(„Edge Of Darkness“ directed by Martin Campbell, 2010)
Ursprünglich sollte es ein längst fällig gewesenes Treffen und ein schöner Abend werden, doch für Detective Thomas Craven (Mel Gibson) endete es im Blut seiner Tochter. Beim Abendessen bricht die junge Physik-Praktikantin Emma am Tisch zusammen und wird auf dem Weg zum Auto von einem maskierten Mann mit einer Shotgun und den Worten „Craven“ niedergestreckt. Wenige Momente stirbt sie in den Armen ihres Dad’s.
Aus Hass und Rache macht er sich abseits der offiziellen Polizeiarbeit auf die Suche nach den Mördern seiner Tochter und stößt mit der Zeit auf sonderbare Begebenheiten. Warum z.B. die Haarlocke seiner Tochter radioaktiv verseucht war, obwohl sie in ihrer Position keinen Gefahren der Strahlungen ausgesetzt war. Oder warum ihr Freund unter der ständigen Observation seiner Firma stand, für dessen Emma ebenfalls gearbeitet hat. Nach und nach deckt Craven eine brisante Regierungsverschwörung auf, für dessen Geheimnis Menschen schweigen oder zum Schweigen gebracht werden.
Vor wenigen Tagen erschien nun das Remake zur 1985 veröffentlichten Mini-TV-Serie Edge Of Darkness, dessen Regie damals ebenfalls Campbell übernahm und sich mit dieser Verfilmung einen langen Traum erfüllte. Die Hauptrolle des am Boden zerstörten und nach Rache sinnenden Vaters übernahm Mel Gibson (Mad Max 1-3, 1979-1985; Der Patriot, 2000; Signs – Zeichen, 2002), der mit dieser Rolle nach sieben Jahren erneut die Kinoleinwand bestieg. Positiv anzukreiden ist, dass ihm seine Rolle tatsächlich abgenommen wird, sein oftmals ausdrucksloses Gesicht und die traurige Mimik lassen ihn authentisch wirken und den Zuschauer mitfühlen, wenn er mit Tränen in den Augen von seiner Tochter spricht und nach Gerechtigkeit fleht.
Dies ist nahezu das einzig Positive an dem Verschwörungs-Action-Thriller, denn ein wichtiger Punkt der Genrebeschreibung fehlt: die Action. Abgesehen von wenigen Handgefechten, der recht blutigen Ermordung seiner Tochter und einer nicht mitreißenden Verfolgungsjagd, hat dieser Film lediglich viele Dialoge im Gepäck.
Ewige Gespräche zwischen Craven und dem Chef der Atomfabrik, Craven und Emmas Freund, Craven und seinen Kollegen und abschießend zwischen Craven und Jedburgh (Ray Winstone, Die Legende von Beowulf, 2007; Ben Hur, 2010), der einen zwielichtigen „Unterstützer“ in nicht- ausdrucksfähiger sowie nicht-ernstzunehmender Mafiosi-Manier mimt, ziehen die Story unnötig in die Länge und lassen die eigentliche packende Geschichte des rachsüchtigen Vaters erblassen. Das ist sehr schade, denn der verwandte Film 96 Hours (Liam Neeson, 2008) macht es deutlich besser: reichlich Action, mitreißende Gefechte und die düstere Darstellung des Drogen- und Prostitutionsmilieus überzeugen auf ganzer Linie.
De facto ist dies kein gelungenes Comeback des 54-jährigen Hollywood-Stars. Zwar wurde ihm eine ins Gesicht geschnittene Story in die Wiege gelegt, die er mitfühlend darstellt, doch das mögliche Potential des Drehbuchs wurde bei weitem nicht ausgenutzt. Weitaus mehr Zweikämpfe, nach-und-nach hingerichtete Mitschuldige am Mord seiner Tochter sowie eine kraftvollere Ausübung der Selbstjustiz (á la Der blutige Pfad Gottes, 1999) wären hier besser aufgehoben gewesen als Dialoge und stumpfe Ermittlungen.
Alternativ darf und sollte zu den bereits genannten Titel gegriffen werden, denn hier wurde nicht ganz ins Schwarze getroffen.
Auftrag Rache ist seit 04. November auf Blu Ray und DVD erhältlich
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