Unbeugsam - Defiance

Unbeugsam – Defiance

(„Defiance“ directed by Edward Zwick, 2008)

Unbeugsam - DefianceDie Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht sehr hoch. Zu sehr sah das Ganze bereits im Vorfeld nach einem typischen Kriegsepos made in Hollywood aus. So verwunderte es mich auch kaum dass ich während den nicht mehr enden wollenden 137 Minuten Laufzeit nicht nur einmal den Abspann herbeiwünschte. Obwohl überraschenderweise überhaupt keine US Soldaten vorkommen und die historisch vorgegebene Basis (der Film baut übrigens auf das Buch von Nechama Tec auf) eigentlich sehr interessant ist, konnte mich Daniel Craig als Hauptdarsteller und Partisanenführer Tuvia Bielski überhaupt nicht überzeugen. Der Film von Edward Zwick wirkt auf mich wie ein zwanghafter Versuch das Vorgehen polnisch-weißrussischer Freiheitskämpfer irgendwie pathetisch und heldenhaft darzustellen. Dabei finde ich müsste der Regisseur das überhaupt nicht, denn jeder würde auch ohne den nervigen Dialogen, den vorhersehbaren Szenen und der grauenhaften Musik von James Newton Howard verstehen worum es geht und warum die jüdischen Partisanen getan haben was in ihren Augen zu tun war.
Weiters unnötig war es das klassische Gut-Böse-Verhältnis so überdeutlich darzustellen. Jeder vernünftige Mensch verachtet die Taten der Nazis doch die deutschen Soldaten im Film wirken wie hirnlose Monster, die jüdischen Rebellen hingegen wie die Stars. Zwar wird nicht verheimlicht dass die Bielski-Brüder (neben Craig sind das noch Liev Schreiber als Zusja, Jamie Bell als Asael und George McKay der Aron spielt) ebenfalls skrupellos gemordet haben doch dies wird deutlich abgeschwächt. Sie werden zu Helden hochstilisiert, wobei es meiner Meinung nach besser gewesen wäre einfach nur Fakten zu zeigen. Was soll bitteschön so ruhmreich sein wenn man unzählige Zivilsten tötet?
Meine Forderung einfach nur Tatsachen sprechen zu lassen hätte dazu geführt dass sich jeder selbst eine Meinung bilden könnte ob ihre Aktionen nun gerechtfertigt, nachvollziehbar oder sogar verachtenswert waren. Die ewige Schwarz/Weiß-Denkerei in Weltkriegsepen nervt unheimlich, es wäre m.E. höchste Zeit damit endlich einmal aufzuhören. Ich nehme an es wäre zu gewagt jüdische Verfolgte in einem 2.Weltkriegsszenario nicht automatisch in Schutz zu nehmen sondern die Beurteilung dem gemeinen Mob zu überlassen. Andererseits wird es uns auch nicht weiterbringen wenn wir die Augen davor verschließen. Genauso wie die grausigen Massaker der deutschen Wehrmacht und der Holocaust aufgearbeitet werden sollen, sollte auch hier der Freiraum bestehen um über den moralischen Wert dieser Partisanen nachzudenken. Bei der Darstellung der roten Armee ist es Edward Zwick ja auch gelungen diese als saufende und faule Truppe darzustellen warum also dieser Drang die Bielski-Bande so zu beschönigen?
Um es nochmals klipp und klar zu sagen: ich finde es lobenswert was diese Partisanen für unzählige Menschen damals getan haben. Ein Film sollte uns dennoch die Autonomie einräumen zu entscheiden ob wir damit einverstanden sind dass die geplünderten Dörfer und ermordeten Bewohner gerechtfertig waren. Wenigstens hätte man die eine Szene genauso ausführlich wie die erfolgreiche Vernichtung eines deutschen Panzers zeigen können. Zeit genug hätte der Regisseur ja gehabt wenn er unzählige in die länge gezogenen Szenen gestrichen hätte. Wer sich jetzt aufgeilt und glaubt ich vertrete irgendeine braune Idiotengruppe der kann sich beruhigt wieder hinsetzen und durchatmen: Krieg ist eben nun mal nichts Schönes und er ist auch meistens nicht heldenhaft, sondern roh, brutal und grausam.
Edward Zwick’s „The Last Samurai“ fand ich zwar auch unnötig pathetisch und heroisch doch empfand ich diesen eher noch als Unterhaltungsfilm (wobei ich mich als Japaner bestimmt empören würde), bei „Defiance“ kann ich leider nicht so darüber denken. Vielleicht nicht unbedingt so schlecht wie Black Hawk Down aber mindestens in derselben Liga. Dass mein Verlangen durchaus machbar ist hat übrigens vor nicht allzu langer Zeit Waltz With Bashir gezeigt.
Mein Tipp lautet also daher: Finger weg von diesem Reinfall.



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