(„Traffic“ directed by Steven Soderbergh, 2000)
Der bis dahin relativ unbekannte Filmemacher Steven Soderbergh (Ocean’s Eleven) konnte bis zum Erscheinen von Traffic lediglich mit Out of Sight auf sich aufmerksam machen. So kann Traffic als Schlüsselwerk zum Oevre des Regisseurs herangenommen werden, dessen Niveau Soderbergh seither vergeblich versucht hinterher zu laufen. Zuletzt stand er mit der etwas mehr als durchschnittlichen Verfilmung von Ché Guevarras Leben (Che – Revolucion, Che – Guerilla) in den Schlagzeilen.
Der mexikanische Polizist Javier Rodriguez (Benicio Del Toro) befindet sich zwischen den Fronten von Drogenkartellen, FBI und korruptem Militär. In Washington wird der kompromisslose Richter Robert Wakefield (Michael Douglas) zum Leiter der Drogenfahndung befördert. Während er mit seiner Karriere beschäftigt ist, ahnt er jedoch nicht, dass seine eigene Tochter Caroline (Erika Christensen) Crack und Heroin konsumiert. In San Diego zerbricht die heile Welt der schwangeren Helena (Cathrine Zeta-Jones), weil ihr schwerreicher Mann Carlos (Steven Bauer) wegen Drogenhandels ins Gefängnis geht. Zusammen mit ihrem Sohn wird sie zudem von Geldeintreibern des Kartells bedroht. Helena engagiert einen Auftragsmörder, um den Kronzeugen Eduardo Ruiz (Miguel Ferrer) töten zu lassen. Denn Ruiz hatte Carlos verraten, nachdem er von dem amerikanischen Drogenpolizisten Montel Gordon (Don Cheadle) festgenommen wurde.
Zunächst fällt auf, dass Soderbergh den Kreislauf von Drogengschäften, von ihrer Herstellung über ihren Konsum bis hin zu ihrer Bekämpfung, nachzeichnet. Die drei parallel verlaufenden und abwechselnd gezeigten Erzählebenen haben zwar nicht direkt miteinander zu tun, jedoch haben alle ihre Protagonisten mit Drogen zu tun. Ästhetisch erschafft Soderbergh durch die Anwendung von Farbfiltern drei verschiedene optische Welten. Mexiko wird grobkörnig in einem gelb durchflutetem, dreckigem Licht dargestellt, während sich die Washington-Sequenzen visuell davon durch kalte, scharfe, in einem Blaustich getünchte Bilder abgrenzen. San Diego wird dagegen optisch in Echtfarben dargestellt. Die Authentizität, die dadurch erreicht wird, erfährt eine weitere Unterstützung durch die Verwendung einer wackligen Handkamera.
Der oscarprämierte Drehbuchautor Steve Gaghan adaptierte für sein Drehbuch die britische Serie Traffik aus den 1980er Jahren. Außerdem flossen wohl die Erfahrungen seiner eigenen Drogenkarriere, die er gestand, mit in die Geschichte mit ein. So liefert uns Soderbergh schlussendlich einen authentisch wirkenden Status Quo zum Thema „Drogen“. Unparteiisch und ohne Lösungsansätze für die Probleme, wie Drogenkrieg oder Sucht, zeigt er alle Beteiligten des Drogenkreislaufs auf. Nicht zuletzt verdankt Traffic dem Talent der Besetzung seine authentische Strahlkraft. Allen voran Benicio Del Toro (Fear And Loathing Las Vegas, Snatch) und Don Cheadle (L.A. Crash, „Hotel Ruanda“), die in ihren Rollen als Anti-Helden auch gleichzeitig die einzigen Sympathieträger des Films sind, müssen hier herausragend genannt werden.
Ohne den moralischen Zeigefinger, aber auch ohne Verharmlosung, zeigt uns Soderbergh in einem meisterlichen Thriller die Schattenseiten des Drogenkonsum, die blinde Drogenpolitik und die skrupellose Drogenherstellung und -verbreitung. In einer opulenten, mosaikhaften Bilderflut und avantgardistischen Schnitttechniken serviert der Regisseur von Traffic, innerhalb von 147 Minuten einen spannenden Filmkommentar zu einem ernsthaften Thema.
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