(„Sherlock Holmes and the Secret Weapon“, directed by Roy William Neill, 1943)
Die Geheimwaffe ist einer jener Sherlock Holmes-Filme mit Basil Rathbone, die mit der literarischen Figur Arthur Conan Doyles kaum noch etwas gemein haben. Der berühmteste Detektiv der Film- und Literaturgeschichte wurde hier – wie bereits zuvor in Die Stimme des Terrors zur Propaganda zweckentfremdet. Der vorliegende Streifen entstand 1943, mitten im zweiten Weltkrieg, in den längst auch England/Amerika verwickelt war. Dies war für die Universal-Studios Grund genug, Holmes als Aushangschild für die amerikanischen Soldaten zu benutzen, der sein Vaterland vor den bösen Deutschen retten soll und sogar am Schluss noch einen pathetischen Monolog auf das glorreiche England hält.
Holmes ist hier als verfilmte Romanfigur genauso ernst zu nehmen, wie die Verfilmung von Guy Ritchie mit Robert Downey jr. Rathbone – nichtsdestotrotz einer der besten Holmes-Darsteller aller Zeiten – spielt den britischen Detektiv hier zunächst als Doppelagenten, der sich in der Schweiz mit den Deutschen trifft. Thema ihres Gesprächs ist der Physiker Dr. Tobel (William Post jr.), der ein Bombenzielgerät entwickelt hat, das nun sowohl die Deutschen, als auch die Engländer haben wollen. Holmes – verkleidet als Spion – verspricht ihnen, Tobel auszuliefern, doch als der Detektiv den Physiker besucht, wird deutlich, auf wessen Seite er wirklich steht, denn Holmes trickst die Deutschen aus und schmuggelt Tobel nach London, wo er ihn in seiner Wohnung, 221 Baker Street, versteckt. Dr. Watsons (Nigel Bruce) Schläfrigkeit ist es jedoch zu verdanken, dass der Physiker bald verschwindet. Er taucht zwar wenig später wieder auf, doch seine Verfolger lassen sich nicht abschütteln. Die Polizei steht vor einem Rätsel, als Tobel entführt wird und zum Schrecken muss Inspektor Lastrade (Dennis Hoey) feststellen, dass auch das Bombenzielgerät verschwunden ist. Nun liegt es an Holmes zu verhindern, dass die Deutschen das begehrte Instrument in die Hände bekommen…
Die Geheimwaffe ist wie jeder Sherlock Holmes-Film aus dieser Reihe ein B-Movie, für wenig Geld schnell abgefilmt, doch als solches kann sich der vorliegende Film und alle anderen sehen lassen. Wie es bei B-Movies zu jener Zeit üblich war, wurde für aufwändige Szenen häufig Stock-Footage verwendet, sog. Archivmaterial, das nicht extra für den Film gedreht, sondern lediglich nachträglich eingefügt wurde. Das beste Negativbeispiel wäre hierfür wohl ein jeder Ed Wood Film wie „Glen or Glenda“. Roy William Neill zeigt hier in seinem Streifen nun, wie man Archivmaterial sinnvoll einsetzt, ohne dass es negativ auffällt oder dilettantisch wirkt.
Als B-Movie ist Die Geheimwaffe sehr stilvoll inszeniert, reicht jedoch nicht an andere Filme aus der Reihe wie dem besten, der Kralle heran, obwohl die Ermittlungen die gewohnte Spannung bieten und Abwechslung bieten, doch einige Geschehnisse wirken arg konstruiert und unglaubwürdig. Zudem hinterlässt der Propaganda-Faktor einen recht faden Nachgeschmack, auch wenn die zahlreichen Maskierungen des Meisterdetektivs wie üblich sehr amüsant anzusehen sind. Angesichts der Produktionsbedingungen ein spannender Detektivfilm, der jedoch nichts das Sahnehäubchen in der Reihe darstellt.
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