(„The International“ directed by Tom Tykwer, 2009)
Wenn sein wohl bekanntestes Werk Lola rennt von mir immer noch ungesehen ist, so konnte mich Tom Tykwer 2006 mit seiner Romanverfilmung Das Parfum doch sehr überzeugen. Mit The International versucht er sich nun in gänzlich andere Gefilde, doch der deutsche Regisseur liefert auch hiermit wieder einen soliden wie sehenswerten Film ab. Für die Hauptrollen schnappte er sich niemand Geringeren als Clive Owen und Naomi Watts. Die beiden Briten machen ihren Job gut, auch wenn letztere schon deutlich mehr geleistet hat als dieses Mal.
Lous Salinger (Owen) ist Interpol-Agent, eine richtige Heimat kennt er eigentlich nicht, ständig reißt er nämlich von Land zu Land, immer den bösen Buben hinterher. Derzeit arbeitet er mit Eleanor Withman (Watts), einer New Yorker Staatsanwältin und scheinbar auch private Bekanntschaft, nah zusammen. Durch Insiderinformationen soll es ihnen gelingen eine internationale Bank zur Strecke zu bringen, die in illegale Geschäfte verwickelt ist, bisher aber geschickt die Schlupfwinkel des Gesetztes nutzte um sich vor rechtliche Konsequenzen zu schützen.
Beginnend in Berlin führt uns Tykwer später nach Mailand dann New York, Luxemburg und schließlich nach Istanbul. Die Schauplätze und dessen Figuren wirken dabei immer höchst authentisch was natürlich auch daran liegt, dass teilweise an Originalschauplätzen gedreht wurde. Schade allerdings dass man die deutschen Behörden in der Synchronisation eine Art Akzent verpassen musste um die Sprachunterschiede zu verdeutlichen. Das mag zwar im O-Ton funktionieren aber so wirkt das einfach nur albern.
Der Streifen lebt von seiner Spannung die bis ans Ende anhält, das übrigens kompromisslos und für einen Mainstreamstreifen, so wie es The International mit Sicherheit ist, sogar ein klein wenig überraschend umgesetzt wurde. Owen gefällt zwar wie immer, doch letztendlich will man ihm die Rolle eines diplomatischen Agenten nicht ganz abkaufen. Erst wenn er im Schlussdrittel mit Uzi und anderem Geschoss zu Werke geht und dabei ein Museum in Schweizer Käse verwandelt ist er in seinem Element. Die Watts geht wie erwähnt im Trubel leider etwas unter, der Rest des Cast fällt weder negativ noch sonderlich positiv auf.
Auch wenn es hier primär um Globalisierungskritik geht, bleibt The International schlussendlich nur eine schwache Breitseite gegenüber die ausufernden globalen Märkte, dessen Perversion meist nur kurz angerissen werden, zugunsten der Spannung und Action aber bald wieder fallengelassen werden. Wenn nun die im Film vorkommende International Bank of Business and Credit kurz IBBC, stark an die Bank of Credit and Commerce International (BCCI) erinnert oder der damit involvierte, italienische Politiker und zukünftige Premier Calvini (Luca Barbareschi) unverkennbar den derzeitigen Ministerpräsidenten darstellen soll, schwächen diese fiktiven Figuren die Kernaussage aber natürlich etwas ab. Im Kern bleibt es also ein Thriller dessen politische Elemente nicht wirklich relevant sind. Wenn früher die Schurken böse Sowjetspione oder irgendwelche kriminelle Individuen waren, so werden diese hier durch das Bankwesen oder besser gesagt, den deregulierten Finanzweltmarkt, ersetzt. Das ist zwar im Ansatz sehr interessant, doch im Endeffekt geht Twyker damit nur mit der Zeit ohne jedoch nennenswerte Akzente setzten zu können.
Es bleiben dennoch zwei Stunden gute Unterhaltung übrig, dessen intellektueller Wert einfach nicht überschätzt werden darf, dann ist man auch nicht enttäuscht.
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