(„Papillon“ directed by Franklin J. Schaffner, 1973)
Ich gebe es zu: bis dato kannte ich den Film nur vom Hörensagen, da konnte ich mir das arteHD-Angebot am Sonntag nicht entgehen lassen, auch wenn die gezeigte Fassung angeblich fünf Minuten kürzer als das Original (150 Minuten) war.
Alleine schon die Performance des immer gern gesehenen Steve McQueen macht „Papillon“ zu einem wahren Mustsee. Der Regisseur Franklin J. Schaffner bediente sich hier allerdings nicht bei seiner eigenen Phantasie sondern der Film basiert auf die (teils fiktionale) Autobiographie von Henri Charrière, der im Film vom bereits genannten McQueen gespielt wird. Charrière war in den 30er Jahren zu Unrecht von einem französischen Gericht verurteilt und in eine Strafkolonie auf Französisch-Guyana verbannt worden. Ausgehend von dieser Prämisse werden im Film also per Schiff jede Menge Straftäter auf drei kleine Inseln im Norden Südamerikas gebracht. Bereits auf ihrer Reise auf hoher See freundet sich Papillon – so der Spitzname von Charrièrer den er seinem Schmetterling-Tattoo auf der Brust verdankt – mit Louis Dega (Dustin Hoffman), einen geschickten Finanzbetrüger, an. Durch ihn hofft er über liquide Mittel zu verfügen wenn sie erstmal im Straflager angekommen sind denn schließlich will Papillon nicht seine letzten Tage in Haft verbringen.
Auf der Insel angekommen wird allerdings bald klar, dass es wenig bis gar keine Fluchtmöglichkeiten für die Insassen gibt. Die französischen Soldaten die das Unternehmen leiten verfolgen ein brutales und unmenschliches System das die Häftlinge psychologisch wie physisch an ihre Grenzen treibt. So wird den Neulingen bei Ankunft sofort demonstriert welches Ende ein eventueller Fluchtversuch haben würde, nämlich den Tod durch die Guillotine.
Ein Fleischer macht aus lebenden Tieren essbares Fleisch, wir machen aus gefährlichen Menschen, harmlose Menschen. Das erreichen wir, indem wir sie zerbrechen!
Das Gefängnis ähnelt eher einem Nazi-KZ als einer Haftanstalt und so wundert es auch kaum dass die Sträflinge sinnlose Arbeiten vollbringen müssen und mit den perversesten Methoden bestraft werden. Bei Nichtbefolgen der Spielregeln droht den Insassen Einzelhaft auf einer benachbarten Insel, oft sogar kombiniert mit halbierten Rationen und Dunkelheit. Sollte selbst diese Maßnahme keine Wirkung zeigen, winkt immer noch eine Inhaftierung auf der Teufelsinsel von der man munkelt es gebe tatsächlich keine Fluchtmöglichkeit mehr.
Nach ein oder zwei gescheiterten, relativ harmlosen Fluchversuchen sieht Henri Charrière ein, dass er Hilfe benötigt. Zum Glück hat selbst das stabilste und mit den loyalsten Schergen ausgestattete Bollwerk seine Schwachpunkte und so finden Papillon und Dega sehr bald einen korrupten Aufpasser der ihnen gegen eine horrende Summe ein Boot und Verpflegung anbietet. Alles scheint perfekt zu laufen, zu perfekt möchte man meinen und so kommt es auch wie es kommen muss: das Boot ist unbrauchbar, die versprochene Verpflegung ist nicht vorhanden und von ihrem Helfer fehlt jegliche Spur.
Papillon wird im Laufe seiner Haft noch ein paar Mal die zermürbende Einzelhaft erleiden müssen bei der er fast den Verstand verlieren wird. Wenn da nicht Dega wäre, der sich sehr geschickt „nach oben gearbeitet“ hat und somit über komfortable Kontakte verfügt, hätten die Soldaten dem „Schmetterling“ schon längst die Flügel gestutzt. So hingegen schafft es Henri die jahrelange Isolationshaft zu überstehen und wieder zu seinen alten Bekannten und Dega zurückzukehren. Doch selbst nach diesen traumatischen Erlebnissen scheint er keine Sekunde damit zu verschwenden seine Situation zu akzeptieren. Ganz nach der Devise Freiheit oder Tod wird er bis ans Ende kämpfen. Selbst nachdem er nach einer spektakulären Flucht, die ihn bis nach Honduras führte, wieder gefasst und gemeinsam mit Dega auf die Teufelsinsel gebracht wird gibt er nicht auf. Sein Mitstreiter Louis scheint hingegen aber nach so langer Haft sich endgültig von seinem Verstand verabschiedet zu haben. Papillon studiert auf der kleinen Insel die Wellenbewegungen und es gelingt ihm tatsächlich mit einem Sack voller Kokosnüsse als Schwimmhilfe zu entkommen. Einfach herrlich das Bild das, das Ende verkündet und Papillon lauthals schreiend davonschwimmen sieht:
„Hey, ihr Mistkerle, ich lebe noch!“
Ein Film den ich wirklich nur wärmstens weiterempfehlen kann. Ein guter Mix zwischen ernsthafter Thematik, Abenteuer und Spannung. Die Hauptdarsteller spielen beide ervorragend auch wenn Hofmann hier nur der Schatten eines grandiosen McQueen sein darf. Der restliche Cast geht als Komparsen mehr oder weniger unter. Musik wurde hier von Jerry Goldsmith nur sehr spärlich eingestreut das macht aber überhaupt nichts denn Spannung entsteht auch so.
Ob nun Papillon wirklich unschuldig ist oder nicht blieb für mich unklar, der Schwerpunkt stellt aber unmissverständlich die brutale Vorgehensweise der Wärter und das französische Justizsystem dar. Außerdem spielt McQueen den Antihelden viel zu sympathisch als dass der Zuschauer auch nur eine Sekunde lang an dessen Unschuldsbeteuerungen zweifeln könnte.
Nach „Papillon“ gibt es für mich also keine faulen Ausreden mehr um noch länger „Gesprengte Ketten“ hinauszuzögern. Die versprochene Star Wars Saga wird sich also bis zu ihrer Vollendung noch ein bisschen gedulden müssen 😉
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