(„Just Visiting“, Jean-Marie Poiré, 2001)
Just Visiting ist einer jener Fälle, in denen Amerikaner davon überzeugt waren, ein US-Remake eines erfolgreichen europäischen Films wäre eine Bereicherung des kulturellen Marktes und eine Verbesserung gegenüber dem Original-Werk. Der hier rezensierte Film ist ein Remake der überaus erfolgreichen französischen Komödie Les Visiteurs (1993), den – um das gleich vorweg zu nehmen – der Rezensent nicht gesehen hat und somit auch nicht bemüht ist, Vergleiche anzustellen, sodass dieser Film als eigenständiges Werk bewertet wird.
Die Geschichte ist sowohl beim französischen Original und beim amerikanischen Remake fast dieselbe: Durch ein wenig erfreuliches Malheur für die Protagonisten Thibault (Jean Reno) und dessen Knappen Christian Clavier als Andre (die genauen Umstände sind hier sekundär), sehen sich die beiden Charaktere gezwungen, durch die Zeit zu reisen. Obwohl sie mit Hilfe eines Zauberers (Malcolm McDowell) nur für wenige Stunden in die Vergangenheit transportiert werden möchten, landen sie schlussendlich im Amerika des 21. Jahrhunderts und bei einer Ahnin Thibaults, gespielt von Christina Applegate. Diese muss ihre Gäste nun mit den technischen Errungenschaften der Gegenwart vertraut machen und unterdessen ist auch der Zauberer in Chicago angekommen, um die beiden Besucher in das 12. Jahrhundert zurückzuholen.
Der Film war kein großer finanzieller Erfolg und auch bei Kritikern kam der Streifen nur teilweise gut an. Das Drehbuch hat einige Schwächen, die Komödie wird teils zu kitschig und unangenehm sentimental, wie nur die Amerikaner es können, viele Spezialeffekte sind alles andere als überzeugend, sehen teilweise gar lächerlich aus und aus dem Zusammenprall von moderner Technik und Mittelalter hätte man sicher noch etwas herausholen können. Trotz alledem macht der Film Spaß und er hat sogar eine kleine Botschaft: Sei ein Edelmann, indem du dich wie einer verhältst. Sei einer Frau gegenüber immer aufmerksam, höflich und zuvorkommend und trete stets gegen Unrecht ein.
Auch ohne diese Botschaft wäre dieser Streifen höchst unterhaltsam und Christian Clavier ist das Highlight des ganzen Slapsticks, der elektrische Leuchter aus den Wänden reißt, im Glauben es seien Fackeln oder 2.000 Dollar teures Chanel No.5 trinkt und in die Badewanne kippt. Oft wird dem Film vorgeworfen, die Witze seien dümmlich und albern, andererseits muss man sich hier fragen, was man denn bei einem derartigen Sujet erwartet und wie man das Aufeinanderprallen zweier Kulturen in einer US-Komödie für das breite Publikum niveauvoller hätte darstellen sollen.
Über Humor lässt sich streiten, nicht abstreiten lässt sich, dass Just Visiting eine höchst unterhaltsame Komödie ist, die leicht verdaut werden kann. Einige Witze funktionieren nicht, doch der Großteil ist zu amüsant, um diesem Werk eine schlechte Bewertung geben zu können.
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