Watchmen

Watchmen – Die Wächter

(„Watchmen“ directed by Zack Snyder, 2009)

WatchmenLange war die Wartezeit, doch sie hat sich gelohnt. Nachdem erst vor kurzem Christopher Nolan mit The Dark Knight ein grandioses Beispiel geliefert hat warum Comics eine tolle Vorlage sein können, legt Watchmen von Zack Snyder nochmals nach. Die Kritiker von seiner umstrittenen Verfilmung von Frank Millers 300 dürften hiermit wohl umgestimmt werden. Zwar bin ich der Meinung, dass die Graphic Novel von Alan Moore deutlich mehr (politische) Tiefe bietet, dafür war es aber ein bombastisches Erlebnis die Comichelden live in Fleisch und Blut – oder dem blauen atomaren Zeugs aus dem Dr. Manhattan besteht – zu sehen.

Eine Schmiererei „Who watches the Watchmen?“ ziert eine Häuserwand in New York. Wir befinden uns mitte der 80er Jahre, Richard Nixon tritt gerade eine erneute Amtszeit an, es herrscht Chaos im Big Apple und Menschenmassen gehen auf die Straße um gegen die immer präpotenteren Superhelden zu protestieren. Am besten sollten sie verboten und vielleicht auch weggesperrt werden. Vorbei sind die goldenen Jahre wo Superhelden noch wie Stars gefeiert und vergöttert wurden. Die damalige Herotruppe die sich schlicht Watchmen nannte wurde mittlerweile dezimiert. Einige wurden umgebracht, andere vegetieren in Psychiatrien vor sich hin, wiederum andere haben den gefährlichen Job hingeschmissen und widmen sich wichtigeren Dingen als Nachts im Spandexkostüm Verbrecher hinterher zu jagen.
So verbringt auch Edward Blake (Jeffrey Dean Morgan) seine alten Tage mit TV-Zapping und einer ordentlichen Ladung von Hochprozentigem. Vergangenheit sind die Tage wo er als The Comedian Seite an Seite mit Jon Osterman aka Dr. Manhattan (Billy Crudup) im Vietnamkrieg – der übrigens dank diesem gewonnen wurde – für sein Land diente oder mit Dan Dreiberg aka Nite Owl (Patrick Wilson) Kriminelle jagte. Der Comedian ist nicht unbedingt das was man ein Paradebeispiel nennen würde sondern eher das Gegenteil von einem Superhero. Er glaubt das Wesen der Welt schon lange verstanden zu haben und deshalb glaubt er seine Lebensweise sei seine größte Parodie. Diesmal wird er allerdings nicht derjenige sein der zuletzt lacht, denn ein Killer dringt eines Nachts in seine Wohnung ein und macht mit ihm kurzem Prozess.

Dieses Ereignis ruft Walter Kovacs aka Rorschach (Jackie Earle Haley), einen der wenigen noch aktiven, maskierten Superheroes auf den Plan. Der Neurotiker vermutet hinter dem Mord ein Komplott und sieht sein Heldendasein durch den neuen Serienkiller gefährdet. Er warnt also schnellstens seinen alten Freund und Ex-Partner Nite Owl, der sich aber als definitiver Aussteiger der Szene betrachtet. Als jedoch weitere auffällige Dinge geschehen und Rorschach auch noch in eine Falle gelockt wird, sieht er sich gezwungen sein altes Kostüm abzustauben und Archie – eine Art Eulen-Jet – startklar zu machen. Er bekommt schließlich noch ganz unverhofft Hilfe von der Femme Fatale Laurie Jupiter aka Silke Spectre (Malin Akerman). Diese wurde soeben von ihrem immer zerstreuteren Lover Dr. Manhattan verlassen und erhofft sich mit Dan neue Abenteuer.

Dr. Manhattan, der mächtigste Superheld, und Adrian Veidt aka Ozymandias (Matthew Goode) – der wohl intelligenteste Mensch und erfolgreichste Unternehmer des Planeten – haben übrigens ihre geheimen Identitäten der Menschheit zuliebe geopfert. Die beiden Vorzeigehelden versuchen gerade den drohenden nuklearen Weltkrieg zwischen den USA und der UdSSR irgendwie zu vermeiden. Die Russen sind nämlich gerade dabei durch die Invasion in Afghanistan für Horror-Schlagzeilen zu sorgen und ihre 51.000 Atomsprengköpfe können die Vereinigten Staaten nur durch das gewaltige radioaktive Potenzial von Dr. Manhattan ausgleichen.

Während die Kenner der Vorlage sich schon längst über die gute Umsetzung seiner Helden erfreuen, dürfte der „einfache“ Zuschauer zunächst wohl damit beschäftigt sein dem doch etwas komplexen Plot zu folgen. Dies rührt nicht nur daher, dass das Geschehen in diverse zeitliche Perioden hin und her wechselt, sondern auch weil der eigentliche Handlungsstrang durch detaillierte Flashbacks und den Origins der einzelnen Charaktere unterbrochen wird.
Um nicht zu viel zu verraten und um den tollen Charakteren nicht den Reiz zu nehmen, belasse ich es hiermit. Was nun die angeblichen Superhelden-Serienmorde mit der drohenden nuklearen Katastrophe zu tun haben, warum Silke Spectre ihre Herkunft verdrängt und ob Dr. Manhattan und Ozymandias eine Lösung für die Kriege und Probleme der Menschheit finden werden, sollte am Besten jeder selbst im Kino entdecken. Die toll ausgewählte Musik von Tyler Bates wird einem dabei hervorragend begleiten.
Ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass sich die ca. 160 Minuten lohnen werden. Wer nachher immer noch keine Lust hat Alan Moores Meisterwerk zu lesen ist selbst Schuld.



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