Königreich der Himmel

Königreich der Himmel

(„Kingdom Of Heaven“ directed by Ridley Scott, 2005)

Während ich den aktuellen Robin Hood für eine Enttäuschung halte, konnte mich Ridley Scotts Kreuzzug-Epos gut bis sehr gut unterhalten. Genau wie der aktuelle Kinostreifen oder der Jahre zuvor veröffentlichte Gladiator strotzt Kingdom of heaven auch nur so vor Statisten und farbenprächtigen Kostümen. Aufgrund der aufwendig gestalteten Szenen war natürlich der Griff zur Blu Ray selbstverständlich auch wenn diese, bis auf den Trailer, gänzlich ohne Extras aufwartet. Ob nun aufgrund der über drei Stunden Laufzeit mit DTS HD-Master Tonspur kein Speicherplatz mehr zur Verfügung stand, wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln.

Dreh und Angelpunkt von Scotts Film ist diesmal Orlando Bloom, den wir zu Beginn als einfachen Schmid kennenlernen. Nachdem seine kürzlich dahingeschiedene Ehefrau, der Priester (Michael Sheen) spricht von Suizid, begraben wurde, wird er vom Kreuzritter Godrey von Ibelin (Liam Neeson) aufgesucht, der behauptet Balian sei sein unehelicher Sohn. Godrey bietet Balian deshalb an mit ihm ins Heilige Land Jerusalem zu ziehen, denn dort gilt es den Frieden zwischen den verschiedenen Religionen bzw. Konfessionen zu wahren. Zunächst lehnt Balian ab, doch der Priester erklärt dass die Reise nach Jerusalem nötig sei um seine Frau, die Selbstmörderin, aus der Hölle zu befreien. Nur im Königreich der Himmel könne er dies erlangen, denn schließlich ist man dort seinem Schöpfer so nah wie nirgendwo anders und kann direkt auf Golgota um Vergebung bitten.

Die beschwerliche Reise bis nach Messina (Begleiter ist dabei Kevin McKidd , der im selben Produktionsjahr in der TV-Serie Rom zu bestaunen war), von wo aus Balian per Schiff nach Jerusalem gelangen soll, inszeniert Scott bereits sehr aufwendig und auch wenn inhaltlich nicht viel passiert macht es viel Spaß dem Treiben auf den Bildschirm zuzusehen. Das wahre visuelle Feuerwerk wartet aber dann erst im heiligen Land auf. Dort angekommen wird der Zuschauer zunächst mit den örtlichen Machtverhältnissen vertraut gemacht. Da Baron Godrey von Ibelin auf der Anreise bereits das zeitliche segnete, schlüpfte Balian in dessen Fußstapfen und soll gemeinsam mit Kreuzritter Tiberius (Jeremy Irons) für das Wohlergehen des an Lepra erkrankten Königs (Edward Norton) sorgen.

Die größte Bedrohung geht unumstritten von den sie umzingelnden Sarazenen aus. Die Moslems, die sich unter Saladin (Ghassan Massoud) viele Ländereien unter den Nagel reißen konnten, liebäugeln nun damit Jerusalem zurückzuerobern, doch unter den westlichen Kreuzrittern selbst herrscht auch nicht gerade Einigkeit. Balian gehört der moderaten, königstreuen Gruppe an, die die Stadt sozusagen weiterhin als Schmelztiegel für sämtliche Glaubensrichtungen erhalten möchten. Im Gegensatz dazu gibt es Hitzköpfe wie Reynald de Chatillon (Brendan Gleeson) die sich nichts lieber wünschten als eine offene Konfrontation mit den Sarazenen.

Neben den politischen und religiösen Machtspielen zieht es Scott aber immer wieder vor Balians Glaubenssuche in den Mittelpunkt zu stellen. Die Dia- bzw. Monologe die Bloom führen darf sind für ein Epos durchaus tiefgründig. Als Subplot führt man schließlich noch seine neue entdeckte Liebe zur Schwester des Königs ein. Sibylla wird von Eva Green gespielt, die mich hier größtenteils überzeugte. Selbes gilt für Bloom, der für mich ja immer ein bisschen so wirkt, als sei er im Fluch der Karibik-Franchise gefangen geblieben. Wirklich gut fand ich einmal mehr den aufbrausenden Gleeson, der mit blutverschmierten Bart und Kriegsgeschrei seine Auftritte beherrscht.

Optisch ist Königreich der Himmel wie schon erwähnt ohne Frage bombastisch. In einigen Szenen wirken die Greenscreen-Aufnahmen vielleicht ein bisschen gekünstelt, macht aber nix, denn das orientalische Flair wird wunderbar, wenn mit Sicherheit auch nicht immer korrekt, eingefangen. Wie andere Epen auch, siehe dazu z.B. die vor kurzem entstandene Diskussion um Braveheart, leidet Scotts Film natürlich auch daran, dass man höchstens einem Pseudo-Geschichtsunterricht beiwohnen darf. Um jetzt aber den Zorn der Befürworter zu beschwichtigen: ich mag den Film wirklich, sogar mehr als die angesprochenen William Wallace Abhandlung von Mel Gibson.

Wenn am Ende übrigens Orlando Bloom kapitulierend von Jerusalem abzieht und den Engländern um Richard Löwenherz das Feld überlässt, schließt sich der Kreis und wir haben exakt den Anfangspunkt von Robin Hood erreicht. Da ich die Kinoversion nicht kenne, kann ich keinen wirklichen Vergleich zum DC machen, allerdings spricht die Tatsache, dass letzterer 45 Minuten länger ist, bereits Bände. Einen ausführlichen Vergleich findet man wie immer bei den Kollegen von Schnittberichte.com.



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