Centurion

(„Centurion“ directed by Neil Marshall, 2010)

Nachdem er vor nunmehr fünf Jahren eine Lobeshymne der Horrorfans für sein The Descent erhielt und später mit Doomsday einen interessanten, wenn auch nicht weltbewegenden Streifen nachlegte, gilt Neil Marshall als aufgehender Stern am Filmhimmel, allerdings mit kleinen Antriebsproblemen. Auch bei seinem aktuellen Film Centurion packt der Brite vieles richtig an, am Ende reicht es aber nur für Durchschnittware mit schnuckeliger Optik.

Wie schon zuvor wechselt Marshall auch diesmal komplett die Tapeten. Weit weg von unheimlichen Höhlen und verbarrikadieren Quarantänezonen beschäftigt er sich diesmal lieber mit einem historischen Thema. Das antike römische Reich führt im hohen Norden einen verbitterten Kampf gegen die aufwieglerischen Pikten. Schnell wird um General Titus Flavius Virilus (Dominic West) eine 3000 Mann-Armee aufgestellt und mit der Überläuferin und Fährtenleserin Etain (Olga Kurylenko) an die Front geschickt. Auf ihren Marsch treffen sie auf den Centurio Quintus Dias (Michael Fassbender), der irgendwie der Gefangenschaft der Barbaren entfliehen konnte und fortan das Regiment begleitet. Dumm nur dass die Armee in einen Hinterhalt gerät und bis auf eine handvoll Römer brutal abgeschlachtet wird. Die Überlebenden beschießen den gefangengenommenen General zu befreien, doch die Jäger werden ehe sie sich versehen zu den Gejagten.

Marshall tut gut daran seine Geschichte in etwa 90 Minuten über die Bühne zu bringen, denn bis auf die wirklich tollen Bilder bietet er uns nur sehr wenig. Sein Film unterhält zwar durchaus gut, erfindet aber weder das Rad neu, noch brilliert er mit Originalität. Was allerdings gut gefällt ist die Tatsache, dass Centurion im Gegensatz zu Genrekollegen wie Gladiator, Alexander oder Braveheart (fast) nie episch ausartet, sondern sehr zielgenau und kompromisslos brutal seinen Plot vorantreibt.

Michael Fassbender in der Hauptrolle fällt neben seinen Kollegen weder positiv noch negativ auf und erbringt am Ende eine akzeptable Leistung. Bondgirl Kurylenko (Ein Quantum Trost, Hitman, Max Payne) hingegen wird ihrem Ruf als Femme fatale gerechter als je und darf sich hier als stumme Amazone austoben. Wenn sie mit ihren Kriegern über die abwechslungsreichen Landschaften Schottlands reitet hat das durchaus seinen Reiz, doch leider bleiben solche Momente dann wirklich die einzigen Höhepunkte, eines ansonsten sehr durchschnittlichen Filmerlebnis.

Auch wenn das Endprodukt deshalb sehr enttäuschend ist, schafft es Marshall trotzdem eine eigenständige Atmosphäre zu schaffen, die Schwächen sind dann ab der zweiten Hälfte einfach nicht mehr mit hübschen Montagen kaschierbar. Allein eine innovative Story hätte Centurion deshalb wohl definitiv vom Mainstream abgehoben, so hingegen bleibt eigentlich nur der außergewöhnlich hohe Brutalitätsfaktor als Grund übrig warum man ihn zukünftig nicht in einem Atemzug mit seinen vielen Genrekollegen nennen wird. Wenigstens einmal sollte man ihn dann aber auf alle Fälle gesehen haben, denn schon alleine die wunderschönen Kamerafahrten durch die Highlands sind sein Geld wert.

Der Film erscheint am 30. September auf Blu Ray und DVD



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