(„Point Break“ directed by Kathryn Bigelow, 1991)
Es ging uns dabei doch nie ums Geld, es ist der Kampf gegen dieses dreckige System. Dieses System zerstört den menschlichen Geist. Wir kämpfen für etwas, das können die Zombies in ihren Blechsärgen auf den Freeways niemals begreifen. Unser Geist lebt noch, und das werden wir ihnen zeigen, das schwöre ich euch. – Schlüsselzitat
Ich geb es zu: Ich bin Fan dieses early-90s Actioner und werde keine kritische Besprechung oder tiefgehende Analyse dazu abliefern. Klar, viele Dialoge wirken heute stupide, die Dramatik manchen Szenen aufgesetzt und die Coolness lässt nicht mehr meinen Atem erfrieren, wie das erste mal als ich Point Break, als Neun-Jähriger, gesehen habe. Trotzdem: Etwas von der Mystik ist noch da und lässt den alten Glanz immer wieder neu erstrahlen wenn der Streifen in der Kiste flimmert.
Falls jemand diesen Kultfilm noch nicht gesehen haben sollte und diese Bildungslücke füllen möchte, hier ein kleiner Abriss des Plots: FBI Special Agent John ‚Johnny‘ Utah (Keanu Reeves) kommt frisch von der Akademie und will unbedingt seinen ersten Fall lösen. Dazu wird er dem alten Hasen Angelo Pappas (Gary Busey) unterstellt, der ihm von seiner Theorie über die Ex-Präsidenten erzählt. Die vier-köpfige Gang, die innerhalb von 3 Jahren 30 Banken ausrauben konnten ohne erwischt zu werden sollen angeblich Surfer sein. Mit 90 Sekunden Arbeitszeit pro Bank finanzieren sie sich ihre endlosen Surftrips und lassen so gut wie keine Spuren zurück. „Sie sind wie Geister“ wirft Angelo dem fragenden Gesicht von Johnny entgegen. Davon lässt sich der junge Draufgänger nicht einschüchtern und versucht als Undercover-Agent an den Stränden Kaliforniens in die Surf-Szene einzutauchen. Dies gelingt ihm schließlich durch die weibliche Haupfigur Tyler (Lorie Petty), die ihn dem Surf-Guru Bodhi (Parick Swayze) vorstellt. Nach und nach verliert Johnny den Fokus seiner Mission bis er am Ende alles in Frage stellt …
Point Break ist ein einzigartiges Stück Kulturgeschichte. Nicht weil der Film so authentisch über das Surfen berichtet, nein. Hier schwimmt Kathryn Bigelow (The Hurt Locker) zu sehr mit dem Hype – obwohl die filmtechnischen Elemente immer noch beeindrucken. Die Regisseurin hat es vielmehr geschafft das Lebensgefühl der Jugend Anfang der 90er festzuhalten. Einer Zeit die ich zwar selbst nur als Kind miterlebt habe, aber maßgeblich geprägt hat. Im Erscheinungsjahr des Films, 1991, explodierte die Bombe „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana und versetzte dem Glamour der 80er den Todesstoß. Der eiserne Vorhang war gerade gefallen und das Erbe von Thacher und Reagan verhieß Friede-Freude-Eierkuchen. Die einzige Bedrohung der Freiheit schien AIDS zu sein. Eine neue Esoterikwelle füllte die Lücke der Sinn-Sucher und der Feminismus erlebte eine Blütephase. All die Ängste, Hoffnungen und Chancen dieser Ära sehe ich in Point Break verpackt. Ja es ist Popcorn-Kino aber im Vergleich zu dem herz- und geistlosen Müll den Hollywood seit dem noch produziert hat ein Sommernachtstraum. Point Break ist nicht nur Popcorn, sondern Pop-Kulur und hätte viel mehr Bedeutung erlangt, wenn der damalige Ehe-Mann Bigelows, James Cameron, nicht Terminator 2 gleichzeitig in die Kinos gebracht hätte (Obwohl er Co-Producer bei Point Break war). Es mag damit nichts zu tun haben, aber im selben Jahr ließen sich die Beiden scheiden.
Natürlich macht das Surfen einen Großteil des Film aus. Big-Waves sind damals noch ein unüberwindbares Hindernis und das große Mysterium der Handlung. Obwohl die Surfer Adrenalin-Kicks suchen wo sie, sie kriegen können verursacht der Anblick der Monster-Brecher schon beim zusehen Gänsehaut. Wie schon erwähnt leistet Bigelow bei den Action-Sequenzen ganze Arbeit und kann auch sonst durch eine ästhetische Bildsprache punkten. Eine Frau die weiß wie man einen Action-Film umsetzt. Die Musik (Sharon Boyle) fand ich auch immer sehr passend. Jedem Liebhaber des Surfens und 90er-Fan kann ich den Streifen nur wärmstens empfehlen. Die Neu-Auflage der DVD bietet Bonus-Material über das Surfen plus Orignial Trailer und ist meiner Meinung nach jeden Cent wert.
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