Good Night and Good Luck

Good Night, and Good Luck.

Kritik

(„Good Night, And Good Luck“ directed by George Clooney, 2005)

Good Night And Good Luck.jpgNäherte sich George Clooney bereits in seinem Regie-Stelldichein „Confessions of a Dangerous Mind” (ein Biopic über den TV-Produzenten und CIA-Killer Chuck Barris) dem Medium Fernsehen, widmet sich der Frauenschwarm und Umweltaktivist in seiner zweiten Arbeit endgültig dem Beruf seines Vaters zu. Man darf also gespannt sein, was Clooney in seinem 93 minütigen Schwarzweißfilm zu bieten hat.
1953 inszeniert der republikanische Senator Joseph McCarthy eine landesweite Hetzjagd gegen mutmaßliche Kommunisten und alle anderen Querdenker. In öffentlichen Schauprozessen werden immer öfter unschuldige Andersdenkende unter Mangel an Beweisen verklagt. Der Schatten des Kalten Krieges reicht bis in die Redaktion des TV-Senders CBS. Fernsehmoderator Edward R. Murrow (David Strathairn) besitzt trotzdem die Courage öffentlich Kritik zu äußern. So berichtet der Murrow unter dem Motto „Fakten statt Mutmaßungen “ in seiner Sendung „See It Now“ über einen Piloten, der ohne Legitimation von der U.S. Air Force ausgeschlossen wurde. Damit hat sich der TV-Moderator, und mit ihm auch der Produzent Fred Friendly (George Clooney) und der Reporter Joe Wershba (Robert Downey Jr.), viele Feinde gemacht. Nicht nur die Armee, sondern auch Werbekunden des Senders sind entrüstet. In einer weiteren Sendung wird McCarthy direkt angegriffen. Die Fronten verhärten sich, als McCarthy zum Gegenschlag ausholt, und das einzige, was den Idealisten in diesem ungleichen Schlagabtausch noch bleibt, ist die Wahrheit.
Mit seiner zweiten Regiearbeit übertrifft Clooney seine Leistung aus dem Erstlingswerk. Besaß „Confessions of a Dangerous Mind” noch kleine Schwächen, überzeugt sein zweiter Streifen auf ganzer Linie. Erzähltechnisch fällt auf, dass Clooney Originalaufnahmen in den Film eingebaut hat, was die Entscheidung zu einem Schwarzweißfilm plausibel erscheinen lässt und stilistisch so gut harmoniert, dass es Laien wahrscheinlich gar nicht auffällt, dass Archivmaterial verwendet wurde. Darüber hinaus beruht „Good Night, And Good Luck“ auch sonst auf authentischen Tatsachen – Grundlage ist die Erinnerung von Fred Friendly. Dass der Film aber nicht zu einem staubigen Geschichtsunterricht verkommt verdanken wir der Tatsache, dass Clooney den Film auf das Schicksal einiger weniger Protagonisten konzentriert, anstatt das ganze Ausmaß der historisch bekannten McCarthy-Ära, die oft als Hexenjagd beschrieben wurde (z.B. in der Parabel „Hexenjagd“ dt., von Arthur Miller). Außerdem versteht es Clooney seine Zuschauer fesseln, indem er den Schlagabtausch spannend in Szene setzt.
Ein raffinierter Kniff ist der, dass „Good Night, And Good Luck“ ebenso auf einer zweiten Ebene, als Gegenwartskritik, zu verstehen ist: Die Ähnlichkeit der willkürlich anmutenden McCarthy-Prozesse, die unter Mangel an Beweisen durchgeboxt werden, zum Guantanamo-Prozess von 2006 liegt gleich auf den ersten Blick offen auf der Hand. Beim zweiten Blick – vergleicht man Protokolle der beiden Prozesse miteinander – ergeben sich verblüffende Gemeinsamkeiten.
David Strathairn liefert in der Hauptrolle („Die Firma“, „L.A. Confidential“, „Das Bourne Ultimatum“) eine Gala-Vorstellung ab. Charismatisch raucht er seine Zigaretten vor laufender TV-Kamera, während er redegewand Kritik übt und Tatsachen zusammenstellt. Auch die Nebendarsteller wie Clooney („Syriana“, „Michael Clayton“) oder Downey Jr. („Zodiac“, „Iron Man“) haben ihren Anteil daran, dass „Good Night, And Good Luck“ authentisch wirkt und unterhält.
In Anbetracht von Stimmung und Inhalt weist Clooneys Arbeit Ähnlichkeiten mit anderen Journalismus- bzw. Medienfilmen wie „Citizen Kane“ (Orson Welles), „Network“ (Sidney Lumet), „Die Unbestechlichen“ (Alan J. Pakula) oder „Wag the Dog“ (Barry Levinson) auf, wobei sein Film stilistisch eindeutig als Hommage an die filmgeschichtlichen Klassiker eingeordnet werden darf.

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