(„Der Knochenmann“ directed by Wolfgang Murnberger, 2009)
Die Coen Brüder treffen auf Werner Herzog – Der Knochenmann erreicht vielleicht nicht ganz die Klasse, aber er schlägt zumindest in die gleiche Kerbe der benannten Filmemacher. Nach den erfolgreichen Roman-Verfilmungen Komm, süßer Tod und Silentium schickt der Regisseur Wolfgang Murnberger erneut den Ex-Polizisten Simon Brenner (Josef Hader) in eine absurd-düstere Mischung aus schwarzem Humor, fließendes Blut und lakonischen Dialogen. Die Romane stammen aus der Feder von Wolf Haas, der gemeinsam mit dem Regisseur und dem Hauptdarsteller das Drehbuch konzipiert hat.
Diesmal schicken die Autoren Brenner in die tiefe österreichische Provinz, in die Steiermark, wo er die Leasing-Schulden für ein Auto eintreiben soll. Im Wirtshaus „Löschenkohl“ trifft er auf einen harten Hund – der Wirt: unübertroffen verkörpert durch Josef Bierbichler – das anziehende andere Geschlecht – und Gitti, die Schwiegertochter, kühl gespielt von Birgit Minichmayer –, der debile Sohn – Pauli, souverän von Chritoph Luser gemimt. Auch als nicht mehr aktiver Polizist riecht Brenner für den Braten und geht dem verdächtigen Wirtshaus auf den Grund. Zu Recht, denn Löschenkohl Senior verstrickt sich in die Machenschaften der slowenischen Mafia und gerät an den Gangsterboss Ivgeniew (Stipe Erceg), wodurch er in einen Strudel der Gewalt gezogen wird.
Der „Austro-Fargo“ kommt nicht ganz an das Original der Coens oder an das eines Herzog heran, aber er geht schnurstracks in die gleiche Stoßrichtung: mit zeitgemäßer, akzentuierter Filmmusik von den Sofa Surfers, einer für das Genre bemerkenswerten Kameraarbeit von Peter von Haller, der immer wieder durch ungewohnte Kameraeinstellungen auffällt, und brillant aufspielenden Darstellern – vor allem Bierbichler (Winterreise, Das weiße Band) – ist ein unterhaltsamer und absurd-komischer Krimi herausgekommen, der lediglich durch einen starken Stimmungsabfall gegen Ende für Fragezeichen sorgt und aufgrund des Österreichischen Verständnisprobleme bereiten könnte (aber es gibt ja noch Untertitel), ansonsten aber in 121 Minuten überdurchschnittliche Genre-Kost serviert, weil die eine oder andere Grenze neu ausgelotet wird.
Das Bonusmaterial fällt recht üppig aus: Neben den „Entfallenen Szenen“, die zurecht unter den Tisch gefallen sind, weil sie der Handlung nichts mehr beisteuern können, gibt es ein „Making Of“, das eigentlich keines ist. Denn in diesem Feature kommen einige der Darsteller zu Wort, um sich über die beziehungsweise ihre Charaktere auszulassen. Außerdem gibt es einen sehr informativen Mitschnitt von der Berlinale 2009, in der viele der Beteiligten (vor allem Regisseur, Romanautor, Hader und Minichmayr) von den Journalisten befragt werden. Wirklich herausstechend und unbedingt sehenswert ist der Konzertaufnahmen der Sofa Surfers, die ihre Filmmusik zu kunstvoll drapierten Bildern eine ergreifende Atmosphäre schaffen. Im Bonusmaterial ist außerdem noch der Kinotrailer und ein Audiokommentar mit Hader, Simon Schwarz und Murnberger enthalten.
Der Knochenmann ist seit 22. Oktober als CineProject-DVD erhältlich
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