das comeback

Das Comeback

(„Cindarella Man“ directed by Ron Howard, 2005)

Das ComebackIch verfolge Boxen als Sportart eigentlich so gut wie nie. Irgendwie konnte mich das Ganze nie so richtig faszinieren, doch bereits gesehene Dokumentationen zu Muhammad Ali oder „Raging Bull“ von Martin Scorsese und auch die gestern im Free-TV gesehene Geschichte vom Cindarella Man konnten mich von Anfang an fesseln.
Da ich wie gesagt vom Boxen keine Ahnung habe, kannte ich auch nicht die Story von Jim Braddock der hier von Russell Crowe interpretiert wurde. Ich kann den Schauspieler zwar immer weniger leiden aber man muss ihm zugestehen, dass er seine Rollen meistens solide spielt. Die Kälte und oftmals Gefühllosigkeit die Crowe ausstrahlt kommt ihm aber im Prinzip bei „Das Comeback“ nur zu Gute, denn die Rolle verlangte nach einem abgebrühten Hund, nicht umsonst war Bradocks Spitzname „The Bulldog„.
Der Streifen erzählt also vom Aufstieg des Boxers aus New Jersey, der im amerikanischen Volksmund aufgrund dessen als Cindarella Man bekannt ist. Nachdem Braddock es geschafft hat unzählige Kämpfe mit K.O.-Schlägen zu gewinnen scheint seiner Karriere nichts mehr im Weg zu stehen, doch die Weltwirtschaftskrise 1929 stürzt den irisch stämmigen Vater von drei Kindern in ein finanzielles Loch. Er hatte sein gesamtes Vermögen in Aktien investiert dessen Wert am schwarzen Freitag in den Keller fielen. Dummerweise hat er sich auch noch bei seinem letzten Kampf seine rechte Hand – seine Stärke – gebrochen und setzt somit den darauffolgenden Fight total in den Sand. Ihm wird die Lizenz entzogen und er verliert seinen Job als Sportler.
Die Krise bringt eine Welle der Arbeitslosigkeit mit sich und jeder der für einen Hungerlohn Kisten an den Docks schleppen darf, kann sich glücklich schätzen. Jim schafft es irgendwie mit Mühe und Not seine Familie über Wasser zu halten, seine Frau Mae (Renée Zellweger) gibt ihm Kraft und seine Kinder den Ansporn dazu.
Als Jim eines Tages von seinem ehemaligen Manager Joe Gould (Paul Giamatti) erfährt, dass er einen Boxkampf für ihn organisieren kann überlegt Braddock nicht zweimal. Das Geld das er im Ring verdient soll seine angehäuften Schulden begleichen. Als Braddock den Kampf im Madison Square Garden überraschenderweise mit einem klaren K.O.-Sieg gewinnt, scheint die Boxwelt wieder Interesse am Cindarella Man zu haben. Er erhält eine zweite Chance und räumt dabei auch den nächsten Gegner per Knockout aus dem Weg. Die Sportwelt steht Kopf und applaudiert dem Kämpfer aus der Arbeiterklasse. Für viele wird er so etwas wie ein Vorbild, der Inbegriff für den amerikanischen Traum.
Jim Braddock soll nun sogar gegen den amtierenden Weltmeister im Schwergewicht Max Baer (Craig Bierko) antreten. Und genau da gbegann mir das Geschehen ziemlich auf dem Wecker zu gehen. Zwar gestaltet Regisseur Ron Howard den Fight äußerst spannend, die Darstellung von Baer fand ich allerdings überhaupt nicht passend. Da ich nichts über den Kampfsportler wusste, habe ich mich etwas schlau gemacht und diverse Quellen sprechen von einem witzigen und durchaus fairen Menschen. Der Film suggeriert dem Zuschauer allerdings, dass Baer ein Ungetüm war, der es regelrecht verdient hatte von Crowe endlich sein Nase eingeschlagen zu bekommen. Zwar stimmt es, dass Baer einen seiner Gegner wortwörtlich totgeschlagen hat, doch der Streifen spricht 1. von zwei toten Gegnern und 2. zeichnet er Baer wie eine blutdürstende, arrogante Tötungsmaschine.
Im Film zeigt Baer keine Reue (obwohl mehrer Quellen davon sprechen, dass er nach dem Todesfall mental zerstört war), droht Braddock offen damit ihn im Ring umzubringen (!) und pöbelt dessen Frau auf vulgäre Art und Weise an. Der hollywoodianische Drang einen klassischen Bösewicht zu haben scheint auch hier Einzug gefunden zu haben. Schlimm finde ich das aufgrund der Tatsache, dass der biographische Film geschichtliche Fakten wiedergeben sollte und nicht einen Mann, völlig zu Unrecht, wie ein Monster darstellen.
Den Kampf um den Titel konnte Braddock tatsächlich gewinnen auch wenn er aufgrund seines Alters und der körperlichen Unterlegenheit der klare Außenseiter war. Seine Karriere als Boxprofi wird im Film nicht weiterhin beleuchtet, die Autoren beließen es lieber bei zwei-drei kurzen Texten die uns darauf hinweisen, dass er glücklich und zufrieden bis zu seinem Tod mit seine Frau Mae in New Jersey lebte.
Der Mythos bleibt also perfekt, gerade in Zeiten wie den unseren scheint es wichtig zu sein dass das hirntote Publikum den Cindarella Man wieder entdeckt. Der einfache Arbeiter aus dem kleinen, schmutzigen New Jersey der es trotz der Umstände schafft zu überleben und sozial wie finanziell aufzusteigen. Genial eingestreut fand ich auch wie Crowe im Film das (amerikanische) Sozialsystem lobt und die Szene wo er von den Managern und Bonzen des Box-Karrussels Almosen bettelt. Bildsstarke Momente die eine Nation vor dem finanziellen Bankrott nochmals hochleben lassen und den kläglichen Versuch unternehmen Werte zu festigen die außer in den Köpfen des Fußvolkes wohl nirgendwo präsent sein dürften.
Mal abgesehen von der obligatorischen Schönrederei made in Hollywood, bietet der Film in etwa 140 Minuten Laufzeit gute Unterhaltung. Sofern man sich also nicht einlullen lässt darf man sich auf dieses Abenteuer gerne einlassen.



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