Equilibrium

Equilibrium

(„Equilibrium“ directed by Kurt Wimmer, 2002)

Es ist das zweite Mal, dass ich Kurt Wimmers mittlerweile zum Kultfilm avancierte Equilibrium sehe, die guten Erinnerungen hatten mich keineswegs getäuscht. Auch wenn die Computereffekte nach nicht einmal zehn Jahren doch schon deutlich überholt wirken bleibt der Film ein kleines Juwel seiner Zeit. Im Vergleich zum zeitnahen Megablockbuster Matrix der Wachowski Brüder ist es beachtlich was man hier mit gerade mal 20 Millionen Dollar auf die Beine stellte. Der Vergleich hinkt allerdings, denn wenn sich Wimmer bei seiner Dystopie irgendwo besonders gern bedient dann sicherlich bei Truffauts Fahrenheit 451. Nicht nur inhaltliche Parallelen sind unverkennbar sondern auch atmosphärisch wirkt Equilibrium wie sein Vorbild höchst steril und düster.

Wenn im französischen Klassiker noch Bücher von der „Feuerwehr“ verbrannt wurden, so gibt es bei Wimmers futuristischer Erzählung die Kleriker, eine Art Spezialpolizei, die nicht nur Wälzer sondern kurzum alles was Kunst ist vernichten. Ziel soll es sein alles was menschliche Gefühle hervorruft zu unterdrücken und auszumerzen, denn Gefühle sollen der Ursprung alles Übels sein und unter anderem die Schuld am dritten Weltkrieg tragen, ein Konflikt der mit dem fragwürdig utopischen Stadtstaat Libria eine (scheinbar) gänzlich neue Gesellschaftsform hervorgebracht hat. Die Librianer nehmen nämlich nicht nur täglich ihre Dosis Propaganda auf, die über Großbildschirme überall in der Stadt ausgestrahlt wird, sondern wurden auch dazu erzogen sich regelmäßig eine gefühlshemmende Droge, das Prozium, zu injizieren. Dass die librianische Nationalflagge der von Hitlerdeutschland ähnelt ist dabei natürlich kein Zufall, ebenso wenig wie die Tatsache, dass es um absolute Gehorsam und Konformität geht. Eine Abweichungen von der (vorgegebenen) Norm wird als verdächtig eingestuft oder sogar als Krankheit diagnostiziert.

Der neuen Staatsform – dessen diktatorisches und religiös angehauchtes Oberhaupt übrigens schlicht Vater genannt wird – besonders verbunden fühlt sich der Kleriker Preston (Christian Bale). Nachdem seine Frau als Sinnestäterin enttarnt und wie es das Gesetz verlangt verbrannt wurde, führt er mit seinen beiden Kindern ein respektables aber vor allem gefühlloses Leben. Als wäre die Sache mit seiner Frau nicht hart genug gewesen, muss er jetzt auch noch seinen Partner (Sean Bean) exekutieren als er entdeckt, dass dieser sich heimlich in den Nethers, die ruinenhafte Restwelt außerhalb Librias Mauern, herumtrieb und sich dort an allerlei illegaler Kunst ergötzte.

In der verbleibenden Laufzeit der insgesamt etwas mehr als 100 Minuten, benutzt Wimmer nun seinen Protagonisten mehr oder weniger geschickt um moralische und politische Fragen in den Raum zu werfen, wobei die SciFi-Elemente immer mal wieder den Actionparts weichen müssen. Diese Kombination ist allerdings wie im bereits genannten Genrebruder Matrix sehr gelungen, insofern also kein Kritikpunkt von mir. Die verlangsamten bzw. durch Zeitraffer stilistisch, aufgemotzten Schusswechsel gefallen sehr gut und sind mitunter wohl auch für den Überraschungserfolg des Streifens verantwortlich. Der Hauptfokus widmet sich aber ganz klar der Dystopie, bei der sich Drehbuchautor und Regisseur, wie gesagt sehr freizügig bei diversen Vorgängern bediente.

Der mancherorts verschmähte Stahlblick von Bale, dürfte hier seinen Kritikern gefallen. Wenn seine gefühlslose Darstellung andernorts oftmals wohl zurecht getadelt wurde, so ist bei dieser Rolle genau dies gefragt. Seine Präsenz führt schlussendlich dazu, dass seine Kollegen sehr schnell vergessen sind, was aber auch nicht wirklich stört. Einzig Beans markantes Gesicht hätte man durchaus ein wenig länger zeigen können. Selbst eine Emily Watson wirkt hier irgendwie fast wie Nebensache, was sie streng genommen aber auch ist.

Die DVD bietet ein sauberes Bild und der enthaltene DTS-Ton sorgt für klare Klänge. Menü und Extras wirken aber sehr billig, eine neue und revisionierte Fassung, am besten auch als BD, wäre hier deshalb sehr wünschenswert (die UK soll ja auch nicht gerade der Burner sein).

Equilibrium ist schon längst kein Geheimtipp mehr und darf sich wie Eingangs bereits erwähnt schon längst und wie ich finde auch durchaus zurecht, mit dem Titel Kultfilm rühmen. Wer ihn aufgrund von Wimmers erbärmliches Ultraviolet noch nicht gesichtet hat sollte sich also sputen.



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