(„The Maltese Falcon“ directed by John Huston, 1941)
Dieser Thriller von John Huston ist nicht nur sein Regiedebüt, sondern markiert in der Filmgeschichte gleichzeitig den ersten „Film Noir“. So wirkte rückblickend Die Spur des Falken aufgrund seiner eigenwilligen Filmästhetik fortan stilbildend für alle weiteren Noir-Thriller und gilt daneben als eine der besten Krimigeschichten aller Zeiten. Dabei stellt Hustons Arbeit bereits die dritte Verfilmung des Buches „The Maltese Falcon“ (1930) von Dashiell Hammet, der wiederum als Begründer des amerikanischen Kriminalromans – der so genannten „Hard boiled novel“ – gilt, dar. Zuvor hielten sich die Filmemacher Roy del Ruth mit The Maltese Falcon (1931) und William Dieterle mit Satan Met a Lady (1936) lose an Hammetts Vorlage.
Doch erst Huston verfilmte die „Hard-boild novel“ eins zu eins, wodurch er die bekannteste Version geschaffen hat. Die Privatdetektive Sam Spade (Humphrey Bogart) und Miles Archer (Jerome Cowan) werden in ihrem Büro in San Francisco von einer jungen Frau, die sich als Ruth Wonderly vorstellt (Mary Astor), beauftragt ihre Schwester aufzustöbern, die angeblich mit einem Mann namens Thursby durchgebrannt sein soll. Archer wird kurz darauf bei seinen Ermittlungen von einem unbekannten Täter erschossen. Noch mysteriöser wird es für Spade, als auch noch Thursbys Leichnam geborgen wird, weil er nun unter Verdacht gestellt wird. Als er der Sache auf die Spur gehen will, findet er nicht nur heraus das Ruth in Wirklichkeit Brigid O’Shaughnessy heißt, sondern, dass die Morde im Zusammenhang mit einer geheimnisvollen Falken-Statuette stehen, die Spade für den zwielichtigen Joel Cario (Peter Lorre) finden soll.
Der misstrauische Privatdetektiv folgt der Spur des Falken, um das Geheimnis zu lüften. Huston schrieb die Vorlage fast ohne Lücken in ein Drehbuch um. Er reduzierte jedoch die Schauplätze für die Filmversion, um eine klaustrophobische Atmosphäre zu errichten, die zudem durch den Einsatz der Kamera, dem Licht und der Musik unterstrichen wird und fortan typisch für den Film Noir ist. Mit der Einstellung und Führung des Kameramanns Arthur Edeson macht Die Spur des Falken Anleihen beim deutschen Expressionismus, was durch eine düstere und dichte Stimmung zum Ausdruck kommt.
Neben der Filmästhetik wartet Huston mit einem rasanten Erzähltempo auf, das er durch ständige Telefonate und Ortswechsel herbeiführt. Die Dialoge sind präzise gestrickt und durch einen beißend schwarzen Humor durchtränkt. Humphrey Bogart (Casablanca, Gangster in Key Largo) erreichte zu Recht mit seiner bravourös gespielten Rolle als trocken-sarkastischer Privatdetektiv und Antiheld seine lang erhoffte Stellung als Hollywoodstar. Auch Peter Lorre (M – Eine Stadt sucht einen Mörder, Arsen und Spitzenhäubchen) kann als nebulöser Auftraggeber glänzen. Mary Astor wirkt zu Beginn noch harmlos, entpuppt sich später aber zur Film Noir typischen Femme Fatale. Mit Die Spur des Falken ist Huston nicht nur der Blueprint für alle weiteren Streifen der „Schwarzen Serie“ Hollywoods gelungen, sondern ebenfalls ein zeitlos spannender und zynischer 97 minütigen Thriller.
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