(„Fargo“ directed by Joel & Ethan Coen, 1995)
Für mich immer noch der bis dato beste Coen-Film. Atmosphärisch übertrifft Fargo alles was ich bisher von den beiden Brüdern gesehen habe auch wenn mancherorts – und dies durchaus zurecht – behauptet wird No Country For Old Men sei ihm hier sehr ähnlich nur mit Wüste und so.
Ihre Story siedeln sie wie so oft im mittleren Westen an mitten im klirrenden Winter. Herzstück ihrer Arbeit sind einmal mehr die skurrilen Figuren die sich durch die knapp 100 Minuten wuseln. Da sind zum einen die Kidnapper Carl Showalter (Steve Buscemi) und Gaear Grimsrud (Peter Stormare) die einen Deal mit dem Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William H. Macy) schließen. Die beiden Chaoten sollen seine Frau entführen, das erhaltene Lösegeld sollen die Gangster aber mit ihren Auftraggeber teilen. Jerry, der in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, erhofft sich nämlich dass sein schwerreicher Schwiegervater und wenig beliebter Arbeitsgeber (Harve Presnell) für die erpresste Summe aufkommen wird. Was im ersten Moment wie ein harmloser wenn auch makaberer Betrug aussieht entwickelt sich alsbald zu einem Sog der Gewalt der ungeahnte Ausmaße annehmen wird.
Fantastisch sind nicht nur die Auftritte der genannten Schauspieler, allen voran leistet Joel Coens Ehefrau Frances McDormand als Kleinstadtpolizistin Marge Gunderson hervorragende Arbeit. Die akribisch einstudierten Dialoge mit stets passendem, abe für meine Wenigkeit sehr schwer verständlichen, Dialekte im O-Ton allein sind eine Sichtung dieses Meisterwerks schon wert. Es handelt sich aber keinesfalls um eine Autobiographie, vielmehr geht es ihnen darum auf Mikroebene einen Fleck Erde einzufangen und ihn auf Zelluloid zu bannen. Auch wenn es die Betroffenen womöglich nicht so sehen werden, spötteln die Coens nicht über ihre Minneapolis-Wurzeln, sondern verpacken eine packende Story mit viel schwarzen Humor den man am besten mit einem Augenzwinkern begegnet. Besonders witzig fand ich wie sie das sogenannte Minnesota Nice, die überfreundliche Art der Bewohner besagten US-Staates, auf die Schippe nehmen.
Wenn die Coens zu Beginn übrigens behaupten es handle sich hier um eine wahre Geschichte bei der nur die Namen geändert wurden, erlauben sich die beiden lediglich einen dreisten Schulbubenscherz. Ein gewisses Maß an Wahrheit, so die Brüder, enthalte Fargo aber allemal, denn der Streifen gibt ihren Heimatort dermaßen realistisch wieder dass man sie nicht als Lügner abstempeln können.
Und wahrlich der Film wirkte damals nicht zuletzt aufgrund diesen Realitätsgehalt fast schon revolutionär, sie schufen etwas noch nie Dagewesenes was sogar ein Umdenken in der Oscar-Prämierung erzwang. Nicht weniger als 2 goldene Mannen und etliche andere Preise heimsten die Independent-Schreiber mitte der Neunziger damit ein. Viel wichtiger als jeder Preis ist aber das Monument das sie hiermit erschufen und sich damit endgültig in der Filmwelt etablierten. Fargo ist für mich einfach nur gute Unterhaltung auf höchstem Schauspielniveau, enttäuscht könnte vielleicht derjenige sein der sich etwas tiefsinnigeren Inhalt wünscht.
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