(„The A-Team“ directed by Joe Carnahan, 2010)
Ich kann mich noch sehr gut erinnern wie in meiner Schulzeit neben MacGyver oder Knight Rider die oft langweiligen Nachmittage mit einer neuen Episode vom A-Team überbrückt wurden. Herumfliegende und – warum auch immer – explodierende Autos; MG-Salven die mit geschlossenen Augen abgefeuert wurden und nie jemanden verwundeten, zumindest nicht tödlich; der verbitterte aber irgendwie doch charismatische US-Militärpolizist Colonel Decker der den Vieren immer dicht auf den Fersen war und natürlich irgendwelche, armen Menschen die dringend Hilfe brauchten und deshalb ihr letztes Geld ins A-Team investierten.
Einfach gestrickte, abenteuerliche Kurzzeitunterhaltung die bestens funktionierte und eigentlich nie langweilte. So habe ich die US-Serie im Gedächtnis doch nachdem ich den ersten Trailer zu Carnahan’s Spielfilmadaption gesehen hatte, wusste ich schon das meine nostalgischen Erinnerungen hier keinen Platz finden würden. Außerdem lag die offensichtlichste aller Fragen auf dem Tisch: wie will man die Absenz eines Mr.T kompensieren?
Vor einigen Jahren wurden vier Männer einer militärischen Spezialeinheit wegen eines Verbrechens verurteilt, das sie nicht begangen haben. Sie brachen aus dem Gefängnis aus und tauchten in Los Angeles unter. Seitdem werden Sie von der Militärpolizei gejagt, aber sie helfen anderen die in Not sind. Sie wollen nicht so ganz ernst genommen werden, aber ihre Gegner müssen sie ernst nehmen.
Also wenn sie einmal ein Problem haben und nicht mehr weiter wissen suchen sie doch Das A-Team.
So lautete das (herrlich komische) Intro der gleichnamigen Serie im deutschen Fernsehen und auch wenn im Film das Ganze nicht während des Vietnamkriegs sondern zunächst im Irak (wo sonst?) passiert, bleibt es auch hier die narrative Prämisse. Nachdem nämlich bei einer Militärmission wertvolle Gelddruckplatten entwendet wurden wird die Schuld vier Männern, auch bekannt als das A-Team, untergeschoben. Sie werden verurteilt, unehrenhaft entlassen und schaffen es anschließend irgendwie ihrer Haft zu entfliehen, doch ab hier trennen sich die Wege zwischen Vorlage und Adaption.
Dass man in etwa zwei Stunden nicht dieselbe Palette an Abenteuer wie in den insgesamt 5 Staffeln (von 1983 bis 87) einbauen kann, ist klar. Dass allerdings der Höhepunkt des Films dann eine absurde Verfolgungsjagd zwischen einem Fallschirmspringenden Panzer (wer den Trailer gesehen hat, weiß was ich meine) und zwei ferngesteuerten Flugdrohnen bleibt, ließt mich am Ende doch sehr perplex.
Auch im Figurenspektrum gibt es Anpassungen die meiner Meinung so nicht sein hätten müssen. Kein Colonel Decker, sondern nur der lahmarschige CIA-Agent Lynch (Patrick Wilson), der keine Gelegenheit auslässt um einen beknackten Spruch zu bringen. Keine süße Reporterin wie Amy Allen oder Tawnia Baker, sondern nur eine mehr oder weniger nutzlose Verbündete beim Militär, Charissa Sosa (Jessica Biel), dessen „Brisanz“ darin liegt, dass sie die verbitterte Ex von Faceman ist. Trotz alledem schaffen es Colonel Hannibal Smith (Liam Neeson), Lieutenant „Faceman“ Peck (Bradley Cooper), Captain „Mad“ Murdock (Sharlto Copley) und B.A. Baracus (Quinton „Rampage“ Jackson) zumindest streckenweise zu unterhalten.
Letztendlich ist es nicht die Besetzung die den Film so durchschnittlich macht, sondern die Tatsache dass man Das A-Team zu einem billigen Actioner verkommen lässt. Wenn die Autoren der TV-Serie noch darauf bedacht waren das Quartett in möglichst auswegslose Situationen zu manövrieren von denen sie sich von mal zu mal spektakulärer und innovativer befreien durften, so scheint diesmal der Fokus der Drehbuchautoren ganz woanders zu liegen.
Genau wie schon bei Smokin’ Aces oder auch Narc (für dem ich damals nicht einmal die Muse aufbrachte eine Besprechung niederzuschreiben), serviert Joe Carnahan nettes Popcornkino für Zwischendurch, nicht mehr aber auch nicht weniger. Fans der Serie werden vermutlich enttäuscht sein und seine Lieblinge teilweise nicht wiedererkennen. So gefällt zwar Neeson bei seiner Neuauflage des „Mannes mit dem Plan und Zigarre“ recht gut, im Gegensatz zu George Peppard wirkt sein Schauspiel aber schon fast zu ernsthaft.
Vor allem der moderne Faceman will nicht so wirklich überzeugen. Das Charisma und die einhergehende Sympathie eines Dirk Benedict kann die eintönige Mimik von Cooper in keiner Sekunde das Wasser reichen. Wirklich gut getroffen ist der Part des verrückten Piloten Murdock. Am schwersten hatte es aber wie zu Beginn schon angerissen natürlich Quinton Jackson, der a priori seiner Figur nicht gerecht werden kann.
(Anzeige)