The Messenger

The Messenger – Die letzte Nachricht

(„The Messenger“ directed by Oren Moverman, 2009)

Das größte außenpolitische Debakel der USA jüngster Vergangenheit, der Irakkrieg, wurde erst vor kurzem von Kathryn Bigelow in The Hurt Locker und auch von Paul Greengrass mit seinem Green Zone filmisch thematisiert, doch während sich die Storys dieser Streifen primär irgendwo in sandigen Landschaften, weit weg von „zu Hause“, abspielen, geht Oren Moverman bei seinem Regiedebüt gänzlich andere Wege.

Das Kriegsgebiet selbst wird nie gezeigt, sondern wenn schon, dann müssen uns die spärlichen Erzählungen der Figuren ausreichen um uns selbst eine Vorstellung der schrecklichen Ereignisse zu machen. The Messenger beleuchtet vielmehr die Frage wie die Angehörigen der Gefallenen reagieren aber auch die posttraumatische Störungen der Soldaten nach einem Einsatz an der Front.

Während Tony Stone (Woody Harrelson) schon seit langem den Todesengel für den Secretary of the Army spielt, d.h. Familie und Verwandte darüber informiert, dass ihre Tochter oder Sohn bei ihrem Job als SoldatIn umgekommen sind, stößt nun der Jungspund Will Montgomery (Ben Foster) dazu und soll Stone künftig begleiten, zumindest so lange, bis seine Verletzungen die er sich im Irak zugezogen hat, verheilt sind.

Montgomery gilt als Kriegsheld, doch nur sehr ungern verliert er Worte über den Vorfall der ihm fast ein Bein und ein Auge kostete. Er wirkt verschlossen, nachdenklich aber zugleich leer und trotz seines jugendhaften Äußeren scheint er alt und müde zu sein. Er trauert seiner großen Liebe (Jenna Malone) nach, der er vor seinem Einsatz den Laufpass gab: er wollte nicht, dass sie stets in Angst um sein Dahinscheiden die Tage bis zu seiner Rückkehr zählen muss.

Während er nun gemeinsam mit Captain Stone diverse Menschen in den verschiedensten Situationen und Umständen besucht und ihnen die furchtbaren Nachrichten übermittelt, entsteht zwischen den beiden Militärs so etwas wie eine Freundschaft. Der deutlich ältere Tony, der zwar nicht im aktuellen Konflikt, dafür aber dafür im Golfkrieg und bei anderen Einsätzen für sein Land diente und nach einer turbulenten „Traumabewältigung“ mittlerweile wieder trocken ist, führt seinen Job äußerst penibel aus und hält sich dabei an einen strengen Vorgehenskodex. Auch wenn Montgomery zu Beginn darauf bedacht ist möglichst distanziert das Ganze anzugehen, so holen ihm irgendwann die herzzerreißenden Emotionen und Reaktionen der Angehörigen ein. Zuerst nur am Abend, wenn er am Boden hockend und bei ohrenbetäubender Metal Musik sein Dosenfutter isst, später dann auch während der Arbeitszeit.

Die große Stärke von The Messenger liegt darin, dass er auch ohne derbe Bilder, lange Feuergefechte oder Bombenexplosionen auskommt, uns aber dennoch die Grausamkeit eines Krieges, egal nun welchen, vermittelt. Im Gegensatz zu einer relativ gefühlsarmen Actionszene bedarf es hierbei allerdings guter Schauspieler denen man das Ganze auch abkauft und die simpel gesagt echt und nicht gekünstelt wirken.
Dem Film gelingt dies mit den zwei Hauptcharakteren Foster und Harrelson ausgezeichnet, aber auch mit Nebendarstellern wie Steve Buscemi oder Samantha Morton hat man keine große Mühe dieses hohe, schauspielerische Niveau aufrecht zu erhalten.

Während die Academy den Film der Bigelow den Vorzug für das beste Drehbuch gab, sehe ich das gänzlich anders. Nicht nur, dass die Figuren hier facettenreicher ausgearbeitet wurden, sondern wie schon erwähnt kommt The Messenger komplett ohne martialisches Schlachtfeld aus, was für eine derartige Topik höchst lobenswert ist, vor allem da man als Zuschauer kein Blut braucht um den Ernst der Situation zu erkennen.

Movermans Erstlingswerk versteht es ausgesprochen gut die Balance zwischen den schmerzlichen und nahegehenden Szenen und den vorantreiben des Plots zu halten. Die Messenger werden bei ihren Einsätzen immer per Handkamera begleitet, was einerseits die Hektik der Situation gut wiedergibt, andererseits den Zuschauer, ob er nun will oder nicht, quasi direkt ins Geschehen einbindet.

Ein Film den man absolut gesehen haben sollte. Auch wenn natürlich der für die USA und den Medien „wichtigste“ Konflikt behandelt wird, verliert The Messenger nicht seine Allgemeingültigkeit, denn schließlich gibt es bei jedem Krieg Tote und Hinterbliebene deren Verlust das Beileid des jeweiligen Staates und/oder die Versicherung auf finanzielle und psychologische Hilfe nicht decken kann.



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