(„Ran“ directed by Akira Kurosawa, 1985)
Ran wird als der letzte große Akira Kurosawa-Film angesehen doch das Adjektiv kann kaum die Imposanz dieses Meisterwerks beschreiben. Der Regisseur erzählt in zugegeben sehr langatmigen 160 Minuten eine Geschichte über Macht, Intrige und Rache angesiedelt in Japan während der Sengoku-Zeit (16. Jahrhundert). Die asiatische Insel ist noch nicht vereint, die diversen Daimyos bekämpfen sich untereinander und der Wunsch nach mehr Macht und Einfluss zerstört sogar die fürstlichen Familie im Inneren. Dreh und Angelpunkt von Kurosawas Epos ist dabei der alternde Großfürst Hidetora Ichimonji (Tatsuya Nakadai). Das Land soll auf die drei Söhne Taro (Akira Terao), Jiro (Jinpachi Nezu) und Saburo (Daisuke Ryo) aufgeteilt werden, wobei Taro als der Älteste die wichtigste Burg bekommen und das neue Clanoberhaupt werden soll. Der jüngste der drei Brüder, Saburo, findet die Entscheidung seines Vaters allerdings überhastet und bezeichnet sie als dumm. Für diese unerhörte Äußerung wird er bestraft indem er samt seinen Diener Tango (Masayuki Yui) verbannt wird was sich noch als entscheidend herausstellen wird.
Vorerst behält der Großfürst Hidetora seinen Titel was sich im Grunde aber auf Repräsentative Zwecke beschränkt. Die Frau vom neuen Boss Taro, Lady Kaede (Mieko Harada), sieht nun allerdings eine Chance sich an Hidetaro zu rächen, schließlich war er für den Tod ihres Clans verantwortlich. Sie überredet ihren Mann wie es nur eine Frau kann seinen eigenen Vater zur verraten was zur Folge hat dass der verwirrte Hidetaro abdankt und in die zweite Burg zu Jiro übersiedelt. Auch dessen Frau, Lady Sue (Yoshiko Miyazaki), hat es dem ehemaligen Großfürsten zu verdanken dass ihre Familie so gut wie ausgestorben ist. Er reist also weiter in die dritte, leerstehende Burg die dem verbannten Saburo gehört. Nachdem der Zuschauer bisher damit beschäftigt war das Machtspektrum und die Verstrickungen zu begreifen erlebt man hier zum ersten Mal etwas Action. Die Burg wird von Taros und Jiros Truppen gestürmt und in Brand gesetzt, die beiden Söhne sind mittlerweile wirklich drauf und dran ihren eigenen Vater umzubringen. Hidetaro entkommt aber im Kampf fällt Taro was ein wichtiger Moment ist, denn Jiro wird sich dadurch seiner Witwe intim nähern und ebenfalls unter deren manipulativen Art leiden.
Das heimtückische Morden und die Intrigen von Kaede lassen Saburo aufhorchen der nun mit seiner eigenen Armee wieder in seine früheren Ländereien einzudringen versucht um seinen Vater zu retten. Er scheint der Einzige zu sein der loyal zu seinem Vater steht und für diesen auch so etwas wie Liebe empfindet. Die Klimax findet man schließlich im Aufeinandertreffen der beiden Armeen. Der Krieg stellt das Ende des Ichimonji-Clans dar der sich gegenseitig niedermetzelt. Übrig bleiben der Hofnarr und Tango der Diener die auf dem blutigen Schlachtfeld darüber sinnieren warum die Götter und Buddha diese Grausamkeit zulassen und warum sich die Menschheit nie ändern wird.
In Wahrheit ist der Plot um einiges komplexer als hier skizziert. Kurosawa konzentriert sich vor allem auf die Verflechtung der Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren. Obwohl die Figuren im Streifen eine überschauliche Anzahl behalten fand ich es äußerst kompliziert und anstrengend dem Ganzen zu folgen. Dennoch beweist der Regisseur in jeder Einstellung warum er zu Recht als einer der wichtigsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts gilt. Aber nicht nur die Charakterisierung sondern vor allem auch die wunderbaren Aufnahmen legen Zeugnis über sein Talent ab. Die shakespearesche Handlung verknüpft mit Bildern des japanischen Mittelalter ergeben eine gelungene Kombination die jeder Filmliebhaber zumindest einmal gesehenen haben sollte.
(Anzeige)