(„Nunta Muta“ directed by Horatiu Malaele, 2008)
Angeregt durch den interessanten Trailer wollte ich unbedingt einen Blick auf das Spielfilmdebüt des international recht unbekannten Rumänen Horatiu Mălăele werfen. Die Vorschau zeigt den zentralen Part und verspricht eine Komödie um 1953, dem Todesjahr des sowjetischen Diktators Stalin. Umso mehr war ich zunächst enttäuscht, als das Ganze damit begann, dass im heutigen Rumänien eine Truppe von Reportern ein stillegelegtes Fabrikgeländer auf paranormale Aktivitäten untersuchen wollte. Die kurze Einleitung nutzt Drehbuchautor und Regisseur allerdings nur um seinen Sprung in die Vergangenheit als Erzählung einer alten Frau zu präsentieren. Das karge Industriegebiet auf dem sie stehen, war früher nämlich ein belebtes aber armseliges, rumänisches Dörfchen, in dem die Erzählerin ihre Hochzeit feierte.
Mara (Meda Andreea Victor) und Iancu (Alexandru Potocean) sind nun das junge, glückliche Paar, das im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Blöd nur, dass ausgerechnet in der Nacht vor ihrer Vermählung Obergenosse Stalin das zeitliche segnete. In der gesamten Sowjetunion werden kurzerhand sämtliche Feiern oder andere freudige Veranstaltungen verboten, eine kollektive Trauerwoche in Stille soll dem verstorbenen Diktator die letzte Ehre erweisen.
Aberwitzig übrigens wie in diesem Zuge Mălăele die örtlichen Parteigenossen karikiert, die dann auch brav den hohen russischen Offizier begleiten, der die Ankündigung über Stalins Tod publik macht. Für die restlichen Dorfbewohner ist der Kreml weit weg und die rote Armee war bisher höchstens Gegenstand eines ihrer Witze. Nun, wo diese vor ihren Pforten steht und damit droht bei der kleinsten Missachtung des Trauerbefehls einzugreifen, beschließt man sich doch lieber an die Vorgabe zu halten. Da in den Vortagen allerdings fleißig und mühselig allerlei Köstlichkeiten zubereitet wurden die spätestens nach ein paar Tagen verdorben wären, beschließt man dennoch die Hochzeit abzuhalten, eben in Stille. Gläser und Besteck werden also in schalldämpfenden Lappen gewickelt, die Musiker tun nur so als ob sie spielen würden und die Glückwünsche werden eben durch wilden Gestiken als lautstarken Reden verkündet.
Eigentlich sollte dies der wunderbarste Tag des frisch gebackenen Ehepaares werden, doch die aufgezwungene Stille lässt die Feier im Fiasko enden. Die bäuerliche Bevölkerung, die bisher unter der eisernen Sowjetherrschaft höchstens Leid und Elend erfuhr, rafft sich deshalb schlussendlich zusammen und beschließt die staatliche Verfügung zu brechen. Das folgende feuchtfröhliche Fest dauert aber nicht allzu lange, denn sofort stürmen die Russen den Ort und crashen mit einem Panzer die Party. Am Ende ergibt es dann auch einen Sinn warum uns zuvor die zerfallen Fabrik gezeigt wurde.
Stille Hochzeit stellt einen durchaus interessanten Film dar, der dann allerdings nicht so schwarzhumorig daherkommt als Anfangs angenommen. Nichts desto trotz reicht es für einen lustigen Abend mit durchaus farbenfrohen Bildern. Die Szenerie und Kostüme wirken authentisch, die Darstellung hingegen etwas laienhaft, was im Endeffekt aber nochmals den Status der gezeigten Schicht unterstreicht. Was nicht so klappen will, ist die eigentlich abgezielte Karikatur der Sowjetära. Diese ist höchstens eine nette Randerscheinung, auf politische Debatten geht der Streifen dann überhaupt nicht ein. Was bleibt ist ein kurzweiliger Film mit einigen sehr gelungenen Szenen, den man durchaus als Geheimtipp weiterempfehlen darf.
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