(„Silver Bears“, Ivan Passer, 1978)
Silver Bears wurde in Marokko, der Schweiz, England und Amerika gedreht und die Kosten sieht man dieser Gangsterkomödie auch an. Man hätte von diesen Produktionskosten wohl besser etwas mehr in ein intelligenteres Drehbuch stecken sollen, denn Michael Caines mittlerweile vergessener Silber, Banken und Ganoven ist eine mittelgroße Enttäuschung, gemessen an dem starken Beginn, der in einen zähen und quälenden Rest mündet. Michael Caine spielt hier Doc Fletcher, der von einem Gangsterboss (Martin Balsam) beauftragt wird, in die Schweiz zu fliegen um die eigene Bank aufzukaufen, da die Profite auf diese Weise gesteigert werden können.
In der Schweiz angekommen, muss er jedoch feststellen, dass die drei Millionen teure Bank nur Einlagen im Wert von 900 Dollar hat und nicht viel mehr darstellt als ein schmutziges Appartement über einem italienischen Restaurant. Der Vorsitzende der Bank, gespielt von Louis Jordan, rät ihm daraufhin, in eine Silbermine seines Cousins in Persien zu investieren, was Fletcher bereitwillig tut, mit dem Plan, mehrere Millionen Gewinn aus diesem Geschäft zu erwirtschaften. Doch es ist ein langer Weg, erst einmal genügend Geld zu bekommen, was er in die Mine investieren kann…
Silver Bears ist kein schlechter Film, vor allem nicht gemessen an filmischen Gurken wie Der weiße Hai 4 oder Auf brennendem Eis, in denen Caine noch mitspielen sollte, doch der Film hat zu viele Schwächen, als dass man ihn guten Gewissens empfehlen kann. Positiv hervorzuheben, ist die erste Hälfte des Films, die mit skurrilen Charakteren, einer recht originellen Idee und schön fotografierten Landschaftsaufnehmen gut unterhalten kann. Leider verläuft sich dieses Werk anschließend völlig und verirrt sich eine völlig falsche Richtung. Man versuchte sich krampfhaft, eine Liebesgeschichte in diesem Film unterzubringen – ein Aspekt, der von der Geschichte nicht zugelassen wird, was in einige Szenen mit der beschränkten Debbie (Cybill Shepherd) resultiert, die insgesamt nicht viel mehr als eine Laufzeit von fünf Minuten haben.
Doch es ist schlimmer als das: die Liebesgeschichte ist derart konstruiert und unpassend, dass man Shepherd und Caine diese Affäre nicht eine einzige Sekunde lang abnimmt und das größte Problem dieses Konstruktes ist, dass es den Charakter Caines unglaubwürdig und sehr unsympathisch macht als jemand, der Shepherd anfangs nur benutzt, dann kalt auf sie reagiert, ehe er ihr einredet, er liebe sie – mehr als fragwürdig ist in dieser Hinsicht auch die unerträgliche letzte Szene des Films. Das Problem für den Zuschauer ist, dass man Caine zu Beginn als charmanten und charismatischen Dandy kennen gelernt hat, bis man sich von ihm durch die Affäre mit Shepherd enttäuscht sieht, er alle Sympathien verspielt und man sich dadurch nicht mehr im Geringsten für sein Schicksal interessiert – der weitere Verlauf für Doc Fletcher verliert an Bedeutung.
Das Drehbuch weist derart große Löcher und Lücken auf, dass man sich hier nur fragen kann, wie man als Regisseur oder Produzent all das benötigte Geld für die vielen Drehorte bekommen, aber die offensichtlichsten Schwächen des Drehbuchs übersehen konnte. Nie wird auch nur ansatzweise versucht zu erklären, wie die Gangster es innerhalb weniger Stunden geschafft haben, eine noble Bank für eine feierliche Veranstaltung zu organisieren und viel wichtiger: wie man es geschafft hat, diese Bank zu übernehmen, um von ihr aus alle weiteren Transaktionen zu unternehmen.
Silver Bears kann dem Zuschauer am Anfang viel bieten und auch das Finale des Films ist amüsant, doch die konstruierte Liebesgeschichte und die Lücken des Drehbuchs lassen ihn langsam, aber unerbittlich sterben. Wer eine unterhaltsame Gangsterkomödie sehen möchte, der sollte die erste Hälfte des Films sehen und anschließend abschalten. Diese Methode erspart zumindest Frustration.
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