Durst

(„박쥐“ directed by Chan-wook Park, 2009)

Vampire erfreuen sich in letzter Zeit wieder größter Beliebtheit. Neben TV-Serien wie True Blood oder The Vampire Diaries überzeuge letztes Jahr vor allem der schwedische Streifen So finster die Nacht, der schon längst kein Geheimtipp mehr ist.  In Durst nimmt sich kein geringerer als Chan-wook Park dieser Thematik an und zeigt wie im Gegensatz zum stinklangweiligen Blood: The Last Vampire ein echter Asia-Blutsauger-Flick aussehen soll.

Er holt sich mit Kang-ho Song, der mir schon in The Good The Bad The Weird unheimlich gefiel, einen brillanten Schauspieler, verpasst ihn ein Priesterkostüm und verwandelt ihn kurzerhand in ein blutrünstiges Monster. Diese Definition wird der Figur Sang-hyeon allerdings nicht gerecht, denn im Gegensatz zu seiner  späteren Flamme Tae-ju (Ok-bin Kim) handelt er stets nach einen selbstauferlegten Moralkodex. Um seinen Blutdurst zu stillen beschränkt sich der katholische Pfarrer nämlich auf potentielle Selbstmörder die zu ihm in die Beichte kommen oder auf Komapatienten von denen er fast schon liebevoll ein gewisses Maß an Lebenssaft abpumpt.

Park arrangiert hier eine äußerst makabere Romanze und bettet diese in den etwa 130 Minuten in ein optisch vorzügliches Szenenbild ein. Wie bisher konzentriert sich der Südkoreaner auf zwischenmenschliche Beziehungen, so wird die verbotene Liebe des Geistlichen Sang-hyeon und der mit Kang-woo (Ha-kyun Shin) verheirateten Tae-ju ganz klar in den Mittelpunkt gestellt. Das kränkliche Mutersöhnchen Kang-woo wirkt für Tae-ju wie ein Klotz am Bein, ihre frühere Zieh- und nun griesgrämige Schwiegermutter Lady Ra (Hae-sook Kim) die mit ihnen unter einem Dacht lebt, wie eine Schlinge um den Hals. Die Affäre mit dem Pfarrer, bei der sie ihre geheimen Perversionen ausleben kann, ist für sie deshalb eine prickelnde Abwechslung und Ventil um den deprimierenden Alltag zu vergessen.

Chan-wook Park teilt seinen Streifen grob gesagt in zwei Teile auf. Im ersten beobachten wir das Aufkeimen der  Liebesbeziehung, im zweiten die fatalen Folgen dieser Bindung. Die Zäsur dabei stellt ohne Zweifel die Ermordung von Kang-woo dar, worauf die gute Lady Ra sogar in einen Lähmungszustand verfällt. Aber nicht nur das Interagieren der Charaktere sind die Sträken von Durst, sondern auch Themen wie Euthanasie werden angerissen. Der Regisseur vermeidet aber hier allzu sehr ins Detail zu gehen denn der Film ist primär Unterhaltung wenn auch auf hohem Niveau. Fast gänzlich verzichtet man hier auf unnötige und verwackelte Actionsequenzen, Park beschränkt sich bei der Gewaltdarstellung auf das Notwendigste, auch wenn diese dann sehr blutig zum Zuge kommt.

Wie schon in seiner Rache-Trilogie kommt auch hier sein Faible für Streichorchester zur Geltung. Herrlich untermalt Young-ook Cho die Szenen des Autors, kommt allerdings nicht an die fast schon monumentalen Töne von einem Oldboy heran. Neben Kang-ho Sang trumpft die unschuldig wirkende Ok-bin Kim auf. Ihre Figur, das vermeintliche Opfer und hilflose Mädchen, kristallisiert sich als Knackpunkt der Geschichte heraus. Ha-kyun Shin, der schon in Park’s  Sympathy For Mr. Vengeance überzeugte, hat ihr im Verhältnis zu den Hauptdarstellern sehr wenig zu tun, wirkt aber als dauererkälteter Hosenscheißer glaubhaft.

Insgesamt fand ich den Plot dann aber nicht so stark wie bei früheren Filme des Koreaners. Trotz der Lykanthropie und den doch sehr spezifischen Charakteren kann man sich aber mit den Figuren sehr gut identifizieren, vor allem weil sie schlussendlich doch noch sehr viele menschliche Seiten aufzeigen. Vor allem das grandiose Ende empfand ich irgendwie als herzzerbrechend auch wenn es aus Sang-hyoen’s Sicht eine logische Schlussfolgerung war. Noch nicht gesichtet habe ich vom Südkoreaner I’m a Cyborg, But That’s OK, steht aber auf alle Fälle schon mal auf dem Merkzettel.



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