(„2001: A Space Odyssey“ directed by Stanley Kubrick, 1968)
Was gibt es besseres als an einen einsamen und verregneten Abend dieses futuristische Abenteuer im dunklen und kalten Weltall zu sehen? Der Film von Legende Stanley Kubrick überzeugt nicht durch wahnsinnige Dialoge – auch wenn die wenigen Worte wichtig erscheinen – sondern durch Atmosphäre und Bilder. Wie genial muss der Film anno dazumal wohl gewesen sein?
Genau diese Frage schoss mir ständig durch den Kopf als ich die doch recht langen 140 Minuten Laufzeit bewältigte. Ich würde den Film nicht als langatmig bezeichnen, aber die teilweise ins unendlich gezogenen Szenen bewirken exakt oben genannte Atmosphäre. Die ständige Stille – schließlich gibt es im All keinen Lärm – wirkt sich sehr bedrückend aus und die wenigen jedoch imposanten Stücke kommen dadurch um so mehr zur Geltung. Wenn der Donauwalzer von Strauss, gepaart mit beachtlichen Aufnahmen erklingt, ergibt sich ein tolle Kombination die wohl jedem Zuschauer hängen bleiben wird.
Doch kommen wir zum eigentlichen Plot. Nachdem uns das relativ lange Intro von einem prähistorischen Ereignis erzählt bei dem Affenmenschen einen mysteriösen, schwarzen Monolithen der aus der Erde ragt vorfinden, geht es also richtig los. „2001: A Space Odyssey“ spielt wie der Titel verrät (und wenn man das Produktionsjahr betrachtet) größtenteils in der Zukunft. Der Menschheit ist es gelungen den Mond zu besiedeln doch seit kurzem wurde dort ein schwarzer Monolith entdeckt, der eine starke Strahlung aussendet. Die Forschungen ergeben dass die Strahlungswellen in Richtung des Jupiters gerichtet sind, der nächste Schritt soll es also sein ein Forscherteam dorthin zu entsenden um der Sache auf den Grund zu gehen. Dazu wurde der Crew ein Raumschiff zur Verfügung gestellt das sich mit dem besten Computer aller Zeiten, HAL aus der 9000er-Serie, rühmen kann. Dieser Geniestreich der IT-Industrie kontrolliert das gesamte Schiff und soll für einen reibungslosen Ablauf der Fahrt sorgen. Um Nahrung und Energie zu sparen wurden drei der fünf Astronauten in einen künstlichen Tiefschlag versetzt. HAL steuert bspw. die Apparaturen die hierfür notwendig sind, während er gleichzeitig einen Sicherheitsscan durchführt. Genau bei einen dieser Tests erfahren die beiden „wachen“ Crewmitglieder, Dr.Dave Bowman (Keir Dullea) und Dr. Frank Poole (Gary Lockwood) von HAL dass ihre Kommunikationsanlage bald ausfallen wird. Nachdem sie dies überprüft haben müssen sie zum Schock aller feststellen dass der Supercomputer sich geirrt hat. Mit der Anlage scheint alles bestens zu sein und man beschließt den Ausfall abzuwarten um Gewissheit über HAL’s Funktionsfähigkeit zu haben: sollte die Funkschüssel nämlich nicht in der angekündigten Zeit kaputt gehen, sei kein Verlass mehr auf HA. Die folgerichtige Entscheidung wäre in diesem Fall den fehlerhaften Computer abzuschalten um somit Schlimmeres zu vermeiden, schließlich hängt ihr aller Leben von HAL ab. Als Poole und Bowman diese Worst-Case-Szenario besprechen glauben sie vor den „Ohren“ HAL’s sicher zu sein, doch sie haben nicht daran gedacht dass der 9000er auch perfekt Lippenlesen kann.
Schnell wird klar, dass der darauf programmierte Computer, äußerst menschlich reagiert und tatsächlich so etwas wie Rache oder vielmehr einen Überlebensinstinkt zeigt…
Keine Frage, es handelt sich hier wohl um einen der bekanntesten und meist geliebten Klassiker ever und auch ich möchte mich im Lobgesang einreihen und zum x-ten male die Genialität von Kubrick unterstreichen. Seine Filme verkörpern nicht nur ästhetische Perfektion sondern verknüpfen diese auch immer mit intelligenten Inhalten. Es liegt wohl auf der Hand welche Vision hier (und auch anderswo) Kubrick von den technischen Entwicklungen hatte und welche moralischen Fragen diese der Menscheit neue und missliche Situation aufwirft.
Als Zuschauer war ich trotz der langen Laufzeit und der durchaus monotonen und einfältigen Bildern (mal abgesehen vom psychedelischen und völlig mit dem Vorangegangenen brechenden Schluss) wie gebannt. In der Zusammenfassung nicht genannt, aber wie ich finde erwähnt werden sollte, ist vor allem auch die zu Beginn angesiedelte Sequenz in der schlussendlich die neue Mission beschlossen wird. Die Szene konzentriert sich vor allem auf Dr. Heywood Floyd (William Sylvester). Zwischen dem Plausch mit alten Bekannten, dem kurzen Flug zum Mond und dem Fund des Monolithen findet hier wohl der meiste Dialog Platz und verrät uns so einiges wie wir 2001 drauf sein werden.
Ich würde keineswegs behaupten Kubricks finale Intention verstanden zu haben, denn alleine dafür überfordert einem wohl die Schlussszene die mit sämtlichen Regeln bricht und nicht wie abgeschlossen sondern eher wie abgebrochen wirkt. Ähnlich wie fast 30 Jahre später mit „Eyes Wide Shut“ gibt der Regisseur seinem Publikum zwar Denkanstösse und reicht ihm (kleine) Strohhalme, doch schlussendlich wird die nachfolgende Selbstreflexion der wichtigere Prozess sein.
Kino das berührt, verblüfft und einem die Sprache verschlägt. Betrachtet mit heutigem Entertainment, hatte Kubrick also vielleicht doch nicht so unrecht und der ganze Fortschritt führte uns in eine sterile Umgebung in dessen Stagnation der einzige Wandel das ändern des Reality-Show-Kanals und die Sitzposition von „Packerl Futter“-fressenden Zuschauern ist.
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