(„Seven Samurai“ directed by Akira Kurosawa, 1954)
ARTE zeigt im Zuge seines Programmschwerpunkt „Japan“ fünf tolle Samurai-Filme die man nicht verpassen sollte. Nicht nur dass die Beiträge in HD (720p + DD) ausgestrahlt werden, das wirklich tolle daran ist dass wie gewohnt keine nervigen Werbeunterbrechungen das Spektakel unnötig in die Länge ziehen.
Gestern startete das Ganze mit dem Klassiker Die sieben Samurai den man wohl als DEN Samurai-Film schlechthin bezeichnen könnte. Akira Kurosawas monumentales Meisterwerk wurde nicht nur von Publikum und Kritik in höchsten Tönen gelobt sondern gilt als einer der einflussreichsten Filme überhaupt. Sein bekanntester Verehrer und Imitator dürfte wohl Die glorreichen Sieben sein. Die westliche Adaption von John Sturges ist durchaus sehenswert doch verblasst sie im direkten Vergleich zum japanischen Vorbild. Der Western ist recht oberflächlich und wenig durchdacht, wohingegen Kurosawas Vorlage präzise und perfektionistisch wirkt. Er lässt sich mit seinen Szenen sehr viel Zeit und vermittelt ein äußerst realistisches Bild des japanischen Mittelalters, wobei auch Die sieben Samurai ganz klar vom spannenden und zweitweise ergreifenden Plot lebt.
Ein von skrupellosen Banditen ständig heimgesuchtes Bauerndorf steht kurz vor dem wirtschaftlichen Untergang. Unmut und Verzweiflung machen sich breit als die unvermeidliche Hungersnot ausbricht und der zu leistende Frondienst kaum Hoffnung verspricht. Die Lösung ihrer Probleme scheint aber einfach zu sein: herrenlose und ehrenwerte Samurais sollen engagiert werden um ihre Felder vor den Ganoven zu beschützen die die Bevölkerung einschüchtern und sämtliche Ernteerträge stehlen. In Kanbê Shimada (Takashi Shimura), einem alternden Ronin, scheint der Grundpfeiler der bäuerlichen Privatarmee gefunden zu sein, doch es ist nicht allzu leicht weitere noble Krieger auf ihre Seite zu bringen.
Kurosawa vermischt seine Story gekonnt mit einzelnen Schicksalen, Romanzen oder Familiendramen und setzt das Ganze in ein politisch wie gesellschaftlich äußerst interessantes Zeitalter ohne aber dabei den roten Faden zu verlieren. Demontiert man seinen Film bleibt im Grunde genommen das altbekannte Gut gegen Böse-Spielchen. Da der Regisseur aber so viel Liebe zum Detail investiert bekommt „Die sieben Samurai“ eine ganz andere Dimension.
Zuvor hatte ich nur die internationale Version gesehen die etwa 160 Minuten dauert. Ausgestrahlt wurde gestern eine gestochen scharf restaurierte 193 minütige Fassung im Originalton mit Untertiteln, was übrigens absolut empfehlenswert ist, denn die deutsche Synchronisation klingt einfach nur lächerlich. Alleine diese ewig lange Spielzeit ist Beweis genug dass Kurosawa sich nicht die Zeit nehmen lies um seine Geschichte so wie er sie sich vorstellte zu erzählen.
Zwar hat jeder der sieben Samurai sein eigenes Profil allen voran ist aber der herrlich aufspielende Toshirô Mifune (Lone Wolf & Cub) zu erwähnen. Er spielt Kikuchiyo, einen Wannabe-Samurai, der lauthals und prahlend sein überdimensioniertes Katana schwingt im Herzen aber ein gutmütiger Tollpatsch ist. Obwohl der Film darauf bedacht ist das historische Japan möglichst authentisch wiederzugeben und somit auch damals herrschende Systeme aufzeigt sollte man sich keinen tiefsinnigen Streifen erwarten, vielmehr ein groß angelegtes und gut unterhaltendes Epos das aber Lichtjahre entfernt von heutigen eindimensionalen Blockbustern ist.
Wie auch in seinen späteren Werken ist der Regisseur und Autor darum bemüht zwischenmenschliche Beziehungen in einem gewissen Kontext wiederzugeben und die Grausamkeit von Konflikt und Krieg darzustellen. In der Internet Movie Data Base rangiert Die sieben Samurai nicht umsonst auf Platz 15 der bestbewerteten Streifen. Die abgegebenen Stimmen, die im Vergleich zum Rest doch recht mager ausfallen, lassen aber darauf schließen, dass dieser Meilenstein der Filmgeschichte einem großen Teil immer noch nicht bekannt ist…
(Anzeige)