(„Brooklyn’s Finest“ directed by Antoine Fugua, 2009)
Nachdem Antoine Fugua in diversesten Genres (Tränen der Sonne Arthur King, Shooter) seine Fähigkeiten relativ unspektakulär ausloten durfte, kehrt er zu altbekannten Gefilden zurück um wie damals im recht gelungenen Training Day die Polizeiarbeit auf der Makroebene zu verfolgen. Die Parallele begrenzt sich allerdings nicht nur auf die Filmkategorie sondern auch auf dessen Inszenierung. Der Schauplatz wechselt kurzerhand einfach von der West- zur Ostküste nach New York City und die Protagonisten werden um eine Person ergänzt.
Neben dem alternden und desillusionierten Streifenbullen Eddie (Richard Gere) der gerade seine letzte Arbeitswoche hinter sich bringt, treffen wir auf einen alten Bekannten, Ethan Hawke der hier den Part von Sal übernimmt, einem Mitglied eines Spezialkommandos. Nachdem er die moralisch integere Person war die in Training Day ständig auf den korrupten Cop einredete wirkt es hier äußerst sarkastisch wenn er einen Mafioso das Hirn rausballert und sich anschließend dessen Drogengeld aneignet. Der mehrfache Vater steckt nämlich in finanziellen Schwierigkeiten, möchte er doch für seine Familie ein neues, schimmelloses Haus kaufen in dem auch die Zwillinge die gerade unterwegs sind ihren Platz finden sollen.
Das Trio komplettiert der Undercoveragent Clarence/Tango (Don Cheadle). Er hat es über die Jahre hinweg geschafft sich in einer lokalen Gang ganz nach oben zu arbeiten. Sogar Bandenführer Caz (Wesley Snipes) sieht in Tango einen loyalen Bruder und so vertraut er ihm auch blind wenn es darum geht einen lukrativen Rauschgiftdeal über die Bühne zu bringen. Doch Tango droht die eigene Identität zu verlieren, er scheint mittlerweile mehr Gangster als Cop zu sein.
Der Newcomer-Drehbuchautor Michael C. Martin macht nichts anderes als die drei Geschichten seiner Stereotypen gut zu vermischen um sie gegen Ende irgendwie miteinander zu verknüpfen. Das hat man alles schon gesehen, dementsprechend sind Brooklyn’s Finest Stärken auch ganz klar in den einzelnen Darstellerleistungen zu suchen. Mit dem Viergespann Gere-Hawke-Cheadle-Snipes ist nicht nur eine namhafte Besetzung gelungen sondern diese weiß auch zu überzeugen. Gere ist dabei derjenige der dies vielleicht am wenigsten schafft, da er aber als Schauspieler auch schon seit einiger Zeit seinen Zenit überschritten hat verleiht er seiner Rolle etwas Authentisches. Ich kann mich kaum erinnert ihn je mit einem Revolver im Mund nach einer allmorgendlichen Whiskey-Mundspülung auf der Leinwand gesehen zu haben.
Snipes und Cheadle gefallen bei ihren Gangsterrollen mit viel Gold, Homies, Bling-Bling und Bla-Bla. Fugua gefällt es anscheinend seine Szenen in diesem Milieu zu situieren, genau wie in Training Day tönen auch hier neben derben Slang meistens tiefe Hip-Hop Beats aus den Lautsprechern. Allen die Show stielt hier aber meiner Meinung nach ein groß aufspielender Ethan Hawke. Mit Sicherheit trägt einiges dazu bei dass ich mich am ehesten mit seiner Figur identifizieren konnte was aber die Leistung von Hawke natürlich keinesfalls schmälert.
Was vor allem im Szenebild auffällt sind die massenweise angebrachten christlichen Symbole und Verweise. So kommt in jeder im Film vorkommenden Wohnung mindestens ein Heiligenbild oder Kreuz vor, Sals Rücken ziert sogar ein überdimensioniertes Kruzifix-Tattoo. Bis auf die Beichte in einer katholischen Kirche von Sal wird allerdings kaum auf dieses Thema eingegangen und auch bei besagter Sündenbekenntnis kann man von keiner tiefgründigen Auseinandersetzung sprechen. Im Vordergrund stehen hauptsächlich die tragischen Einzelschicksale der Protagonisten die auf eine schiefe Bahn geraten und deren Endstation relativ absehbar ist. Dass ausgerechnet die Figur von Richard Gere im sich überschlagenden Finale als einzige überlebt reiht sich in dieser filmischen Logik durchaus ein, da es für ihn viel schlimmer ist die letzten Jahre als Pensionist dahinzuvegetieren als wie ein tapferer Kämpfer für Recht und Ordnung ins Gras zu beißen. Geres Gesichtsausdruck wenn er kurz vor dem Abspann auf die Kamera zugeht spricht dabei Bände.
Trotz vieler guter Ansätze reicht es für Gesetz der Straße – Brooklyn’s Finest aber einfach nicht aus um ganz oben mitspielen zu können dazu krankt das Ganze zu sehr an Durchschnittlichkeit und behaftet seine Charaktere mit zu vielen Klischees. Mehr als ein zweistündiger Unterhaltungsfilm erwartet dem Kinogänger nicht, was nicht heißen soll dass solche Filme a priori schlecht sind. Im Angebracht der Thematik wäre das Verlassen der Mainstreamschiene aber durchaus wünschenswert gewesen so rettet sich Fugua noch einmal mit den durchwegs guten Leistungen seines Starensembles über die Runden.
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