(„MacGyver Season 6“, TV-Serie, 1991)
Richard Dean Anderson wird nicht ungern als MacGyver anstatt mit seinen bürgerlichen Namen wiedererkannt. In nicht weniger als 139 Folgen verkörperte er von 1985 bis 1992 den charismatischen Bastler mit Hang zum Umweltschutz und Gerechtigkeit.
Im Auftrag der Phoenix Foundation, ein amerikanisches Forschungsinstitut und Sicherheitsdienst bei der auch sein Freund Pete Thornton (Dana Elcar) arbeitet, bereist MacGyver in insgesamt sieben Staffeln die halbe Welt und gerät dabei in verschiedenste Abenteuer. Auch wenn es oft überhaupt nicht schlüssig erscheint warum ausgerechnet er in die brenzligsten Situationen geraten muss, macht es unheimlich Spaß zuzusehen wie er Schurken austrickst, Schätze findet, sich aus den hoffnungslosesten Lagen befreit oder einfach nur irgendwelche armen Menschen rettet, die sich nicht selbst helfen können.
Sein Markenzeichen, neben dem roten Schweizer Taschenmesser und der blonden Mähne, ist es aus herumliegenden und auf den ersten Blick nutzlos erscheinenden Gegenständen eine Lösung für seine Probleme zu basteln. Da MacGyer wie Verwendung von Waffen, insbesondere Schusswaffen, verabscheut, kann es dann auch schon mal passieren, dass eine verriegelte Tür anstatt einfach aufgeschossen elegant gesprengt wird, indem zuvor die Pistole in ihre Einzelteile zerlegt wurde und in Kombination mit anderen Dingen dementsprechend umfunktioniert wurde.
Was heutzutage stellenweise einfach nur albern wirkt, zog mich vor fast 20 Jahren dermaßen in seinen Bann, dass die heutige Sichtung der TV Serie, neben der immer noch prächtigen Unterhaltung, bei mir eine wohlige Erinnerung an unbeschwerte Kindheitstage hervorruft. Die unverkennbare Naivität mit der die Figuren agieren erinnert stark an die Golden Age der Superheldencomics. MacGyver war wenn man so will ein moderner Hero der Gewalt verabscheute, die Unschuldigen aber aus einem Reflex heraus beschützen musste. Die zusätzliche Anreicherung der Serie mit meist umweltpolitischen Themen sind zwar durchaus lobenswert aber reichten damals wie heute nicht aus um eine ernsthaftere Debatte über gewisse Problematiken unserer Gesellschaft auszulösen.
Die einzelnen Folgen können meistens auch einzeln gesehen werden, es gibt im Grunde keinen wirklichen Hauptplot der sich wie ein roter Faden hindurch zieht. Sehr wohl werden mitunter dann aber alte Bekannte ins Spiel gebracht. So trifft MacGyver in der neu erschienenen und im Prinzip hier besprochenen Season 6 zum Beispiel wieder auf den „Rätselkiller“ Dr. Zito. Den Auftakt dieser Staffel macht allerdings Tough Boys, eine relativ unspektakuläre Episode, in der MacGyver eine Bande von jungen Selbstjustizlern aufhalten muss. In MacGywer’s Women gerät der Schnüffler per Traumsequenz sogar in den wilden Westen aber erst nachdem er eine der Damen zuvor in The Wall in Ostberlin kennenlernen durfte.
Auf den insgesamt sechs DVDs befinden sich insgesamt 20 Episoden à 45 Minuten, darunter sogar die im deutschen TV nie ausgestrahlte Folge Harry’s Will. Diese wurde logischerweise nicht synchronisiert und kann deshalb nur im O-Ton wunschweise mit Untertitel abgespielt werden. Den Rest gibt es auch auf deutschen Dolby Digital Stereo Ton. Auch wenn man technisch wohl das Bestmöglichste rausholte, merkt man der Serie, vor allem optisch, ihr Alter deutlich an.
Wo man sich allerdings deutlich mehr bemühen hätte können, sind die hässlichen Menüs, die am Ende wenigstens eines bieten, nämlich Funktionalität. Extras sucht man bei diesem Release übrigens vergeblich, was das Gesamtbild der ansonsten recht gut verarbeiteten Ausgabe im Pappschuber weniger stört.
Für Puristen und Nostalgiker stellt die Sammlung eine tolle Gelegenheit dar ihren Helden nochmals aufleben zu lassen. Wer MacGyver bisher nicht kannte wird die Serie aber wohl eher für 80er Trash halten, was ja nicht notwendigerweise Schlechtes bedeutet.
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