American Psycho

American Psycho

(„American Psycho“ directed by Mary Harron, 2000)

American PsychoEs ist schon etwas her, dass ich den Streifen von Mary Harron das Letzte mal gesehen habe und eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen die Buchvorlage von Bret Easton Ellis durchzulesen, aber wie so oft ist daraus erstmal nichts geworden. Vergleiche zwischen Vorlage und Film kann ich deshalb auch diesmal nicht ziehen, freue mich aber auf eventuelle Hinweise von Kennern.
Gestatten? Patrick Bateman (Christian Bale), erfolgreicher Investor an der Wall Street, verlobt mit der blonden Schönheit Evelyn (Reese Witherspoon), reich und verdammt gut aussehend. Das Ganze kommt allerdings nicht von irgendwo sondern ist hart erarbeitet: jeden Morgen trainiert Pat seinen Körper mit eiserner Disziplin bevor ihn sein Chauffeur mit der Strechlimo ins Büro fährt wo er zum Wohle der Menschheit wichtige Kreuzworträtsel ausfüllt Entscheidungen trifft:

Come on Bryce, there are a lot more important problems than Sri Lanka to worry about…. We have to, end apartheid, for one, slow down the nuclear arms race, stop terrorism and world hunger. We have to provide food and shelter for the homeless. And oppose racial discrimination, and promote civil rights, while also promoting equal rights for women. We have to encourage a return to traditional moral values. Most importantly, we have to promote general social concern, and less materialism in young people.“

Worauf seine „Freunde“ und Cognac-Club-Kumpels Timothy Bryce (Justin Theroux), Craig McDermott (Josh Lucas) und David Van Patten (Bill Sage) in tosendes Gelächter verfallen. Sie alle leben von Spekulationen an der Börse, sie alle entscheiden tagtäglich über den Werdegang vieler Menschen. Es wirkt also mehr als pervers wenn ein gelangweilter Bateman abends auf den kalten Straßen des Big Apple einen Obdachlosen fragt warum er sich denn keine Arbeit sucht. Zu diesem Zeitpunkt ist Batemans Psyche bereits so fragil, dass er den Bettler einfach absticht und von dannen zieht. Pat hat sich nämlich neben seiner 80er-Pop-Sammlung ein weiteres Hobby zugelegt: Mord.
Sein verhasster Konkurrent Paul Allen (Jared Leto) hatte das Fass zum überlaufen gebracht als er ihn vor seinen Freunden mit seiner neuen Visitenkarte bloßstellte. Nicht nur dass seine Karte geschmacksvoller als die von Bateman war, nein er schaffte es sogar kurzfristig eine Reservierung im angesagtesten Restaurant der Stadt zu bekommen. Der von Gier und Neid befallene Patrick konnte diese bittere Niederlage nicht verkraften und sah sich gezwungen Paul aus dem Weg zu räumen. Dieser Mord stellt sozusagen Batemans Point of no return dar. Er findet nicht nur Gefallen am Töten sondern beginnt danach regelrecht zu lüstern.
Die Verbrechen führt er stets mit neuen Waffen/Werkzeugen und immer skurrileren Ideen durch. Mal werden die Gräueltaten mit sexuellen Akten verbunden, mal finden sie spontan statt. Nichts und niemand scheint Bateman aufhalten zu können, auch nicht Detective Donald Kimball (Willem Dafoe) der das Verschwinden von Paul Allen untersucht.
Als schließlich das Ganze zu eskalieren scheint und es fast offensichtlich wird, was Patrick Bateman abends so treibt sieht sich der Finanzier gezwungen seinen Anwalt zu informieren…
American Psycho“ lässt sich nicht so wirklich in ein Genre-Kostüm pressen. Die Satire und die permanente Kritik sind wohl die stärksten Elemente die der ca. 100 Minuten lange Streifen zu bieten hat. Wie schon Eingangs erwähnt fehlt mit der Vergleich zum Buch allerdings hörte ich schon des Öfteren dass die Mordakte im Buch viel detaillierter seien. Was hier allerdings gut daran sein soll, verstehe ich nicht, denn schließlich funktioniert – zumindest der Film – auf einer anderen Ebene. Die Gewaltakte sind dabei eben nur die Folge.
Wenn ich mich recht entsinne, dann war dies damals der erste Film in dem ich Christian Bale gesehen habe. Seine Performance ist hier wie ich finde phänomenal. Er spielt den Charakter nicht nur glaubwürdig sondern treibt das Ganze nochmals mit seiner Mimik (genial wie er sich während einer der Sexszenen im Spiegel betrachtet) und Gestik (kennt wer jemand der eine Axt eleganter schwingt?) auf die Spitze.
Für mich eindeutig einer der besten Filme des neuen Millenniums und nun durch die aktuelle drohende Rezession natürlich ein heißes Eisen.
Zusammenfassend würde ich also sagen ein Werk über die Perversion unserer Zeit, über Materialismus und die Dekadenz der Moderne. Patrick Batemans Worte am Anfang des Filmes sprechen dabei noch einmal Bände:

„I have all the characteristics of a human being; blood, flesh, skin, hair; but not a single, clear, identifiable emotion, except for greed and disgust. Something horrible is happening inside of me and I don’t know why. My nightly bloodlust has overflown into my days. I feel lethal, on the verge of frenzy. I think my mask of sanity is about to slip.“



(Anzeige)