(„Hana-Bi“, directed by Takeshi Kitano, 1997)
Die letzte Ausstrahlung im Fernsehen habe ich doch glatt verpennt. Das liegt zum einen daran, dass er mal wieder zu unsäglicher Zeit gesendet wurde, zum anderen aber auch daran, dass Hana-Bi ein äußerst ruhiger Film ist der, mal abgesehen von ein paar Zäsuren, fast schon gemütlich vor sich hinplätschert. Sofort machen wir Bekanntschaft mit Hauptcharakter Nishi (Takeshi Kitano), ein desillusionierten Cop, der scheinbar nicht viel oder zumindest nicht gern redet. Die ersten 15-30 Minuten gibt Kitano kaum ein Wort von sich, seine Gestik ist allerdings superb und wenn es die Situation erfordert kann seine Figur auch ganz schön austeilen.
Tröpfchenweise erfahren wir, dass seine Frau (Kayoko Kishimoto) an Krebs leidet und ihn ein grausiges Blutbad aus kürzester Vergangenheit belastet. Die Welt in der Nishi wandert bietet kaum Platz für Hoffnung geschweige denn für einen fröhlichen Film. Gemeinsam mit Partner Horibe (Ren Ôsugi) kämpft er an vorderster Front gegen das organisierte Verbrechen, später wird klar, dass es ausgerechnet die Yakuza war, von der er Geld leihen musste um irgendwie die teuren Medikamente für seine Ehefrau zu bezahlen. Als schließlich auch noch Horibe im Dienst angeschossen und dadurch zum Krüppel gemacht wird, beginnt seine Welt endgültig in sich zu zerfallen. Ein Banküberfall soll jetzt noch Nishis Probleme irgendwie lösen, doch letztendlich wird es für das Paar nur einen Ausweg geben …
Kitano, der hier nicht nur die Hauptrolle übernahm sondern auch als Regisseur, Autor und Produzent fungierte, strickt seine Story geschickt weiter. Er verzichtet auf teure und aufwendige Monturen, sondern vertraut lieber auf sein Talent, macht aus Wenig unheimlich viel und verleiht seinem Werk einen künstlerischen Touch. Dies unterstreichen natürlich die von Hobbymaler Kitano selbst angefertigten Bilder, die er über den Subplot von Horibes Rollstuhlleben nach dessen Unfall, sorgfältig einstreut und gekonnt dazu nutzt seine eigentliche Story weiterzuerzählen.
Schlussendlich werden es aber vor allem die Figuren mit denen man sich trotz des Kulturunterschiedes gut identifizieren kann und Nishis Sisyphoskampf gegen ein scheinbar verkehrtes System sein, die den Zuschauer in seinen Bann ziehen. Kitanos Rolle wechselt stets zwischen eiskalten und brutalen Yakuza-Henker und liebevollen und fürsorglichen Ehemann hin und her, sein Gesichtsausdruck bleibt dabei bis auf wenige Ausnahmen derselbe. Allein durch seine Gesten aber auch durch die vielsagenden, oft wie Standbilder wirkende Szenen, schafft es der Japaner immer klarzustellen um was es hier geht.
Mit Musik wird nicht geprotzt sondern sparsam umgegangen, was den positiven Effekt hat, dass wenn dann mal so etwas wie eine Melodie ertönt, diese besonders ergreifend oder dramatisch wirkt. Insbesondere das tolle Haupttheme harmoniert glänzend mit den Strandaufnahmen und brennt somit die wunderbare Schlussszene in alle Ewigkeit ins Gehirn des Publikums ein.
Kitanos Hana-Bi verdient für mich eindeutig den Titel Meisterwerk und wurde deshalb zurecht mit unzähligen Filmpreisen veredelt. Das Multitalent beweist hier eindrucksvoll, dass er ein Querdenker unserer Zeit ist und keineswegs der einfache Komiker aus Takeshis Castle. Für mich persönlich war es nach Zatoichi erst sein zweiter Film den ich gesehen habe doch in naher Zukunft sollte nun endlich mehr folgen. Sein Outrage ging beim diesjährigen Cannes Festival übrigens leer aus, kein Grund jedoch den bei Erscheinen zu boykottieren
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