(„Le premier cercle“ directed by Laurent Tuel, 2009)
Betrachtet man die Filmographie von Jean Reno, so erkennt man schnell, dass für den Franzosen das Gangstermilieu nichts Neues darstellt. Sei es in seiner Paraderolle als Profikiller in Léon – Der Profi oder als Mastermind eines Spezialteams in Ronin oder auch in Brian De Palmas Mission: Impossible lieferte der grimmig dreinschauende Schauspieler stets eine solide Leistung ab. Wenn er mal nicht als Ganove unterwegs war, dann fand man ihn eben als Inspektor auf der Seite des Gesetzes (Die purpurnen Flüsse). Er war also immer der Handlanger, der die Drecksarbeit erledigt und dabei kaum Emotionen zeigt.
In Le premier cercle schlüpft er nun in die Rolle eines Mafiabosses mit armenischen Wurzeln. Die zu Beginn eingeblendete Info über den Völkermord an den Armeniern will uns die Migrationswelle in Frankreich Anfang des letzten Jahrhunderts erklären, ein Fakt der allerdings nur dazu dient um die illegalen Machenschaften des Malakian-Clans zu begründen.
Das Familienoberhaupt Milo Malakian (Jean Reno) wird langsam aber sicher alt und möchte deshalb seinen Sohn Anton (Gaspard Ulliel) die Geschäfte übertragen, doch der Jungspund träumt lieber davon mit seiner Freundin Elodie (Vahina Giocante) ein Hotel in der Camargue zu eröffnen. Schließlich einigen sich aber Vater und Sohn darauf einen letzten Coup zu wagen, der Überfall auf einem Flughafen soll immerhin jedem Beteiligten fünf Millionen Euro einbringen.
Inside Ring dauert zwar nur etwa eineinhalb Stunden, doch der Film hat eindeutig seine Schwierigkeiten in dieser Zeit das Interesse seines Publikums aufrechtzuerhalten. Die Geschichte bietet nichts Neues und der Höhepunkt, der Überfall am Flughafen, wurde unspektakulär inszeniert. In den auf der Blu Ray beiliegenden Interviews möchte man dem Zuschauer weis machen dem Autor und Regisseur Laurent Tuel ginge es hier primär um die Figuren und deren zwischenmenschlichen Beziehungen, doch leider lässt das emotionsloses Schauspiel der Darsteller dies kaum zu.
Renos Kälte und Ausdruckslosigkeit passt wohl besser zum abgebrühten Auftragskiller und nicht zum besorgten Vater, da bringt auch Nichts das überzogene Ende, das mich weder warm noch kalt macht. Neben ihm agiert der international wenig bekannte Ulliel, der sich zwar bei den Extras als durchaus kultivierter Zeitgenosse gibt, im Film aber kaum Akzente setzen kann. Entweder wurden die gefühlsstarken und aussagekräftigen Szenen die er dort anspricht geschnitten oder aber seine Darstellung lässt es einfach nicht zu, seine eigentliche Intention zu verstehen. Gut – und das meine ich keineswegs optisch – gefällt hingegen Giocante, sie bekam im Endprodukt aber leider zu wenig Leinwandpräsenz.
Wenn Inside Ring aber etwas hervorragend beherrscht, dann sind es wunderschöne Bilder zu präsentieren. Ob nun die Landschaften der Côte d’Azur oder der italienischen Riviera um Genua, immer wirken die Aufnahmen bestens durchdacht und an die darin agierenden Akteure angepasst. Neben der DTS-HD Master Tonspur also ein Grund mehr warum man den Streifen lieber in Full HD als BD anschauen sollte.
Insgesamt also ein recht ernüchterndes Filmerlebnis das zwar ohne bahnbrechende Story daherkommt dafür aber wenigstens optisch und akustisch (der teilweise sehr experimentelle Soundtrack von Alain Kremski gefällt gut) überzeugen kann.
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