(„Shoot ‚Em Up“ directed Michael Davis, 2007)
Oft ist es besser wenn man mit niedriger Erwartung an einen Actionkracher herangeht, von Zeit zu Zeit wird man dann sogar positiv überrascht, so war es jedenfalls bei Shoot ‚Em Up. Der Film von Michael Davis überzeugt nicht etwa aufgrund eines ausgefeilten Plots und auch die Figuren sind relativ stereotypisch, was ihn aber extrem unterhaltsam macht sind coole Einzeiler, lässige Action und ein Clive Owen der in seiner Rolle voll aufgeht. Dass er abgedrehte Charaktere mit Selbstjustizdrang spielen kann, bewies er schon in Rodriguez’ Sin City, hier spielt er allerdings einen etwas humorvolleren Typen als Dwight es ist.
Über Owen, dessen Identität über die gesamte Spielzeit ein Rätsel bleibt und fortan nur als Mr. Smith bekannt ist, erfährt man herzlich wenig. Er scheint ein gefühlsarmer aber äußerst gefährlicher Pessimist zu sein der, wenn er mal nicht gerade Kriminelle zur Schlachtbank führt, auch mal eben den hiesigen Verkehrssünder mit einem gestohlenen BMW von der Straße drängt. Ein Running Gag, nämlich Smith’s Verzehr von Karotten gepaart mit coolen Sprüchen, empfand ich dabei als besonders gelungen weil eben so ungewöhnlich. Das Gemüse kann übrigens nach Belieben auch als Waffe oder Hilfsutensil fungieren, in den etwa 90 Minuten lässt man sich dabei so einiges einfallen.
Dass ein derartiger Antiheld nun einen würdigen Gegenspieler braucht wissen nicht nur Comicnerds sondern versteht sich von selbst. Der ebenso wie Owen sehr gut eingesetzte Paul Giamatti, ein Lakai des Waffenherstellers Hammerson (Stephen McHattie), übernimmt diese Rolle. Die beiden geraten aneinander als Gutmensch Smith eine schwangere Frau vor ein paar bösen Gangster rettet. Natürlich in höchsten Tönen übertrieben aber durchaus lässig: während Owen die Angreifer mal mehr, mal weniger innovativ zur Strecke bringt, hilft er dem Opfer beim entbinden und trennt anschließend die Nabelschnur mit seiner 9 mm. Dumm nur dass Mammi dennoch stirbt und er nun das Balg an sich nehmen muss.
Wie sich herausstellen wird versteckt sich hinter dem Kind aber ein, bis in höchste politische Gefilde reichender, Komplott, der eben Giamatti auf den Plan ruft. Um nun noch einen weiblichen Part einzubringen, der sich natürlich darauf begrenzt aufs Baby aufzupassen und es zu stillen, bringt man noch Monica Bellucci ins Spiel. Die Italienerin verkaufte sich hier deutlich unter Wert und spielt eine Prostituierte die Owen das Kind hält wenn er die Schurken verkloppt. Natürlich setzt sie keine schauspielerischen Akzente, aber wenn man ehrlich ist erwartet dies auch keiner. Das männliche Publikum nimmt aller Wahrscheinlichkeit Belluccis Präsenz und ihre freigiebige Aufmachung dennoch dankend an.
Die Strukturierung der Story ist sehr geradlinig gehalten und wird dann auch schön regelmäßig mit Action-Etappen erweitert. Dass der Film aber dennoch keine reine Aneinanderreihung von wilden Schießereien ist, sorgt die oben angedeutete Verschwörung. Die Tonart ist hier herrlich sarkastisch, die kurzen sozialkritischen Momente werden aber natürlich schnell wieder fallen gelassen. Der Actioner nimmt sich in dieser Hinsicht glücklicherweise selbst nicht allzu ernst und so wirkt das Ganze herrlich absurd, was eine lockere und losgelöste Sichtung ermöglicht.
Lobenswerterweise war man hier nicht versucht den Streifen unnötig in die Länge zu ziehen, denn so bleibt Shoot ‚Em Up durchaus gelungene Kurzunterhaltung, die erst gar keine Zeit hat das Publikum zu langweilen. Interessant, wenn jetzt auch nicht überragend, fand ich übrigens noch die Wahl der Tracks, die meist Picks aus dem neuzeitlichen Rock sind. Ich kann mich nicht daran erinnern je eine dermaßen furiose Eröffnungsszene mit Nirvanas Breed erlebt zu haben. Das deutsche Blu Ray-Release kann sich übrigens mit ausgezeichneter Ton- und Bildqualität sehen lassen.
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