(„Unknown“ directed by Simon Brand, 2006)
Der Independent-Thriller von Simon Brand kam gar nicht erst in den deutschen Kinos. Dabei versammelte der ehemalige Musikvideoregisseur eine beachtliche Anzahl an Schauspielern aus der zweiten Garde Hollywoods. In seinem Katz und Maus-Thriller knüpft er ideentechnisch an Filme wie Cube, Saw oder House of 9 an. Denn genau wie in den angesprochenen Filmen befinden sich die Protagonisten zu Beginn ahnungs- und/oder erinnerungslos in einer ausweglosen und gefährlichen Ausgangssituation.
Ein unbekannter Mann (Jim Caviezel) – der Name bleibt vorerst unverständlich – wacht in einer verlassenen Lagerhalle auf. Er aufgrund dreier leblos daliegender Menschen erstaunt, von denen einer (Joe Pantoliano) an einen Stuhl gefesselt ist, einer (Greg Kinnear) am Boden liegt und einer (Jeremy Sisto) angeschossen ist und mit Handschellen an einem Geländer hängt. Als ein Telefon in einem Nebenraum läutet hebt der Unbekannte ab und führt mit der Person an der anderen Seite der Leitung ein Gespräch, als würden sie sich kennen, obwohl er offenkundig an Amnesie leidet.
Als er zurückkommt, wachen die für tot gehaltenen Männer auf, und ein weiterer (Barry Pepper) hinkt eine Treppe hinunter. Keiner von ihnen kann sich erinnern, was passiert ist und wer sie sind, woraufhin sie sehr misstrauisch werden. Derjenige, der auf den Stuhl gefesselt ist, wird nicht losgebunden. Sie versuchen, die Gitterstäbe vor den Fenstern durchzusägen, aber sie haben keinen Erfolg. Währenddessen gibt Eliza Coles (Bridget Moynahan) eine Tasche mit Geld in ein Schließfach, da ihr Mann entführt wurde, doch trotz Polizeiüberwachung scheitert die Übergabe und die Kriminellen verschwinden mit dem Geld. In der Lagerhalle spitzt sich die Lage zu, und einer der Männer befreit den Gefesselten. Auf der Toilette finden sie eine Zeitung, in der steht, dass zwei von ihnen entführte Geschäftsmänner und der Rest Gangster sind – sie wissen bloß nicht, wer auf welcher Seite steht.
Der Film lebt und unterhält (im Großen und Ganzen) vom Misstrauen und den schrittweisen zurückkehrenden Erinnerungsfetzen. Das Hin und Her, das Herauskristallisieren von Freund und Feind hält den Zuschauer tatsächlich bis zum Schluss im Atem. Jedesmal, wenn man dachte den Clou rauszuhaben kommt doch noch eine fiese Wendung. Die Story lässt sich also durchaus sehen lassen und kann über weite Strecken überzeugen. Da das Setting auf die Lagerhalle und damit auf die Handvoll Darsteller konzentriert ist, steht und fällt der Film aber auch enorm mit den schauspielerischen Können seiner Protagonisten. Allen voran der Hauptdarsteller – James Caziel (Die Passion Christi) – kann hier voll punkten. Jedoch wirkt Barry Pepper (Der Soldat James Ryan) dagegen eher fehl am Platz.
Die Flashbacks sind – nicht zuletzt auch in ästhetischer Hinsicht – sehr interessant. Doch als Initiationsort der Erinnerungen immerfort einen Waschraum – abgedroschen: vor dem Spiegel – auszuwählen wird auf Dauer langweilig und vorhersehbar. Insgesamt hätte man mehr aus dem Stoff „Erinnerung“ machen können, so kann Unknown seinem Vorbild Memento (Christopher Nolan) nicht das Wasser reichen.
Übrig bleibt ein 92 minütiger sehenswerter Thriller, der vor allem Fans von rätselhaften Krimis eine Abwechslung bereiten dürfte. Wer hier aber den ganz großen Wurf erwartet, dem sei von Unknown“abgeraten. Mehr als ein (etwas) überdurchschnittlicher Film ist Brand nicht gelungen.
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