(„Memories Of Me“, directed by Henry Winkler, 1988)
Memories Of Me ist – um die Wertung gleich vorwegzunehmen – eine der großen und großartigen Tragikomödien der 80er Jahre. Das Drehbuch wurde von Billy Chrystal selbst und Eric Roth verfasst, der später die Vorlage zu Forrest Gump schreiben sollte. Die Geschichte dreht sich um den Herzchirurgen Abbie Polin (Chrystal), der während einer Operation einen leichten Herzanfall erleidet. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, sieht er sich alte Videos aus seiner Kindheit an und reflektiert das Verhältnis zu seinem Vater (Alan King).
Obwohl Vater und Sohn ein schlechtes Verhältnis zueinander und sich seit Jahren nicht gesehen haben, lässt sich Abbie von seiner Freundin (Jobeth Williams) dazu überreden, seinen Vater in Los Angeles zu besuchen. Dieser arbeitet als Komparse bei diversen Film- und Fernsehproduktionen und brüstet sich stolz damit, Schauspieler zu sein, wobei er in den seltensten Fällen eine Sprechrolle hat und auf den Sets meist auch nur für Unruhe sorgt. Der Aufenthalt in Los Angeles wird für Abbie eine schmerzvolle Reise in die Vergangenheit, zu einem anstrengenden Trip, das Verhältnis zu seinem Vater zu verbessern, der sich nur um sich selbst zu kümmern scheint und auch außerhalb der Arbeit ein sich selbst belügender Schauspieler bleibt.
Wie der Inhalt verrät, liegt der Schwerpunkt hier eher auf der Tragödie als auf der Komödie, doch das Drehbuch zeichnet sich dadurch aus, dass man es hier geschafft hat, eine perfekte Balance zu schaffen, zwischen Komik und Tragödie in den richtigen Momenten, wo die meisten Filme an dieser Stelle versagen und in unsäglichem Kitsch versinken. Memories Of Me wird nie kitschig oder allzu sentimental, albern oder süßlich. Dass dieser Film so unglaublich gut funktioniert, ist auch Alan King zu verdanken, der in diesem Werk eine erstklassige Darstellung präsentiert und perfekt besetzt ist.
Er und Billy Chrystal schaffen es, ein warmes und berührendes Drama über den Abgrund zwischen Vater und Sohn zum Leben zu erwecken, die überaus melodische und sehnsuchtsvolle Musik von Georges Delerue tut ihr Übriges, sodass dieses Werk sehr empfohlen werden kann als sehr warmherzige, humorvolle, unterhaltsame und charmante Familiengeschichte, die zugleich noch die Vergessenen der Filmindustrie, die Statisten, zu würdigen weiß und in deren Leben und Sicht der Dinge reinfühlt. Sean Connery hat einen sehr amüsanten Kurzauftritt, das Ende ist zwar vorhersehbar und nicht überraschend, weiß aber trotzdem sehr zu berühren, sodass Memories Of Me als sehr gelungene Unterhaltung für einen verregneten Sonntagnachmittag vollends zu überzeugen weiß. Der Film ist kein Meisterwerk, erreicht aber all die Ziele, die man erreichen wollte und das Ergebnis zählt zu den schönsten Dramen der 80er.
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