(„The Gamers“ directed by Matt Vancil, 2002)
Es gibt Filme, die es niemals schaffen werden ein größeres Publikum zu erreichen. Nicht etwa zwangsläufig weil sie schlecht sind, sondern vielmehr weil sie nur eine bestimmte Zielgruppe ansprechen und alle anderen Menschen, die dieser Gruppe nicht angehören, mit dem Film und dessen Inhalt nichts anfangen können, egal wie aufgeschlossen sie an ihn auch heran gehen. Solche Filme kennen so gut wie alle AnhängerInnen der jeweiligen Kreise, darüber hinaus sind sie jedoch gänzlich unbekannt. Einer dieser Filme ist das Low-Budget-Projekt The Gamers von Matt Vancil aus dem Jahr 2002.
Ich bekenne: Ja, auch ich spiele Pen & Paper – Rollenspiele. Während ich dem bekanntesten deutschsprachigen System Das Schwarze Auge (DSA) anhänge, führt im englischsprachigen Raum kein Weg an Dungeons & Dragons (D&D) vorbei. Um Letzteres zu spielen, treffen sich auch die Protagonisten von The Gamers in einem Studierendenwohnheim und schon nach der ersten Szene ist klar, dass sie alle Klischees von RollenspielerInnen erfüllen, z.B. die Tatsache, dass sie ausschließlich Männer sind, sich nur über Ereignisse aus der Fantasywelt des Spiels unterhalten und sie überhaupt nicht verstehen können, warum Mark lieber mit seiner Freundin Molly den Abend verbringt als mit ihnen. Es dauert nicht lange und die Gruppe befindet sich wieder in ihrem Abenteuer, welches – wie sollte es anders sein – sie auf die Suche nach einer entführten Prinzessin führt. Entführt ist sie natürlich durch einen üblen Bösewicht, den es zu stellen gibt. Doch zunächst gilt es dessen Versteck zu finden…
Obwohl die Handlung mit ihren einfach gestrickten und vorhersehbaren Ereignissen natürlich selbst schon eine Parodie ist, machen den Reiz des Films die Anspielungen und humoristischen Verweise auf typische Eigenarten von RollenspielerInnen und den zugehörigen Klischees aus. Sei es, dass die HeldInnen Dinge tun, die höchst unrealistisch aber trotzdem durch das Regelwerk gedeckt sind, dass in bester Powergamer-Manier nur mit den zu gewinnenden Punkten und den eigenen Vorteilen argumentiert wird, oder dass Szenen mehrmals wiederholt werden, weil der Dieb natürlich nie aufrecht einen dunklen Raum betreten würde. So unterhaltsam und wahr diese parodistischen Aspekte auch sind, wer nicht weiß worauf sie anspielen, wird ihren Witz leider nicht verstehen.
Der 48-minütige Low-Budget-Film hat aber trotz seines Amateur-Charakters einige Dinge mehr zu bieten. Zunächst ist die Zweiteilung zwischen der Realität am Spieltisch und der fantastischen Spielwelt zu nennen. Obwohl die Kameraführung wirklich zu wünschen übrig lässt, gibt es sogar eine eigene Filmmusik. Vor allem das Bass-Thema, das an einigen Stellen zu hören ist, hat trotz seiner Einfachheit großen Wiedererkennungswert. Neben relativ gut passenden Requisiten und sicher nicht unaufwendigen Sets sind sogar einige Spezialeffekte zu sehen. Allein in diesen Punkten also durchaus ambitioniert und wohl nur durch die finanziellen Möglichkeiten beschränkt.
The Gamers ist ohne Zweifel DER Kultfilm der Pen & Paper – Rollenspielszene. Wie schon erwähnt wird sich dieser Kultfaktor vermutlich nur denjenigen erschließen, für die ein Ikosaeder nicht nur ein platonischer Körper, sondern v.a. ein W20 und eine Waffe ist (Siehe hier). Diejenigen, auf die das zutrifft, werden in den 48 Minuten jedoch bestens unterhalten und können sich darüber hinaus auf ein tiefgreifende Fragen aufwerfendes Finale freuen.
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