(„Braveheart“ directed by Mel Gibson, 1995)
Dieses Jahr feierte Mel Gibsons Monumentalepos den fünfzehnten Geburtstag und wurde zu diesem Anlass als funkelnde Jubiläumsausgabe neu auf den Markt geworfen. Keine Frage, Braveheart unterhält sein Publikum nach all den Jahren noch immer recht gut, doch die historischen Fehltritte und fragwürdigen Interpretationen trüben das Gesamtbild mehr denn je. Als ich den Film zum ersten mal als Kind sah war ich von den blutrünstigen Schlachten, den tollen Kostümen und der abenteuerlichen Atmosphäre sehr angetan, später fiel bereits die wenig reflektierte Heroisierung negativ auf und nun nervte vor allem der religiöse Aspekt, der bei Gibson ja bekannterweise nicht erst seit Die Passion Christi“ anzutreffen ist.
Der Schauplatz des Ganzen ist Schottland im 13. Jahrhundert. Der englische König Eduard I (Patrick McGoohan), im Volksmund „Longshanks“ genannt, beansprucht den schottischen Thron und damit die Herrschaft über das gesamte nördliche Territorium der Insel. Während die nordischen Adelsmänner unter der Führung von Robert the Bruce (Angus Macfadyen) sich in politische Spielchen verheddern schreitet ein Mann hervor und ergreift die Initiative. Unnötig zu erwähnen dass dies der Leinwandstar und Regisseur Mel Gibson, hier in Form von Freiheitskämpfer William Wallace, ist. Wallace, der wie zu Beginn des Streifens kurz angedeutet vor allem wegen seiner traumatischen Kindheit einen starken Drang zur schottischen Selbstständigkeit besitzt, scharrt nun in den nicht ganz drei Stunden Laufzeit jede Menge Bauerntölpel um sich und bildet daraus eine schlagkräftige Armee mit denen es dem Highlander gelingen wird die avancierende englische Krone zurückzuschlagen.
Es nerven nicht einmal so sehr die vielen historischen Fehler – die übrigens auf dieser Seite recht ausführlich eingesehen werden können – sondern primär Gibsons offensichtlich romantisierende und klischeebehafteten Darstellung. Er liefert eine leicht aufnehmbare Schwarzweißmalerei mit wenig Ecken und Kanten und bietet dabei so gut wie keinen Raum für Interpretation. Wenn William Wallace wie Jesus Christus am Kreuz durch die Menschenmassen zu seiner Hinrichtung gebracht wird und dabei die Schmähungen des Pöbels ertragen muss, begeht der Amerikaner nicht nur schon wieder Geschichtsfälschung sondern findet endgültig seinen Märtyrer um seine Glaubensvorstellungen mit einem theatralischen Schrei nach Freiheit auf Zelluloid zu bannen und dafür auch noch fünf Academy Awards einzuheimsen.
Die groß angelegten Schlachten sind rein optisch durchaus gut gelungen und strotzen nur so von Statisten, doch die bildlich offerierte Gewalt hegt höchst voyeuristische Elemente in sich was diese somit ebenfalls als äußerst fragwürdig erscheinen lässt.
Obwohl Gibson selbst in der Hauptrolle nicht sonderlich gefällt und auch der Rest vom Schauspielensemble nicht unbedingt berauschend ist, fällt mir dieses weitere Manko immer erst am Ende des Streifens auf. Dass Braveheart trotz alledem aber doch noch wie Eingangs erwähnt unterhalten kann liegt wohl daran dass irgendwie doch so etwas wie Atmosphäre entsteht die den Zuschauer in ein mitreißendes, mittelalterliches Abenteuer katapultiert. Hundertprozent überzeugt hat mich aber letzten Endes dann aber doch noch etwas, nämlich der musikalischen Part. Die Töne von Komponist James Horner gefallen und gehen recht schnell ins Ohr ohne dabei zu sehr in den Vordergrund zu treten.
Darüber ob nun die Jubiläums-Edition einen Kauf wert ist kann ich (noch) nicht urteilen denn für die Bonus DVD hatte ich noch keine Zeit. Fakt ist allerdings dass die Scheibe nur aufgrund des Spottpreises den Weg in meine Sammlung finden konnte.
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