Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Lämmer

(„The Silence Of The Lambs“ directed by Jonathan Demme, 1991)

Einen neuzeitlichen Klassiker den ich hin und wieder hervorkrame, diesmal gesichtet als Blu Ray-Version die ich allerdings nicht weiterempfehlen kann. Eine restaurierte und mit mehr Extras (lediglich drei Trailer haben es als Zusatzmaterial auf die blaue Scheibe geschafft!) ausgestattete Fassung wäre bei einem solchen Topfilm mehr als wünschenswert. Mal abgesehen von der technischen Enttäuschung überzeugt der Streifen von Jonathan Demme auch noch nach fast 20 Jahren auf ganzer Linie.

Mit einem geschickten Händchen beim Casting gelang es dem Regisseur die Romanvorlage von Thomas Harris unvergesslich auf Zelluloid zu bannen und damit sogar ganze 5 Oscars abzuräumen. Sein Star ist Sir Anthony Hopkins der den Part des Dr. Hannibal Lecter übernahm und mit seiner Darstellung eine Kultfigur schuf.

Lecter war ein angesehener Psychiater der allerdings aufgrund seines Kannibalismusdrangs zum Serienmörder mutierte und seitdem unter der Obhut des sadistischen Jack Crawford (Scott Glenn) in einer Anstalt für geistig gestörte Gewaltverbrecher einsitzt. Aufgrund seiner fundierten Kenntnis der menschlichen Psyche wird er nun vom FBI zu Rate gezogen um den Serienkiller „Buffalo Bill“ (Ted Levine), der seine weiblichen Opfer häutet und für die Exekutive ein unlösbares Enigma darstellt, auf die Spur zu kommen. Wie man 2006 im Prequel Roter Drache erfahren wird sollte dies übrigens nicht das erste mal sein. In The Silence Of The Lambs schicken die Federals jedenfalls die frischgebackene Agentin Clarice Starling (Jodie Foster). Sie soll Hannibal the cannibal wichtige Infos entlocken um Bill das Handwerk zu legen doch der hochintelligente Kannibale treibt eine Art Seelenstriptease mit der armen Clarice.

Das Schweigen der Lämmer – dessen Titel im Laufe des Films durchaus einen Sinn ergeben wird –  bietet neben der spannenden Handlung wie erwähnt ein brillantes Schauspiel aber auch noch andere sehr interessante Aspekte. So erlebt der Zuschauer das Ganze aus den verschiedenen Perspektiven der zentralen Figuren. Sogar die des Killers nimmt er ein was unweigerlich dazu führt dass man ihn deswegen zwar nicht sympathischer aber durchaus menschlicher wahrnimmt. Einen wichtigen Part spielt seine Homosexualität oder vielmehr Transsexualität,  mit der er das Motiv eines verstoßenen Außenseiters verpasst bekommt und (nicht nur) metaphorisch mit seinen Taten eine Geschlechtsumwandlung herbeiführen will.

Durchaus interessant, wenn leider auch nur angerissen, ist der Charakter von Anstaltsleiter Crawford. Glenn spielt den schleimigen und egoistisch handelnden Charakter sehr bravourös, die deutsche Synchronisation ist allerdings total fehl am Platz und wirkt stellenweise fast karikativ. Mal abgesehen von modischen Details wie Kleidung oder Frisuren, wirkt das Werk von Demme selbst nach fast zwei Dekaden relativ fresh. Einer der größten Pluspunkte ist und bleibt aber die Spannung die in den ca. 2 Stunden aufgebaut werden, nicht ganz unbeteiligt ist dabei der nervenaufreibende Soundtrack von Howard Shore.

Der intellektuelle Bösewicht Lecter wirkt höchst sympathisch aber zugleich hat man das Gefühl dass allein sein eiskalter Blick töten kann. Charaktereigenschaften die Hopkins voll ausreizt und im Duett mit Foster zum Besten gibt was ihre Dialoge zeitweilig sogar amüsant wirken lässt. Dennoch verliert der Film in keiner Sekunde die bedrohliche Atmosphäre und präsentiert im Gegensatz zu zeitgenössischen Horrorthrillern keine visuell raffinierten Blutfontänen, sondern die Gewalt spielt sich auf der mentalen Ebene des Publikums ab. Die beiden Nachfolger, der enttäuschende Hannibal von Ridley Scott und der etwas gelungenere Roter Drache mit Edward Norton, können in dieser Hinsicht dem ersten Hannibalfilm das Wasser bei weitem nicht reichen. Den zuletzt erschienenen Hannibal Rising habe ich mir erst gar nicht angetan, glaub aber auch hier dasselbe behaupten zu können.

Nochmals kurz zu den technischen Ärgernis der BD: auf die fehlenden Extras könnte ich gerade noch verzichten, aber ich kann mir nicht vorstellen dass MGM hier kein besseres Material vorliegen hat bzw. keine Neuauflage auf den Markt bringen wird. Ton und Bild sind ohne Frage besser als bei einer DVD, aber vor allem was Letzteres angeht handelt es sich um das bisher so ziemlich Schlechteste was ich im HD-Bereich besitze. Der Dauertriefpreis der Disc sollte also nicht dazu verleiten so wie ich voreilig zuzugreifen.



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