(„Everyone says: I Love You“ directed by Woody Allen, 1996)
„Wenn es einen Gott gibt, leistet er dermaßen schlechte Arbeit, dass es ein Wunder ist, dass die Menschen noch nicht geschlossen eine Sammelklage gegen ihn angestrebt haben!“
Pointierte One-Liner wie dieser machen deutlich: wir befinden uns hier in einem Woody Allen-Film. Allerdings in einem, der sich wohl von allen am Deutlichsten vom normalen Allen-Stil unterscheidet. Zunächst einmal handelt es sich hier um ein Musical – das bis heute einzige, welches Woody Allen jemals drehte. Zum anderen ist dies einer der wenigen Filme, die nicht komplett in New York gedreht wurden. Allen präsentiert sich hier ausgesprochen weltgewandt, filmte in Paris, Venedig – und natürlich in seinem geliebten New York. Die Handlung dieses Musicals ist nicht von großer Bedeutung. Wie in fast allen Filmen des jüdischen Intellektuellen geht es auch hier wieder um die Liebe, wie man sie findet, wie man mit den Problemen lebt, wenn man sie gefunden hat und wie man überlebt, wenn man sie wieder verloren hat. Es gibt – wie in einem Stück von Shakespeare – viele Irrungen und Wirrungen, die typische Woody Allen-Hektik und: viel Gesang!
Diverse Gesangseinlagen mit hervorragender Choreographie sind in die Handlung eingebettet, interessanterweise verwendete man hier Songs aus den 30er und 40er Jahren, obwohl der Film in der Gegenwart angesiedelt ist. Das vielleicht bemerkenswerteste an diesem Film: die Harmonie zwischen alten Songs und moderner Handlung stimmt. Schlitzohr Allen erzählte seinen Schauspielern erst, dass sie in diesem Film auch singen würden, nachdem jeder seinen Vertrag unterschrieben hatte und mit Ausnahme von Drew Barrymore – die wahrscheinlich in keinem anderen Film so sexy ist wie hier – singt auch jeder Schauspieler selbst. Zu Julia Roberts und Barrymore gesellen sich noch Alan Alda, Edward Norton, Tim Roth, Natalie Portman und Goldie Hawn, die diese Komödie zu einem beschwingten Spaß machen. Der Film ist unterhaltsam, die Songs sind gut eingebettet in die Handlung, die Choreographie ist brillant, die Dialoge treffsicher, aber insgesamt hinterlässt dieses Werk doch einen recht faden Nachgeschmack, wenn man weiß, zu was Woody Allen fähig ist.
Vielleicht ist Alle sagen: Ich liebe dich sein anspruchslosester Film. Er ist sehr leicht konsumierbar, sehr harmlos und doch versprüht er sehr viel Charme, trotz der zusammenkonstruierten Handlung, in der es streng genommen um alles bzw. nichts geht. Allen ist der alternde Single, der sich in Venedig in Julia Roberts verliebt, während seine Tochter sich in New York mit Edward Norton verlobt, dann aber mit dem Sträfling Tim Roth durchbrennen will, den ihre Mutter Goldie Hawn aus dem Gefängnis geholt hat, wovon ihr Mann Alan Alda nicht sehr begeistert ist, und schließlich gibt es da noch die andere Tochter, gespielt von Natasha Lyonne, die sich in Venedig verliebt und dort heiraten will, dann aber am Flughafen einen anderen netten Jungen kennen lernt, der sie fasziniert – nebenbei erzählt sie von ihren anderen beiden Schwestern, die sich beide in einen reichen, süßen Jungen verliebt haben, sodass eine mit einem gebrochenen Herzen zurückgelassen werden muss.
Zuviel? Wahrscheinlich. Zu konstruiert? Vielleicht. Der Film will eine musikalische Komödie sein, man wird gut unterhalten, auch wenn die Witze hier nicht Schlag auf Schlag kommen wie in Allens besten Zeiten. Dieses Musical weist typische Woody Allen-Merkmale auf, ist aber insgesamt doch deutlich flacher als die meisten anderen seiner Filme. Aber sich ansonsten schwer tut mit Woody Allen, romantischen Komödien nicht abgeneigt ist und einfach nur unterhalten werden möchte, der ist hiermit bestens bedient.
Kurzweilig, charmant, tolle Choreographien, aber im Allen-Oeuvre kein herausragendes Glanzlicht.
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