespinsten und Illusionen hinterher und verheddert sich in seinen eigenen Theorien. So erschien es mir anfangs ziemlich einleuchtend dass es sich hier um einen typischen Fall von Schizophrenie à la „Fight Club“ handeln müsse doch als ich diese Idee aufgegeben und bereits eine neue Vorstellung hatte, wurde auch diese wieder zunichte gemacht. Selbst der Schluss war mir nicht sonderlich hilfreich sondern lies mich eigentlich nur noch mehr perplex und alleine dastehen. Der sehr melodisch untermalte und bebilderte Abspann konnte da auch nicht unbedingt Abhilfe schaffen, sondern zerstörte noch die letzte Kraft die in mir war um irgendwelche rationalen Schlüsse ziehen zu können.
Was bleibt ist ein leises, aber nicht zu überhörendes „Wow!“. Ich würde nicht so weit gehen und den Streifen mit einem David Lynch-Werk gleichsetzen, aber „Stay“ ist eindeutig „unnormal“ im positiven und erfrischenden Sinn. Die Performance der drei Hauptcharaktere fand ich gut bis sehr gut, auch wenn für meinen Geschmack Naomi Watts ein größerer Part hätte zukommen dürfen.
Obwohl ich den Streifen nicht in den Himmel loben möchte, kann ich ehrlich gesagt gar keine negative Kritik anbringen. Vielleicht ärgert es mich einfach zu sehr, dass ich nach einem Tag Pause und Reflektionszeit noch immer nicht sicher bin ob meine endgültige Idee nun die Intention des Regisseurs war oder ob ich ganz falsch liege. Um Spoiler zu vermeiden möchte ich meine Theorie hier aber gar nicht kundgeben und stattdessen jeden alleine diese Achterbahn betreten lassen. Mit auf den Weg möchte ich weniger eine Warnung sondern viel mehr einen Hinweis geben: Augen weit offen halten sonst hat man nichts von der Fahrt.
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